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Die standhafte Witwe

Die standhafte Witwe

Titel: Die standhafte Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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nachsichtig gewesen war. All das mußte jetzt aufhören. Seine Gefolgsleute würden jetzt entweder ihre Einstellung ändern oder sein Mißfallen zu spüren bekommen.
    Die Arbeiten an der Mauer gingen nur im Schneckentempo voran. An einem normalen Tag erledigte ein MacBain-Soldat gut dreimal soviel wie ein Maclaurin. Heute war allerdings kein normaler Tag. Die Maclaurins murmelten wie alte Männer vor sich hin. Ihre Konzentration galt bestimmt nicht ihrer Arbeit, und nichts wurde wirklich geschafft.
    Gabriels Geduld war am Ende. Er war gerade drauf und dran, ein paar besonders Aufmüpfigen eine Lektion zu erteilen, als Calum ihn unterbrach. Er meldete, ein zweiter Bote sei angekommen.
    Gabriel ärgerte sich über die Störung. Viel attraktiver schien ihm die Idee, ein paar Maclaurin-Köpfe zusammenzustoßen. Zudem betraf die Nachricht weniger ihn selbst, aber er nahm an, daß Johanna sich freuen würde.
    Gabriel wollte, daß Johanna glücklich war. Er war nicht sicher, warum ihn das kümmerte, aber er war ehrlich genug, sich einzugestehen, daß ihr Glück ihm wichtig war.
    Teufel, er wurde immer weicher. Er mußte den Boten die Nachricht, die er nach England zurückgebracht wissen wollte, mehrmals wiederholen lassen, denn der Mann wurde von Dumfries abgelenkt, der plötzlich in die Halle gestürmt kam. Der Hund knurrte, und der Mann fing an zu zittern, was Gabriel das erste Lächeln seit dem frühen Morgen entlockte.
    Johannas Reaktion auf die Neuigkeit war ganz und gar nicht so, wie erwartet. Er wollte eigentlich bis zum Abendessen warten, um es ihr zu sagen, aber sie kam gerade herunter, als der Bote versuchte, zu flüchten.
    Dumfries schnappte nach den Fersen des Mannes. Johanna war entsetzt über die Behandlung, die man dem Fremden angedeihen ließ. Sie schob den Hund beiseite und öffnete dem Mann dann die Tür. Dann verabschiedete sie ihn höflich, aber er hörte sie wahrscheinlich nicht. Wie ein Verrückter raste er über den Platz, und Gabriels Gelächter übertönte ihre freundlichen Worte.
    Sie schloß die Tür und ging zur Treppe. Ihr Mann stand an der Feuerstelle und grinste wie ein Reichbeschenkter am Weihnachtsmorgen. Sie schüttelte den Kopf.
    »Es ist nicht sehr höflich, seine Gäste zu erschrecken, M’lord.«
    »Er ist ein Engländer, Johanna«, erklärte er und fand, daß das eine ausreichende Erklärung für sein schlechtes Benehmen war.
    Sie sah ihn besorgt an, während sie auf ihn zuging. »Es war ein Bote, nicht wahr? Woher kam seine Nachricht? Von König John? Oder hat Baron Goode wieder um einen Besuch gebeten?« In weniger als einer Minute hatte ihre Miene von Besorgnis zu Entsetzen gewechselt.
    Gabriel schüttelte den Kopf. »Er hat keine schlechten Nachrichten gebracht, Frau. Die Botschaft kam von deiner Mutter.«
    Sie packte Gabriels Hand. »Ist sie krank?«
    Gabriel beeilte sich, sie zu beruhigen. Er konnte es nicht ertragen, sie so verängstigt zu sehen. »Nein«, sagte er. »Zumindest glaube ich das nicht«, setzte er hinzu. »Sie würde kaum herkommen, wenn sie krank wäre, oder?«
    »Mama kommt her?«
    Johanna hatte die Frage geschrien, und Gabriel war erstaunt. Sie sah aus, als würde sie gleich in Ohnmacht fallen. So hatte er sich ihre Reaktion bestimmt nicht vorgestellt.
    »Freut dich das denn nicht?«
    »Ich muß mich setzen.«
    Johanna sank auf einen Stuhl, und Gabriel baute sich vor ihr auf. »Antworte mir, Frau. Wenn du dich nicht darüber freust, dann sage ich Calum, er soll den Boten einholen und ihm sagen, der Besuch sei nicht erwünscht.«
    Sie sprang wieder auf die Füße. »Das wirst du nicht tun! Ich will meine Mutter sehen.«
    »Was ist in Gottes Namen dann mit dir los? Warum benimmst du dich, als hättest du gerade eine Hiobsbotschaft bekommen?« Johanna hörte ihrem Mann nicht zu. Ihre Gedanken rasten. Sie würde ihr Haus auf Hochglanz bringen müssen. Aye, das stand an erster Stelle. Und Dumfries brauchte ein Bad. Hatte sie Zeit, ihm ein paar Manieren beizubringen? Sie wollte nicht, daß der Hund ihre Mama anknurrte.
    Gabriel packte seine Frau an den Schultern und verlangte erneut eine Antwort. Sie bat ihn, seine Frage zu wiederholen.
    »Warum freut dich die Nachricht nicht, Frau?«
    »Aber sie freut mich ja. Und wie«, entgegnete sie. Sie garnierte das mit einem Blick, der ihn fragte, ob er seinen Verstand verloren hatte. »Ich habe Mama seit vier Jahren nicht gesehen, Gabriel. Es wird ein wundervolles Treffen werden.«
    »Und warum zum Teufel siehst du dann so

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