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Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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nachgelassen hatte, als er zu bequem geworden war. Dieses Feuer war von ausschlaggebender Bedeutung für seine Mission.
    Aber er hatte auch seine afrikanischen Wurzeln bei den Dahana gefunden. Er dachte an den Frieden und die Freude, die er beim Laufen mit seinen Jägerkameraden gefunden hatte, und an seine Entdeckung von Musik und Tanz. Er war einer von Dem Volk gewesen - und der Gedanke, dass ihm dieses Leben nun wieder verschlossen war, versetzte ihm einen scharfen Stich ins Herz. Er war wieder einmal an einem Ort, dem er nicht ganz angehörte.
    »Trink.« Die Priesterin Nayo reichte ihm eine Tasse heißen, süßen Tee, den er durstig trank. Er würde die Dahana vermissen, aber zumindest hatte er wieder Tee.

 
    Einfachere Prüfungen folgten, die ihn zu Orten führten, an denen er gelebt hatte, wie Malta, Algier, seine Schiffe und Santola. An jedem Ort streifte er geisterähnlich durch vertraute Szenen und fühlte sich immer vollständiger, als er sich mit dem durch die Distanz bedingten Abstand sah.
    Er verlor den Überblick über die Zeit, aber nach einigen Tagen beschloss Adia, dass seine Seele nun vollständig genug war, und informierte ihn, dass die nächste Prüfung anderer Natur sein würde. Sie führte die Gruppe auf die höchste Erhebung Diabolos, wo der junge Priester, ein früherer Galeerensklave namens Enam, bei Sonnenaufgang ein Ritual vollzog. Am Ende beschrieb Enam einen Kreis von der Größe eines Mannes in der Luft. »Tritt jetzt ein und erfahre die Geister der Luft.«
    Nikolai trat hindurch und fand sich bei einem endlosen Sturz durch dunklen Raum wieder.
    Während die erste Prüfung seiner Initiation ein gefährlich einladendes Himmelreich gewesen war, war diese hier die Hölle. Allein der Sturz war schon sehr Furcht erregend. Noch schlimmer aber war der Lärm: ohrenbetäubende Angstschreie, die hoch und tief zugleich waren und ihm durch Mark und Bein gingen. Er versuchte, seine Ohren mit den Händen zu bedecken, aber der Lärm war in seinem Kopf, und er konnte ihm nicht entkommen. Nikolai geriet in Panik, versuchte verzweifelt, dem Gejammer und Gewimmer zu entkommen, doch der grauenhafte Lärm wurde immer schlimmer. Er hatte nicht gewusst, dass Geräusche solchen Schmerz erzeugen konnten.
    Er war dem Wahnsinn nahe, bevor er merkte, dass der Lärm sich im gleichen Maße steigerte wie seine Angst. Je mehr er sich fürchtete, desto qualvoller waren die schrecklichen Geräusche. Wenn er das hier überleben wollte, musste er seine Ängste überwinden.
    Was fürchtete er am meisten? Nicht den Tod - der wäre schon fast eine Erleichterung. Sowie ihm das bewusst wurde, ließ das entsetzliche Geschrei ein wenig nach.
    Was sonst fürchtete er?
    Zu versagen. Er trug die Verantwortung für seine Leute, für die Sklaven, die er gerettet hatte, und den Zufluchtsort, den er auf Santola für sie geschaffen hatte. Und wenn er seine Leute enttäuschte, würde er sie mit in die Hölle nehmen, befürchtete er.
    Aber das würde nicht geschehen, begriff er dann. Viele starke, tüchtige Männer und Frauen lebten auf Santola. Durch sie würde die Gemeinde überleben, falls er starb. Seine Furcht war also unbegründet.
    Wieder ließ der qualvolle Lärm ein wenig nach, und er stürzte auch nicht mehr so schnell.
    Was fürchtete er noch? Verluste. Als Junge hatte er alle Menschen verloren, die er geliebt hatte. Er hatte geglaubt, diese Ängste überwunden zu haben, seit er sich keine Gefühle mehr erlaubte, doch irgendwo tief in seinem Innersten war die Furcht noch da - genau wie das Verlangen, zu lieben und geliebt zu werden. Sich diese Ängste einzugestehen, verringerte das hämmernde Geräusch genug, um seinen Körper nicht mehr zu erschüttern.
    Verrat . Als Junge war er viel zu großzügig mit seinem Vertrauen umgegangen, und der Schmerz, verraten worden zu sein, hatte ihm fast das Herz zerrissen. Furcht und Verlust hatten eine verzehrende Wut in ihm erzeugt, die ihn auf bittere Rache hatte sinnen lassen. Dieser rachsüchtige Zorn hatte ihn mehr als nur ein bisschen verrückt gemacht.
    Ungerechtigkeit. Er hatte Jean entführt und hätte freudig ihren Bruder umgebracht, was eine große Ungerechtigkeit gewesen wäre. Er lebte für die Gerechtigkeit, aber in seiner Furcht und seinem Schmerz wäre er fast zu dem geworden, was er am meisten hasste.
    Der Lärm war jetzt erträglich, und Nikolai fiel auch nicht mehr, sondern schwebte in der Luft wie eine Seifenblase. Jede seiner Ängste war ein verlorenes Stück seiner

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