Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
Vom Netzwerk:
Seele gewesen, wurde ihm nun klar. Mit dem Besiegen dieser Ängste wurde seine Seele stärker.
    Der Lärm löste sich in nichts auf. Während Nikolai im leeren Raum hing, fragte er sich, ob es möglich wäre, hier zu fliegen. In seinen Träumen war er schon geflogen, mit weit ausgestreckten Armen und Beinen, und hatte dabei seine ganze Energie darauf konzentriert, in der Luft zu bleiben. Er versuchte das jetzt und stellte zu seiner Freude fest, dass er tatsächlich fliegen konnte, als er die Angst verlor, abzustürzen oder gegen einen Berg zu stoßen.
    Das Fliegen war eine magische Erfahrung. Nikolai lachte laut, als er durch die Dunkelheit schwebte und wie ein verspielter Seevogel Schleifen in der Luft beschrieb und Sturzflüge probierte. Schließlich beschloss er festzustellen, wie hoch er fliegen konnte. Unter Aufbietung seiner ganzen Willenskraft stieg er höher und höher - und passierte das Portal, das nach Diabolo zurückführte.
    Leider fiel er dort so ungeschickt auf den Boden, dass er herumrollte und sich an den rauen Steinen die Haut aufscheuerte. Seine priesterlichen Lehrer standen um ihn herum. Diesmal war es Enam, der ihm auf die Beine half.
    »Das war ... interessant«, sagte Nikolai und blickte zum Himmel auf, um nach dem Stand der Sonne zu sehen. »Wie lange war ich fort? Einen Tag?«
    »Nur ein paar Minuten.« Ein mutwilliges Glitzern erschien in Omars Augen. »Damit bleibt heute noch Zeit genug für eine weitere Prüfung.«
    Nikolai unterdrückte ein Stöhnen. Die Initiation war auf immer neue Weise schwierig - doch je eher er sie hinter sich hatte, desto besser.

 
    »Bist du da, Jean?«
    »Auf der Terrasse!« Jeans Herz begann wild zu pochen, als sie Adias Stimme an der Tür zu ihrem Zimmer hörte. Sie sprang auf, um die Besucherin zu begrüßen. »Hat ... ist Nikolai etwas passiert?«
    »Es ist viel passiert, und das wird längst nicht alles sein, aber bisher hat er sich gut geschlagen«, sagte Adia schnell. »Tut mir leid, falls mein Erscheinen dich beunruhigt hat. Heute Nachmittag werde ich auf Diabolo nicht gebraucht, deshalb habe ich beschlossen, ins Dorf zu kommen, um Vorräte zu holen. Und ich wollte auch sehen, wie du mit den Abolitionsberichten weiterkommst. Gibt es irgendetwas, das für dich noch unklar ist?«
    Grenzenlos erleichtert, dass es dem Captain gut ging, zeigte Jean auf den Stapel Notizen auf dem Terrassentisch, an dem sie arbeitete. Wenn ihre Augen ermüdeten, war es eine Wohltat, zu der Caldera und nach Diabolo hinauszuschauen. »Ich bin etwa bei der Hälfte meiner Abschriften. Es gibt allerdings mehrere Stellen, wo ich deine Aufzeichnungen nicht ganz verstehe. Ich habe auch versucht, einen zeitlichen Ablauf der mit der Abolition in Verbindungen stehenden Ereignisse zu erstellen. Könntest du ihn dir anschauen, um zu sehen, ob alles richtig ist?« Sie reichte Adia das Blatt, auf dem sie eine Art Diagramm mit Ereignissen aus verschiedenen Jahren ausgearbeitet hatte.
    »Das ist bisher sehr gut«, lobte Adia, nachdem sie sich die Darstellung angesehen hatte. »Aber da ist noch mehr.« Sie setzte sich zu Jean und schilderte ihr noch einmal einige wichtige Vorfälle. »Ich habe diese Dinge nicht selbst erlebt, aber die Ältesten erwähnten sie.«
    »Das ist ja wunderbar!« Jean machte sich schnell Notizen. »Man kann mit Worten viel mehr ausdrücken als mit Geschriebenem.«
    »Wir hatten nur Zeit, das Wichtigste schriftlich festzuhalten. Den größten Teil habe ich selbst übernommen, da nicht alle Ältesten des Schreibens mächtig sind. Und nun lass uns deine Fragen durchgehen.«
    Jean entspannte sich, als sie in ihren Notizen blätterte und ihre erste Frage suchte. Adia würde sich bestimmt nicht die Zeit nehmen, mit ihr daran zu arbeiten, wenn nicht eine sehr gute Chance bestünde, dass sie in die Zukunft reisen würden. Und das wiederum bedeutete, dass Nikolai überleben würde.

 
    Die Tage vergingen mit vielen weiteren Prüfungen, von denen einige erschreckend, andere nur leicht befremdend waren. Die Erde zu erfahren, war beängstigend, weil Nikolai lebendig begraben zu sein glaubte und fürchtete zu ersticken. Als er nicht starb, wurde ihm allmählich bewusst, dass er ein aufkeimendes Saatkorn war, das die Erde in des Wortes wahrster Bedeutung kennenlernte. Alles drehte sich hier um Beschaffenheit, Gewicht, Temperatur und viel Geduld, als er sich instinktiv zum Sonnenschein hinaufkämpfte.
    Von einem vorbeikriechenden Wurm gestreift zu werden, war in der Tat ein

Weitere Kostenlose Bücher