Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)
gefertigten Flöten beizubringen. Er hatte immer Freude an Musik gehabt, aber nie gelernt, ein Instrument zu spielen. Daher war der Unterricht ein Vergnügen, nicht nur der Musik, sondern auch der scheuen, hübschen Tochter seines Lehrers wegen, die ihn immer mit ganz besonderer Wärme ansah. Bald erwiderte er ihr Lächeln und dachte sich, dass es an der Zeit sei, eine Frau zu nehmen. Aber es bestand ja keine Eile.
Die Tage verliefen ruhig, friedlich und befriedigend. Zum ersten Mal in seinem Leben war er wunschlos glücklich, obwohl er sich nicht einmal erinnern konnte, wieso er es vorher nicht gewesen war.
Nachdem viele Hand voll Tage vergangen waren, verließ seine Gruppe, die aus einem Dutzend Jägern bestand, das Dorf zu einer Handelsreise zu einer Stadt, die an der Gabelung zweier Flüsse lag. Sefu erklärte, dass viele Leute Timtu aufsuchten und große Wunder dort zu sehen waren.
Nikai und die Jäger liefen drei Tage lang und gelangten von der grasigen Savanne zu einer noch unwirtlicheren und trockeneren Landschaft. Die Sonne hatte seine Haut mit der Zeit so stark verdunkelt, dass er mehr wie seine Gefährten aussah, und er war froh darüber, weil er sich nicht von ihnen unterscheiden wollte.
Die Jäger wechselten sich mit dem Tragen ihrer Tauschwaren ab, bis sie am späten Vormittag des vierten Tages Timtu erreichten. Beim Anblick der quadratischen Lehmhütten regte sich eine schwache Erinnerung in Nikolai. Eine Stadt wie diese hatte er vor langer Zeit in seinem Traumleben besucht. Warum hatte er das getan, und wo befand sich die Stadt? Er konnte sich nicht erinnern.
Auf dem Markt wimmelte es von Händlern, die Früchte, bunte Stoffe, behämmertes Metall und Holzschnitzereien feilboten, aber auch eine verwirrende Menge anderer Waren, die über Flüsse und Handelsrouten in die Stadt gelangt waren. Nikai bewunderte eine kleine Trommel und klopfte darauf, um ihren schönen Klang zu hören. Was könnte er gegen ein solch feines Instrument eintauschen? Vielleicht ein paar seiner verzauberten Feuerstöcke? Ein Mann und eine Frau verkauften die Trommeln, und ihre hübsche kleine Tochter zeigte ihm schüchtern eine andere Art und tippte darauf, um ihm ihren ebenfalls sehr schönen Klang zu zeigen.
Nikai wollte die Trommel des kleinen Mädchens gerade ausprobieren, als in der Ferne Geschrei und donnerndes Hufgetrappel laut wurden. Der Marktplatz löste sich in Schreie und panisch flüchtende Händler und Besucher auf. Sefu schrie: »Renn, Nikai! Das sind Angreifer aus dem Norden! Wenn wir weglaufen, werden sie uns nicht verfolgen, weil wir bewaffnet sind, aber wir müssen uns beeilen!«
Nikai fuhr herum und folgte seinem Freund und den anderen Jägern, als sie vor den Angreifern die Flucht ergriffen. Er verließ gerade den Platz, als Reiter von der anderen Seite heransprengten. In weite Gewänder gehüllt, ihre Gesichter fast vollständig unter Tüchern verborgen, schwenkten diese Männer brüllend ihre Krummsäbel, um die Stadtbewohner mit ihren Klingen und Pferden in die Mitte des Marktplatzes zu treiben.
Plötzlich sah Nikai die Trommelverkäufer. Der Vater hob das kleine Mädchen auf und rannte mit seiner Frau auf eine schmale Gasse zu. Aber es war bereits zu spät. Einer der Banditen riss ihm die Kleine aus den Armen und trat den Vater in den Bauch, damit er seine Tochter losließ. Dann warf der Reiter das Mädchen vor sich auf den Sattel und trieb die Eltern mit der flachen Seite seines Schwertes auf die Gruppe von Gefangenen zu.
Zutiefst bestürzt über die Szene, verhielt Nikai den Schritt. »Was tun diese Männer?«
Auch Sefu blieb stehen und drehte sich zu Nikai um. »Das sind Sklavenhändler. Sie werden die jungen, gesunden Gefangenen an die Küste bringen, wo sie verkauft und in andere Länder gebracht werden. Komm jetzt, solange sie beschäftigt sind!«
»Wenn wir alle zusammen kämpfen, könnten wir sie vertreiben.« Einige Händler wehrten sich bereits, aber sie waren zu wenige, um etwas zu bewirken. Nikai trat mit seinem Speer vor.
»Diese Händler sind nicht Das Volk! Ihr Schicksal kümmert uns nicht.« Sefu packte ihn am Arm. »Komm!«
Für einen Moment akzeptierte Nikai die Antwort seines Freundes. Was machte es schon, wenn Fremde versklavt wurden, solange Das Volk nicht in Gefahr geriet?
Der Moment verging, und mit seinem Wutausbruch kam seine Erinnerung zurück. Er war Nikolai Gregorio, der geschworen hatte, überall gegen die Sklaverei zu kämpfen. Er war in diese Welt geschickt
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