Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)
worden, um das Wesen des Feuers kennenzulernen, und hatte gedacht, nur die brennenden Flammen seien damit gemeint. Aber Feuer war auch Leidenschaft und Zorn. Das Verlangen nach Gerechtigkeit. Das Feuer in seiner Seele war nahe daran gewesen zu erlöschen, jedenfalls bis heute.
Eine jähe, lebhafte Erinnerung an eine zierliche, rothaarige Frau mit funkelnden Augen überfiel ihn. Sie hatte ihm gesagt, wenn er Gefahr liefe, den Weg nach Hause zu vergessen, solle er sich daran erinnern, wer er in seinem tiefsten Inneren wirklich war. Und die Essenz Nikolai Gregorios war das Feuer der Gerechtigkeit. »Sie sind alle meine Brüder«, sagte er grimmig. »Flieht, wenn ihr wollt. Ich kämpfe.«
Und damit rannte er auf den Platz hinaus und erhob die Hände, um Feuer vom Himmel herabzurufen. Ein riesiger Flammenball erschien zwischen seinen Händen, und er schleuderte ihn auf die Angreifer. Ihre fließenden Gewänder fingen augenblicklich Feuer, und die Sklavenhändler begannen, sich die Kleider schreiend vom Leib zu reißen. Pferde warfen ihre Reiter ab und gingen durch, während die bewaffneten Händler die Angreifer, die nicht die Flucht ergriffen, niederstreckten.
In dem Kampfgetümmel sah Nikolai den Reiter, der das Kind des Trommelverkäufers geraubt hatte. Das Kind noch immer vor sich im Sattel, war er von der aufgebrachten Menge vor ein Gebäude getrieben worden und sah sich fieberhaft nach einem Ausweg um. Mit grimmiger Miene bahnte Nikolai sich einen Weg zu ihm. Sowie ihn nur noch wenige Meter von ihm trennten, schleuderte Nikolai einen feurigen Speer auf ihn.
Als der Reiter aufschrie und seine Augen bedeckte, riss Nikolai das Mädchen von dem Pferd. Es weinte, war aber unverletzt. Sowie er die Kleine abgesetzt hatte, rannte sie zu ihren Eltern. Die Mutter nahm sie in die Arme, während der Vater mit einem abgebrochenen Pfeiler von seinem Stand auf den Mann losging, der versucht hatte, ihm seine Tochter wegzunehmen. Sekunden später bohrte sich das gezackte Ende des Holzpfahls in den Leib des Räubers.
Der Mann sackte im Sattel zusammen, sein helles Gewand färbte sich rot von dem hervorschießenden Blut. Bevor er starb, hatte er jedoch noch Kraft genug, um sein Schwert zu heben und es in Nikolais Brust zu rammen, während er wüste Beschimpfungen gegen den Mann ausstieß, der ihnen den Überfall verdorben hatte.
Nikolai, der seinen unmittelbar bevorstehenden Tod erkannte, bündelte seine Energie und versuchte, dem Stoß noch auszuweichen, doch das Schwert drang tief in seine Brust ein, zersplitterte Knochen und zerriss Gewebe. Als ihn die Kraft verließ und er zusammenbrach, registrierte er noch mit Überraschung, dass er keinen Schmerz empfand.
Er stürzte allerdings nicht auf den Boden, sondern durch den Boden, in ein dunkles Chaos. Während er noch zu verstehen versuchte, was geschah, schlug er mit dem Rücken auf einer harten Oberfläche auf. Blinzelnd schaute er auf - und sah, dass er in der Höhle auf Diabolo war und die vier Priester, die ihn in das fremde Land geschickt hatten, ihn beobachteten.
Er hatte die erste Prüfung überlebt.
24. Kapitel
N
ikolai blickte blinzelnd zu den Priestern auf. »Ihr seid noch hier?«
Wir mussten das Portal offen halten, damit du zurückkehren konntest«, erklärte Omar. »Falls du zurückkehrtest.«
Diese Priester waren wirklich ganz schön schwarzseherisch. Nikolai richtete sich auf und sah, dass er noch dasselbe Hemd und seine Reithose und Stiefel anhatte wie bei seinem Eintritt in die Höhle. »Ich war viele Wochen fort. Monate! Ihr habt hier die ganze Zeit gewartet?«
»Es mögen Monate in dieser anderen Welt gewesen sein, aber hier waren es nur Stunden.« Adia reichte ihm die Hand, um ihm aufzuhelfen.
Nikolai schwankte, als er sich erhob, und runzelte verwirrt die Stirn. »Was ist mit mir geschehen - war es real, was ich erlebt habe?«
»So real wie diese Höhle und die Insel. Sieh dir nur die Farbe deiner Haut an.« Das tat er und sah, dass sie um viele Töne dunkler war von der heißen Savannensonne. »Alles, was dort geschehen ist, ist jetzt ein Teil deines Wesens.«
»Ich glaube, ich bin dort gestorben«, sagte er gedankenvoll. »Mir war gerade ein Schwert in die Brust getrieben worden, als ich zurückkam. Hat mein Tod mich heimgebracht?«
Omar furchte die Brauen. »Das ist möglich, falls dein Tod durch das verursacht wurde, was du auf deiner Reise gelernt hast.«
»Genau so war es.« Er hatte sein inneres Feuer entdeckt, die Leidenschaft, die
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