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Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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ihr, bevor er die zweite Tasse für sich selbst füllte. »Hast du Besuch erwartet?«
    »Ich habe immer eine zweite Tasse für dich bereitgehalten, seit du fortgingst.«
    Bevor er etwas erwidern konnte, wurde ein erfreutes Kreischen laut, und auf dem äußeren Knauf der Tür ritt Isabelle ins Zimmer. Nikolai musste wohl vergessen haben, die Tür richtig zu schließen, und der Papagei hatte die Kraft seiner mächtigen Schwingen benutzt, um sie aufzustoßen. Drinnen flog Isabelle gleich zu ihrem Herrn, der schnell einen Arm hob, damit sie darauf landen konnte. Der Ara rieb aufgeregt den Schnabel an Nikolais Wange und gurrte vor Vergnügen.
    Während Nikolai den Vogel nicht weniger erfreut begrüßte, fragte Jean: »Wie war deine Initiation? Was für fremde Orte hast du aufgesucht?«
    »Das ist etwas, worüber man nicht reden sollte.« Mit nachdenklicher Miene kraulte er dem Papagei den Hals. »Adia hatte recht, mich vor den Gefahren zu warnen. Dein Rat, mein wahres Ich zu suchen, falls ich mich verirren sollte, hat mich davor bewahrt, in einer anderen Welt hängen zu bleiben. Danke, Jean, für deinen Rat.«
    »Ich bin froh, dass er dir geholfen hat. Jetzt können wir endlich unsere Mission antreten. Ich bin fast verrückt geworden vor Langeweile«, gab sie ehrlich zu.
    »Darin, dass wir lieber handeln, als untätig zu sein, sind wir beide uns ähnlich. Es war das Stillsein, was mir während meiner Ausbildung am schwersten fiel.« Isabelle hüpfte auf seine Schulter, sodass er nun endlich seinen Tee austrinken konnte. »Womit hast du dich in dieser Zeit beschäftigt?«
    »Hauptsächlich mit dem Kopieren der Notizen, die Adia und ihre Londoner Freunde über die Zukunft und die Abolitionisten zusammengetragen haben. Ich habe auch des Öfteren versucht, einen Blick in die Zukunft zu werfen, um zu sehen, was uns dort vielleicht erwartet, doch ich habe nichts gesehen, das klar genug gewesen wäre, um als Anhaltspunkt zu dienen.«
    »Hast du Adias Übungen gemacht, um deine Magie besser anwenden zu können?«
    Am Glitzern seiner Augen erkannte Jean, dass er glaubte, je schneller sie lernte, desto eher könne er auch mit ihr intim werden. »Die meiste Zeit stelle ich mir klare, gerade Wege vor, mit weißem Licht, das ungehindert von meinem Geist zu meinem Willen fließt.« Sie zögerte. »Und da ich nicht spüren konnte, dass du lebtest, habe ich mir natürlich auch Sorgen um dich gemacht. Einige Male glaubte ich, eine leise Regung deiner Energie zu spüren. Wenn das geschah, versuchte ich, dir etwas von meiner eigenen zu schicken, und ich glaube, meine Sorge um dich half mit, die Kanäle ein bisschen zu begradigen.«
    »Dann sollten wir hoffen, dass du bald wieder verzweifelt bist.« Er schien sehr zufrieden über ihr Geständnis zu sein, dass sie sich um ihn gesorgt hatte. »Das Warten ist vorbei, meine schottische Hexe. Jetzt sind wir bestens darauf vorbereitet, die Reise in die Zukunft anzutreten.«
    »Trotz Adias Erscheinen ist es immer noch schwer zu glauben, dass es möglich ist, durch Raum und Zeit zu reisen.« Jean unterbrach sich, als sie sich plötzlich an etwas erinnerte. »Über all dem Geschehenen habe ich ein Gespräch vergessen, das ich mit Moses in Marseille geführt habe. Er sagte, er habe sich einer Initiation unterzogen, bei der er andere Welten aufsuchte. Er hat mir auch erzählt, dass einige afrikanische Schamanen besondere Fähigkeiten haben, mit Zeit und Ort zu arbeiten.« Sie lächelte wehmütig. »Ich kann es fast nicht glauben: Da habe ich mir extra eine Notiz gemacht, dieses Thema noch einmal anzusprechen, und dann habe ich es doch vergessen.«
    »Aber jetzt hast du die Bestätigung, dass Zeitreisen möglich sind, aus einer anderen Quelle. Wir haben Adia, deinen Freund Moses ...«, er streckte seine Hand nach Jean aus, »und bald werden wir es aus eigener Erfahrung wissen!«
    Sie ergriff die Hand, froh über die Wärme, Akzeptanz und das Verständnis zwischen ihnen. Sie waren keine Liebenden und würden es vielleicht auch niemals sein. Aber heute war sie sicher, dass sie Freunde und Kameraden waren. »Auf dass unsere Handlungen unseren Idealen entsprechen mögen!«

Teil drei

Die Flammen schüren

Ab 1753

25. Kapitel

 
    H

eute war die Nacht der Nächte. Der Neumond brachte helle Sterne mit und setzte große Energien frei. Der Moment war da, das Wagnis einzugehen und auf Adias Magie zu setzen. Jean berührte nervös die Tasche, die sie über der Schulter trug, und hoffte, dass ihr sorgfältig

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