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Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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zusammengestellter Inhalt ihnen bei allen möglichen Notfällen, die ihnen begegnen mochten, nützlich sein würde.
    Sie und Nikolai trugen auch bis an den Rand gefüllte Geldgürtel bei sich, mit der Währung ihrer Zeit, die in Adias noch gültig war und es vermutlich auch lange danach noch sein würde. Falls sie, was Gott verhüten möge, getrennt wurden, mussten sie in der Lage sein, unabhängig voneinander zurechtzukommen. Das Risiko einer Trennung war ein weiterer Grund zur Sorge.
    Obwohl Jean wie elektrisiert war vor Erwartung, war ihr doch nur allzu gut bewusst, dass sie alles und jeden verlassen würde, die sie je gekannt hatte, vielleicht sogar für immer. Trotz ihrer freudigen Erregung zerriss ihr dieses Wissen schier das Herz. Nikolais Leben hatte schon so viele unerwartete Wendungen genommen, dass es ihm leichterfiel, sich an neue Situationen anzupassen, aber sie hatte fast ihr ganzes Leben unter Freunden und Familienangehörigen und in der Sicherheit der Wächtergemeinde verbracht. Deshalb konnte sie den Gedanken fast nicht ertragen, dass sie ihre Familie und Freunde vielleicht nie wiedersehen würde.
    Bevor sie jedoch die Nerven verlor, rief sie sich in Erinnerung, dass die Wächtergemeinde bestimmt auch in naher Zukunft noch existierte und Macraes dazugehören würden. Sie würde sich so gut wie möglich anpassen, und falls sie starb ... nun, dann bliebe ihr die Mühe der Anpassung erspart.
    Sie zog ihren Umhang um sich zusammen. Auf Adias Anweisung hatten die Schneider der Insel Kleidungsstücke für sie angefertigt, die neutral genug waren, um in den nächsten paar Jahrzehnten keine unerwünschte Aufmerksamkeit zu erregen. Die Reisenden sollten ein bisschen altmodisch aussehen, allerdings nicht so sehr, dass sie dadurch auffallen könnten. Jean hatte nichts gegen die schlichte Kleidung, aber Nikolai störte es, so »schäbig«, wie er meinte, auszusehen.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass unsere Vorbereitungen mehr als vierzehn Tage in Anspruch nehmen würden«, bemerkte Jean. »Doch wenigstens waren wir beschäftigt und haben uns nicht gelangweilt.«
    »Und meine Sonnenbräune hatte Zeit, wieder zurückzugehen«, sagte Nikolai, als er seinen eigenen Umhang umlegte. »Je unauffälliger ich aussehe, desto besser.«
    »Für einen so stattlichen Mann wie dich ist es gar nicht möglich, unauffällig auszusehen.« Obwohl Jeans Sprechweise für gewöhnlich die einer gebildeten englischen Dame war, sprach sie jetzt mit einem breiteren Akzent, der sie sofort als Schottin auswies. Falls England sich in den folgenden Jahrzehnten nicht grundlegend verändert hatte, würde ihre schottische Herkunft alle Eigentümlichkeiten ihrerseits erklären.
    Isabelle, die wohl den bevorstehenden Abschied spürte, flog zu Nikolai und bohrte ihm nervös die Krallen in die Schulter. Er nahm den Papagei auf den Arm und streichelte ihn ein letztes Mal, bevor er ihn auf seine Vogelstange setzte. »Es wird dir gut gehen bei Louise und ihrer Familie, ma petite. Sie werden dich so lieb haben, wie du es verdienst.«
    Dann reichte er Jean seinen Arm, und zusammen gingen sie hinaus. Sie war sich des goldenen Ringes am dritten Finger ihrer linken Hand seltsam stark bewusst. Der Ehering gehörte zu ihrer Maskerade. Dass sie ihn nicht zu Recht trug, störte sie weit mehr als die viel sündigere Tatsache, dass sie mit Nikolai auf Reisen ging, obwohl sie nicht miteinander verheiratet waren.
    Sie gingen zu dem afrikanischen Versammlungsort in dem verlassenen Dorf, wo Adia und die Priester sie schon erwarteten. Als alle bereit waren, sagte Adia mit tiefer Stimme: »Ich rufe den Norden«, und erzeugte ein violettes Feuer auf der nördlichen Seite der Welt. »Süden.« Noch mehr Feuer. »Osten. Westen.« Während sie jede Himmelsrichtung aufrief, trat jeweils einer der Priester vor das Feuer, das sie erzeugte. Adia selber übernahm den Süden.
    Als sie fertig war, waren alle sechs umringt von Feuer. Während die Flammen durch das offene Dach aufloderten, sagte Adia ernst: »Ich habe getan, was ich kann, um euch vorzubereiten. Ich hoffe und bete, dass es reicht. Habt ihr noch irgendwelche Fragen?«
    »Nein - es sei denn, du kannst uns sagen, ob die verzauberten Perlen uns in eine fernere Zukunft als die deine bringen könnten«, antwortete Nikolai.
    »Oder ob es schlimme Folgen haben könnte, falls wir jemandem aus dieser Zeit begegnen«, fügte Jean hinzu. »Und ob die Magie uns wieder nach Hause bringen kann.«
    »All das werdet ihr vor mir

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