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Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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Chance haben sollen zurückzukehren. Deshalb muss ich bleiben und mir eine Beschäftigung suchen, damit ich nicht verrückt werde.«
    »Du wirst keinen gastfreundlicheren Ort finden als Santola, und zu tun gibt es hier genug. Möchtest du mir helfen? Es ist viel Buchhaltung und Korrespondenz zu erledigen, und ich könnte eine Assistentin brauchen, die des Lesens mächtig ist und eine gute Handschrift hat.«
    »Das würde ich sehr gern, Louise.« Adia nahm ein Buch aus dem Regal. Tom Jones: Die Geschichte eines Findelkindes. Sie hatte von dieser Geschichte gehört, aber nie Gelegenheit gehabt, sie zu lesen. Für Bücher hatten sie und Daniel kein Geld erübrigen können.
    »Warum schreibst du nicht deine eigene Geschichte?«, schlug Louise vor. »Du könntest sie in London veröffentlichen lassen. Die bewegende Erzählung eines unschuldigen afrikanischen Mädchens, das von zu Hause verschleppt und in die Sklaverei verkauft wurde, könnte helfen, die Einstellung der Leute zu der Sklaverei zu ändern. Es herrscht noch viel Unwissenheit auf diesem Gebiet, und die Menschen lassen sich mehr von den Geschichten Einzelner rühren als von bloßen Zahlen und Statistiken.«
    Der Vorschlag gefiel Adia. »Vielleicht hast du recht, Louise, aber ich weiß nicht, ob ich gut genug schreiben kann. Und selbst wenn, wie könnte ich eine solche Geschichte veröffentlicht bekommen? Wie kann ich über Ereignisse schreiben, die von heute aus gesehen noch in der Zukunft liegen?«
    Louise runzelte die Stirn. »Für interessante Geschichten findet sich immer ein Herausgeber. Ich kenne keine Zeitung, die eine Geschichte wie deine bringt, und darum glaube ich, dass sie großes Interesse wecken würde. Deine andere Frage ist schon schwieriger. Ich glaube, du müsstest die Geschichte so verfassen, dass die Ereignisse zeitlich nicht leicht einzuordnen sind. Schreib einfach als ›Eine anonyme afrikanische Prinzessin‹.«
    »Ich war keine Prinzessin!«, protestierte Adia.
    »Aber jetzt schon«, sagte Louise, die sich zunehmend für das Thema zu erwärmen schien. »Beschreib die fremdartigen Orte, an denen du gelebt hast, insbesondere Afrika - die Leute lieben Reiseberichte. Erzähl von der großen Liebe zwischen dir und deinem Mann und darüber, wie grausam ihr auseinandergerissen wurdet, wie ihr alles riskiert habt, um wieder zusammen zu sein - besonders Frauen lieben romantische Geschichten. Und sprich von dem großen Segen, Christin geworden zu sein. Das wird alle auf deine Seite bringen.«
    »Ich bin keine besonders gute Christin«, bemerkte Adia spöttisch.
    »Jetzt schon!« Louise grinste verschmitzt. »Betrachte es als Möglichkeit, die Herzen der Menschen zu erreichen. Bestimmte Aspekte der Wahrheit besonders hervorzuheben, wird dir dabei helfen. Du weißt doch etwas über das Christentum?«
    »Ich bin getauft worden«, gab Adia zu, »aber wir benutzten auch christliche Symbole, um unsere afrikanischen Götter zu verehren.«
    »Das braucht kein weißer Mensch zu wissen. Die Geschichte deiner Entführung als Kind, wie du dich verliebt und geheiratet hast - das ist doch alles wahr, oder nicht?«
    »Oh ja, das ist es«, sagte Adia leise.
    »Dann mach eine Geschichte daraus, die vom Kern her stimmt, aber auch Männer und Frauen über die Gräuel der Sklaverei zum Weinen bringen soll.« Louise lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und grinste. »Doch heb dir deine Vormittage auf, um mir zu helfen.«
    »Darf ich etwas Papier und eine Feder haben?«
    Louise deutete auf einen Schrank. »Gregorios Schreiblade ist da drin. Die kannst du ruhig benutzen.« Ihr Gesicht war wieder ernst geworden. »Ich habe etwas von einer Seherin in mir und bin mir daher ziemlich sicher, dass ein Buch wie deines wichtig sein könnte.«
    »Ich glaube, du hast recht.« Adia öffnete den Schrank und nahm die Schreiblade heraus. Während sie sich ihren Inhalt ansah, bemerkte sie: »Es wird mich zumindest davon abhalten, mich zu sehr zu quälen.«
    Als sie die Treppe hinaufging, fragte sie sich, wie lange sie auf Jeans und Nikolais Rückkehr warten würde, bevor sie aufgab. Würde sie irgendwann so einsam sein, dass sie einen der Männer der Insel zum Liebhaber nehmen würde? Würde Daniel eine andere Frau finden, um ihm das Bett zu wärmen? Daran wollte Adia nicht einmal denken. Für sie würde eine lange Zeit vergehen, bevor der Wunsch nach Wärme stärker sein würde als ihr Ehegelübde.
    Sie stellte die Schreiblade auf den Tisch in ihrem Zimmer und überlegte dann, wo sie

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