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Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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beginnen sollte. Papier war teuer und durfte nicht vergeudet werden.
    Trotz Louises Vorschlag, Ereignisse wie die Amerikanische Revolution auszulassen, beschloss Adia, dass es einfacher war, ihr Leben so zu beschreiben, wie es gewesen war. Wenn sie das Buch geschrieben hatte, konnte sie immer noch Einzelheiten streichen, die sie verraten könnten, bevor sie eine saubere Abschrift davon machte. Außerdem musste sie auch die Namen ändern.
    Nach langer Überlegung tauchte sie die Feder in das Tintenfässchen und begann:

 
    Ich habe Namen und andere Einzelheiten der Menschen verändert, denen ich während meiner Sklaverei begegnet bin. Einige waren anständige Leute, die nur Teil eines grausamen Systems waren; ich möchte sie nicht beschämen.
    Die Bösen überlasse ich Gottes Gerechtigkeit.

28. Kapitel

 
    W

ozu willst du ein Kaffeehaus aufsuchen?«, fragte Nikolai. »Ich weiß nicht, wie es in anderen Städten ist, aber in London sind es die Orte, an denen sich Männer versammeln, um zu reden und die Neuigkeiten des Tages zu besprechen«, erklärte Jean. »Gewöhnlich gibt es da auch Zeitungen für die Gäste. Dort kannst du dir ein Bild davon verschaffen, was die Menschen heute so beschäftigt. Wenn du es für richtig hältst, kannst du die Sklaverei erwähnen und sehen, wie andere darauf reagieren. Adia hat recht, wenn sie sagt, dass der Sklavenhandel nicht eher aufhören wird, bis die breite Masse dagegen protestiert. Englands Presse ist sehr frei. Die Zeitungen und Debattierclubs werden alles diskutieren. Es wird unserer Sache nützlich sein, wenn sie über Sklaverei zu reden beginnen.«
    Er nickte nachdenklich, weil er ihr Argument verstand. »Sind Frauen in diesen Kaffeehäusern nicht erlaubt?«
    »Nein, deshalb muss ich mir ja einen Buchladen suchen.« Sie lächelte. »Ich will mir nicht nur die Veröffentlichungen der letzten Jahre ansehen, sondern mir auch ein Buch kaufen, um abends etwas zu lesen zu haben.«
    Nikolai betrachtete ihr reizendes Gesicht und die roten Locken, die sich aus ihrer Haube gelöst hatten, und konnte sich ganz andere Beschäftigungen für den Abend vorstellen. Auch wenn sein Kopf ihm sagte, dass sie sich unabhängig voneinander zu Magiern entwickeln mussten, bevor sie Liebende wurden, waren andere Teile seines Körpers schwieriger zu überzeugen.
    Geduld, Geduld.

 
    Das Kaffeehaus war klein und verraucht, die langen Tische mit Zeitungen und Schreibmaterialien bedeckt. Schon am frühen Nachmittag war das Lokal halb voll. Nikolai war erstaunt über die breite Skala der anwesenden Gäste. Während einige Männer wie Büroangestellte oder Händler gekleidet waren, waren andere ganz offenkundig Arbeiter. Ein paar Männer saßen allein bei einer Tasse Kaffee und lasen Zeitung, die meisten aber hockten in freundschaftlichen Gruppen beieinander. Ein halbes Dutzend war in eine leidenschaftliche Diskussion verstrickt, während andere sich mit gedämpfteren Stimmen unterhielten. Mehrere Männer blickten auf, als Nikolai eintrat, aber es war nichts Feindseliges an ihrer Neugier.
    Er verbrachte ein paar Minuten damit, sich zurechtzufinden. Nachdem er seinen Hut zu den anderen gehängt hatte, näherte er sich der einzigen Frau, die hinter einem Tresen neben dem Kamin thronte. Vor dem prasselnden Feuer wurden Kaffeekannen warm gehalten, und auf Nikolais Verlangen schenkte die Frau ihm einen großen, dampfend heißen Becher ein.
    Auf dem Tresen standen Behälter mit Milch und Zucker. Einen Moment betrachtete er den Zucker und dachte, dass er mit dem Blut und Schweiß der westindischen Sklaven produziert worden war. Aber Nikolai hatte nicht vor, heute eine Revolution zu beginnen, er wollte nur ein bisschen mehr erfahren. Deshalb gab er Milch und Zucker in seinen Becher und setzte sich an einen freien Tisch, wo eine zerknitterte Zeitung wartete.
    Was er da zu lesen bekam, schockierte ihn regelrecht. Der Ton war ganz entschieden subversiv. Und so etwas konnten sie drucken, ohne ins Gefängnis zu gehen? Nachdem Nikolai die erste Zeitung überflogen hatte, nahm er sich eine zweite von einem anderen Tisch. Die Artikel waren sogar noch aufrührerischer als die in der ersten.
    Er sah sich nach weiteren Zeitungen um. Ein Mann, der mit anderen zusammensaß, bemerkte seinen Blick und bot ihm eine vor ihm liegende Gazette an. »Möchten Sie diese hier, mein Freund?«
    »Danke.« Nikolai nahm die Zeitung. »Ich bin erst seit Kurzem in England und finde die Pressefreiheit sehr erstaunlich.«
    »Ja, wir sind

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