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Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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christliches Verhalten.«
    »Die braven Bischöfe wären schockiert über einen solchen Vorwurf«, bemerkte der Earl bitter. »Sie sehen nicht den Schmerz, das Blut und Elend der Sklaven, die ihren Reichtum produzieren. Es ist leicht zu ignorieren, was man nie gesehen hat. Sie nicken selbstzufrieden und sagen sich gegenseitig, dass die armen Afrikaner sich glücklich schätzen können, die Vorteile des christlichen Lebens zu genießen.«
    Nikolai fluchte verhalten. Falconer zog die Brauen hoch. »Was für eine Sprache in Anwesenheit einer Dame!«, rügte er.
    Jean schnaubte sehr undamenhaft. »Du müsstest mich besser kennen, Simon.«
    Sein Blick wurde weicher. »In der Tat. Du hast einen noblen Kreuzzug gewählt, Jean. Du und dein ... Ehemann?« Sein Blick glitt über den Ring an Jeans linker Hand.
    »Der Ring gehört zu unserer Verkleidung«, erklärte Nikolai. »Um uns die Zusammenarbeit zu erleichtern.«
    Die erhobene Braue des Earls war beredt genug. Er brauchte kein Wort zu sagen, um klarzustellen, dass die Dame ihre Beschützer hatte und jeder, der Jean Macrae verletzte, mit ernsthaften Problemen rechnen musste. Zum Glück hatte Jean nicht erwähnt, dass sie von Nikolai entführt worden war.
    Mit ernster Miene beugte Jean sich vor. »Simon, du stehst doch dem Rat der Wächter nahe. Werden sie uns helfen, die Sklaverei zu beenden?«
    Falconer schüttelte den Kopf. »Du weißt, dass es unsere Politik ist, uns so wenig wie möglich in weltliche Dinge einzumischen. Würde der Rat eure Bemühungen offiziell unterstützen, würde das zu großen Streitigkeiten führen.«
    »Wie könnte jemand mit dem Feingefühl eines Wächters die Sklaverei gutheißen?«, versetzte sie.
    »Du wärst überrascht«, entgegnete er trocken. »Wie die braven Bischöfe, die ihre jamaikanischen Plantagen aus großer Ferne leiten, haben auch die meisten Wächter die Sklaverei nicht aus der Nähe gesehen. Viele werden denken, dass es nicht unsere Sache ist, uns einzumischen. Hast du viel über Sklaverei nachgedacht, bevor du nach Marseille gefahren bist?«
    »Nein«, gab sie zu. »Aber wir können die Menschen darüber aufklären, was für ein Übel sie ist.«
    »Für jede traurige Geschichte eines Sklaven, die du erzählst, wird es zehn westindische Pflanzer geben, die erklären, wie glücklich ihre Sklaven sind. Einige werden sogar anfangen, ihre Sklaven ›Hilfspflanzer‹ zu nennen, weil das besser klingt. Sie werden darüber reden, dass ihre ›Hilfspflanzer‹ Essen, Kleidung, Unterkunft und medizinische Versorgung erhalten und dadurch besser dran sind als die Armen unserer eigenen Städte. Sie werden behaupten, ihre Sklaven wären dankbar, aus dem öden, unfruchtbaren Afrika herausgeholt worden zu sein. Und sie werden sagen, dass Schwarze schon als Sklaven geboren werden - dass es ihre Stellung in der natürlichen Ordnung ist.«
    »Das ist doch alles Blödsinn!«, rief Jean aus.
    »Natürlich ist es das«, stimmte Nikolai zu. »Aber Falconer hat recht - solche Lügen werden allen Ernstes in der Öffentlichkeit verbreitet werden. Deshalb brauchen wir eine groß angelegte Bewegung. Selbst wenn du und ich die mächtigsten Magier dieser Welt wären, könnten wir allein nicht genug ausrichten, um wirklich etwas zu bewirken.« Er sah den Earl an. »Ich kenne mich nicht aus mit Wächtermacht. Ist es überhaupt möglich, die Einstellungen vieler Menschen durch Magie zu beeinflussen?«
    Falconer schüttelte den Kopf. »Nicht auf dauerhafte Weise. Einstellungen müssen schrittweise verändert werden, auch wenn Logik oft von Emotionen geleitet wird. Bringt Menschen dazu, mit Entsetzen auf die Sklaverei zu reagieren, dann sind sie schon ein gutes Stück weit auf dem Weg, sich dagegenzuwenden. Es gab einen schrecklichen Vorfall vor ein paar Jahren, als der unfähige Kapitän eines Sklavenschiffs namens Zong über hundert kränkliche Sklaven über Bord warf. Dann erklärte der Kapitän sie zu einem Versicherungsfall und sagte, er habe fast die Hälfte seiner Ladung ertränken müssen, weil er nicht genügend Wasser hatte. Das erzeugte definitiv abolitionistische Gefühle in vielen der Menschen, die von dem Fall erfahren hatten. Dem gegenüber könnte selbst der mächtigste Magier kaum mehr als vorübergehenden Abscheu bewirken, wenn er eine Gruppe mit einem Zauber belegen würde. Magie würde gerade mal die Oberfläche des Bewusstseins der Menschen anrühren, und die Wirkung wäre nicht von allzu langer Dauer.«
    »Also geht es darum, die Menschen

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