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Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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reizender Gedanke!« Jean umfasste seinen Arm noch fester, als sie die Eingangstreppe hinaufstiegen. »Dann können wir nur hoffen, dass sich die Wölfe heute Abend fern halten.«
    »Das kannst du gern hoffen«, erwiderte er mit einem mutwilligen Funkeln in den Augen. »Ich aber ziehe es vor, mir Aufregung und Fortschritte zu wünschen.«

32. Kapitel

 
    J

ean und Nikolai betraten das Haus und reihten sich in die kurze Empfangsschlange ein. An ihrem Anfang stand ein schlanker, blasser junger Mann, der nicht viel größer war als Jean. Nicht einmal sein Backenbart vermochte ihm ein weltgewandteres Aussehen zu geben.
    Zu Jeans Überraschung lächelte der junge Mann und sagte: »Ich bin William Wilberforce. Es ist mir ein Vergnügen, die stärksten Unterstützer unserer Bewegung in meinem Heim willkommen zu heißen.«
    Nikolai stellte sich und Jean vor, und für eine Weile unterhielten sie sich mit ihrem Gastgeber. Wilberforce mochte unscheinbar aussehen, aber er hatte eine bemerkenswerte Stimme und einen Charme, der ihn um vieles größer wirken ließ.
    Während Nikolai das Gespräch mit ihrem Gastgeber fortsetzte, ging Jean weiter und machte sich mit Henry Thornton, dem Mitgastgeber und Cousin Wilberforces, bekannt. Sie lernte noch einige andere Abolitionisten kennen, bevor eine vertraute Stimme sagte: »Mrs. Gregory, wenn ich mich nicht irre?«
    Jean blickte zu Lord Falconers amüsierter Miene auf. Er musste inzwischen über siebzig sein, doch obwohl er dünner und sein Haar ergraut war, sah er so aus, als könnte er es immer noch mit einem halb so alten Mann wie ihm aufnehmen. Es war ein seltsames Gefühl für Jean, dass der Mann, der stets wie ein älterer Bruder für sie gewesen war, jetzt ihr Großvater sein könnte. Aber er war immer noch ihr Freund und zum Glück noch sehr lebendig und wohlauf.
    Sie ergriff seine Hand und drückte sie. »Lord Falconer!«, begrüßte sie ihn der anderen Gäste wegen in förmlicher Manier. »Ich hatte nicht erwartet, Euch hier anzutreffen.« Obwohl sie sich möglichst unbefangen zu geben versuchte, war ihrer Stimme doch die Freude über das unverhoffte Wiedersehen anzuhören.
    »Ich werde heutzutage als führende Stimme der Abolition im Oberhaus betrachtet«, erklärte Simon. »An manchen Tagen ist es so, als wäre ich die einzige Stimme. Meine erlauchten Mitabgeordneten glauben nicht, dass alle Menschen gleich sind und daher frei sein sollten, doch manchmal reagieren sie immerhin auf einen Appell zu Mitgefühl.«
    Jean hätte ihn gern nach Meg gefragt, wagte es aber nicht, weil sie nicht wusste, ob ihre Freundin noch am Leben war. Vielleicht hatte Simon ihr das angesehen, denn er sagte: »Lady Falconer ist irgendwo dort im Gedränge. Sie wird sicher hocherfreut sein, Euch zu sehen.«
    Jean lächelte und ging weiter, als Simon und Nikolai einander begrüßten. Die meisten der Anwesenden hatten sich in der eindrucksvollen Bibliothek versammelt, wo sie plaudernd und Wein trinkend in kleinen Gruppen zusammenstanden. Obwohl Jean Thomas Clarkson nirgendwo entdecken konnte - mit seiner Größe wäre er selbst in dieser Menge aufgefallen -, dauerte es nicht lange, bis ihre Freundin Meg sie fand.
    Wie bei ihrem Mann zeigte sich Lady Falconers Alter in ihrem schneeweißen Haar und einer gewissen Zerbrechlichkeit, aber ihre Umarmung war so fest wie eh und je. »Jean!« Sie trat zurück und musterte ihre Freundin, bevor sie mit gedämpfter Stimme fragte: »Sah ich je so jung wie du aus, Jean?«
    »Jünger. Du sahst aus wie fünfzehn, als ich dir zum ersten Mal begegnete.« Jean betrachtete ihre alte Freundin, die elegant gekleidet war und sehr würdevoll und vornehm ausschaute. Obwohl ihr Alter ihr anzusehen war, war sie nicht weniger anziehend als in jüngeren Jahren. Sie erinnerte Jean an Lady Bethany Fox, die alt und weise und überhaupt ganz wunderbar gewesen war, als Jean noch neu in London gewesen war. »Du scheinst inzwischen gut damit zurechtzukommen, dass du eine Gräfin bist.«
    »Ich habe gelernt, in der Öffentlichkeit eine beinahe perfekte Gräfin abzugeben. Mit dem richtigen Mann ist alles möglich, Jean.« Ihr Blick glitt zu ihrem Gatten, der noch immer Gäste begrüßte. »Apropos - was ist mit deinem jungen Gentleman?«
    »Ich bin nicht sicher, ob er der richtige Mann für mich ist, und ein Gentleman ist er wahrscheinlich auch nicht, aber mein Leben ist auf jeden Fall interessanter geworden, seit wir uns begegnet sind!« Jean blickte durch den Raum zu Nikolai hinüber,

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