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Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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Gleichgewicht zwischen den verschiedenen Energien herzustellen.«
    Ein bisschen peinlich berührt reichten sie sich die Hände, und des langen Raumes wegen wurde der Kreis mehr oval als rund. Aber das machte nichts. »Zuerst werde ich den Kreis versiegeln.« Jean schloss die Augen und sprach die Worte, die sie vereinten.
    »Das war's?«, fragte eine der afrikanischen Priesterinnen ungläubig. »Keine Kräuter, kein Ritual?«
    Jean lachte. »Wächtermagie ist größtenteils sehr einfach. Nun möchte ich, dass ihr alle einen Energie-Impuls in den Kreis schickt, damit er darin umherfließt und zu euch zurückkehrt.«
    Sogleich begann sie, individuelle Töne zu vernehmen, von Kofis tiefem, starkem Gong zu dem leichten, flötenähnlichen Ton des jüngsten Wächtermädchens. Zusammen erzeugten sie einen beispiellosen Chor. Als alle Töne zu einer Harmonie gefunden hatten, sagte sie: »Und nun sammeln und konzentrieren wir unsere positiven Abolitionsenergien. Nikolai wird euch darin anleiten.«
    »Es ist in etwa so wie Beerensammeln«, sagte er. »Wobei die Beeren Licht sind. Schließt die Augen und pflückt sie.«
    Jean wusste, dass er diese Fähigkeit nach seiner Initiation entwickelt hatte. Als sie die Augen schloss, spürte sie, wie er ihren Geist und den der anderen auf einen magischen fliegenden Teppich hob, der über dem nächtlichen London schwebte. Hier und da flackerten Lichter, einige klar und hell wie Sterne, andere wie schwach glühende Kohlen. Sowie Nikolai jeden hellen Funken berührte, wurde er in ein größeres Gefüge, ein glitzerndes Netz aus Lichtern eingegliedert.
    Innerhalb des Netzes konnte Jean sehr viele Individuen spüren. Einige waren Arbeiter, unerschütterliche Briten, die ihre eigene Freiheit schätzten und der Meinung waren, dass alle menschlichen Wesen sie verdienten. Andere waren zutiefst religiöse Menschen, für die es eine Sünde war, andere Geschöpfe zu besitzen, die nach Gottes Ebenbild geschaffen waren. Und dann waren da noch die Afrikaner, viele von ihnen frühere Sklaven, die gekämpft hatten, um ihre Freiheit zu erlangen, und weiterkämpfen würden, um sie zu behalten.
    Das neu geschaffene Netz war ein zartes, aber widerstandsfähiges Gewebe, das sowohl durch das Gefüge der Stadt wie auch über ihm schwebte. Als der letzte Funke eingegliedert war, sagte Nikolai: »Wenn andere an die Abolition zu glauben beginnen, werden ihre Energien automatisch in diesen Schutzschild aufgenommen. Nun, da er erzeugt worden ist, wird seine Aufrechterhaltung wenig Energie erfordern - es sei denn, er würde von dem Dämon angegriffen. Wenn das geschieht, wird denjenigen von uns, die Hüter des Schildes sind, natürlich mehr Energie entzogen werden.«
    »Was ist, wenn mehr Energie benötigt wird, als wir erübrigen können?«, fragte jemand.
    »Ihr könnt die Menge kontrollieren, die ihr gebt, oder euch ganz vom Netz abtrennen. Sollten allerdings zu viele Leute die Verbindung unterbrechen, wenn das Netz in Gefahr ist, wird es versagen, weshalb ihr euch gut überlegen solltet, ob ihr euch zurückzieht.«
    »Und wie hält dieser Schild den Dämon unter Kontrolle?«, wollte ein Mann wissen.
    »Das ist das Schwierige«, sagte Nikolai. »Jean?«
    »Ich habe vorhin einen Zauber erzeugt, der unser Netz dann an den Pro-Sklaverei-Geist anbinden wird. Ihr werdet vermutlich einen Ruck verspüren, wenn das geschieht.« Sie zögerte. »Ich habe so etwas noch nie getan. Also seid bitte ... gewappnet.«
    Sie wartete, bis sie allgemeine Zustimmung verspürte, und sprach dann ihre Zauberformel. Während sie das Netz mit Fesselkraft durchtränkte, brachte Nikolai den Dämon in Sicht. Das Gebilde war kleiner als ihr schützendes Netz und von viel größerer Dichte. Jean spürte darin das Aufblitzen von Gier, Zorn, Grausamkeit und Machtlust, die alle wie kleine Fische in einer trüben See herumflitzten. Dies waren die primären Elemente der Sklavenhaltung - ein abscheuliches Gebräu, das in ihr den Wunsch weckte, sich mit glühend heißem Wasser abzuwaschen.
    Sie verlegte ihr energiegeladenes Netz, sodass es parallel zu der dunklen Wolke lag, und sprach dann die letzten beiden Worte, die den Fesselzauber vervollständigten. Sofort verbanden sich die beiden Energiegebilde miteinander, und das Netz war wie ein blasses Spinnengewebe, das die dunkle Wolke ganz und gar bedeckte.
    Nach einem Moment bestürzter Stille bockte der Dämon wie ein erschrockenes Pferd, das verzweifelt seinen Reiter abzuwerfen versucht. Sein

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