Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)
Entsetzen erschütterte den Kreis, und ein Mann schrie: »Festhalten!«
Jean erschrak und bekam es mit der Angst zu tun, dass jemand den Kreis öffnen und sie alle diesen wilden, zerstörerischen Energiestößen ausgesetzt sein würden.
»Festhalten ... festhalten ...«, wiederholte Falconer ruhig. Jean spürte den ungeheuren Einfluss seiner Macht, zu der einen Moment später die Kofis, Megs und einiger älterer Priester hinzukam. Der Schock des Dämons ließ langsam nach, und er beruhigte sich wie ein Pferd, das sich an seinen Sattel gewöhnt. Ihm fehlte das nötige Bewusstsein zu begreifen, dass er nicht nur gesattelt, sondern dass ihm auch Zaumzeug angelegt worden war.
Jean atmete erleichtert auf. »Wir haben es geschafft. Der Dämon verkörpert die Ansichten vieler mächtiger Männer, aber ich glaube, wir haben seine Fähigkeit bezwungen, der Abolitionsbewegung und ihren Anführern zu schaden. Können alle ihre Verbindung mit unserem Schutznetz spüren?«
Nach zustimmendem Gemurmel öffnete Jean den Kreis und streckte ihre angespannten Glieder. Was für eine Erleichterung es war, ihre Macht auch in nicht verzweifelten Situationen so mühelos zur Anwendung bringen zu können! Der Himmel draußen verdunkelte sich schon. Sie hatten stundenlang gearbeitet, aber ihr Ziel erreicht. Nun konnte sie es kaum erwarten, zu ihrem Gasthaus zurückzukehren, um ihre und Nikolais Kraft mit Leidenschaft wiederherstellen zu können.
Sie hatten ihre Arbeit hier beendet. Wo würde ihre nächste Zeitreise sie hinführen?
Adia brummte der Kopf, als sie erwachte. Es war ein seltsames Gefühl, als würden ein Dutzend Unterhaltungen um sie herum geführt, von denen sie aber kein einziges Wort verstehen konnte. Sie wäre noch länger im Bett geblieben, doch Bruiser gähnte und stand auf, um sich auf ihre Brust zu stellen.
»Miauuuu?«, fragte er.
Es war nicht schwer, die Frage zu verstehen. »Ja, es ist Zeit fürs Frühstück«, sagte Adia.
Sie stand auf, wusch sich, zog sich an und ging in die Küche hinunter. Der Kater wurde immer zuerst gefüttert, da Bruiser nicht gerade für seine Geduld bekannt war.
Adia hatte einige Zeit gebraucht, um sich nach der Betriebsamkeit ihres Londoner Zuhauses an die Stille der Villa des Captains zu gewöhnen. Mittlerweile genoss sie es jedoch, in aller Ruhe ihr Frühstück einnehmen zu können. Sie nahm ihr Tablett mit Tee, Brot und Honig mit auf die Terrasse, um beim Essen die Caldera beobachten zu können. Der Himmel war an diesem Morgen ein bisschen bedeckt, aber später würde er sich bestimmt noch aufklären.
Das Brummen in ihrem Kopf war in den Hintergrund getreten, während sie sich angezogen und das Frühstück vorbereitet hatte, doch nun, da sie sich entspannen konnte, wurde es wieder deutlicher. Um der Sache auf den Grund zu gehen, schloss sie die Augen und konzentrierte sich auf das Geräusch - das nicht wirklich ein Geräusch war, sondern mehr das leise Gebrumme einer Aktivität, die ... magischer Natur war?
Im Geiste fing sie ein Fragment davon ein, um es genauer zu untersuchen. Zu ihrer Überraschung war die Energie, aus der es sich zusammensetzte, ihr nicht unvertraut. Sie war wie die von Menschen, die sie kannte, so verblüffend der Gedanke vielleicht auch war. Adia konzentrierte sich und empfing Schwingungen des Priesters Kofi und einiger der anderen Londoner Ältesten. Aber sie befanden sich alle über dreißig Jahre in der Zukunft, nicht in ihrer Zeit.
Sie forschte weiter und war geschockt, als sie die Energien des Captains und Jean Macraes erspürte. Verbanden sie die jetzige Zeit und die, die sie verlassen hatte? So musste es sein. Adia drang noch tiefer in das Gebrumme ein und erkannte, dass es eine Unmenge widerstreitender Energien verkörperte, die teils für die Sklaverei, teils für die Abolition waren. Die Pro-Sklaverei-Energie war wie ein bodenloses Loch, während die Abolitionsenergie eine Lebenslinie im Dunkeln war. Seltsamerweise schienen die beiden Energien miteinander verkettet zu sein.
Das Brummen, das sie spürte, war also eine Verbindung, die von ihren Freunden und anderen Abolitionisten mit magischen Fähigkeiten erzeugt worden war, wurde ihr nun klar. War es eine Art Spionagevorrichtung, mit der sie die Pläne der Pro-Sklaverei-Kräfte in Erfahrung bringen wollten? Aber das schien unnötig zu sein - die westindische Lobby verfügte über großen Reichtum, der nur von ihrer Dreistigkeit noch übertroffen wurde. Sie hatten es nicht nötig,
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