Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)
ab. »Die ist für dich, weil du höher fliegst als jede andere Frau, die ich gekannt habe.«
Sie erwiderte lange seinen Blick. »Ich werde sie immer in Ehren halten«, sagte sie feierlich und schloss die Hand um die Schnitzerei, die noch ganz warm von Tanos Berührung war. Sie würde sie um den Hals tragen, über der Tunika, als Zeichen ihrer Verbundenheit zu Santola.
Endlich fühlte Adia sich nicht mehr so allein.
34. Kapitel
Ü
ber ein Dutzend Menschen hatten sich in dem großen Raum über der Schneiderwerkstatt versammelt. Jean war nicht überrascht, dass die englischen Aristokraten auf der einen Seite und die Afrikaner auf der anderen standen. Sie und Nikolai befanden sich in der Mitte zwischen ihnen.
Die Afrikaner, mit Ausnahme von Kofi, waren sichtlich nervös in Gegenwart der Falconers, ihrer Kinder und verschiedener anderer Wächter. Jean konnte es den Afrikanern nicht verübeln - schließlich war es ihnen nicht gerade gut ergangen in den Händen reicher, einflussreicher Briten. Viele der Schwarzen gehörten zu dem Kreis der Ältesten, die Adia in die Vergangenheit geschickt hatten.
Trotz ihres Misstrauens gegen die Briten verfügten sie über große Macht. Zwischen den Afrikanern und den Wächtern enthielt der Raum genügend Energie, um ganz London in Flammen aufgehen zu lassen.
Es hatte über vierzehn Tage in Anspruch genommen, diese Versammlung zu organisieren und sich für einen Treffpunkt zu entscheiden. Der Schneider, dem die Werkstatt gehörte, war Quäker und überzeugter Abolitionist, und sein Betrieb befand sich in einem belebten Geschäftsbezirk. Da das Haus auf beiden Seiten über Eingänge verfügte, würde die ungewöhnliche Natur ihrer Versammlung wahrscheinlich von niemandem bemerkt werden.
Lord Falconer kam zu Jean und Nikolai herüber. »Wilberforce ist zu einer Kur nach Bath gefahren. Seine Wiederherstellung wird bestimmt noch einige Zeit in Anspruch nehmen.«
Jean nickte. »Das ist schade, aber die Bewegung wächst. Wenn er wieder bei Kräften ist, wird er möglicherweise viel mehr Unterstützung für seinen Gesetzesvorschlag haben.«
»Und wir haben mehr Zeit, um die Pro-Sklaverei-Kräfte zurückzuschlagen.« Nikolai ließ seinen Blick über den Raum schweifen und zählte die Anwesenden. »Es sind alle hier. Wir können beginnen.«
»Ich hoffe nur, das klappt«, sagte Jean gedämpft. »Was wir versuchen wollen, ist noch nie da gewesen, glaube ich.« Sie wünschte, sie könnte ihre gelehrte Schwägerin Gwynne nach dem fragen, was sie hier versuchen wollten. Gwynne würde wissen, ob ein solcher Schutzschild schon einmal erzeugt worden war.
Groß und Respekt einflößend, trat Nikolai hinter einen Tisch an einem Ende des Raumes, vor dem einige Reihen Stühle standen. Normalerweise wurde der Raum zum Zuschneiden benutzt, deswegen waren andere Tische noch mit großen Ballen Stoff bedeckt. »Bitte sucht euch Plätze, damit wir beginnen können.« Obwohl er nicht laut sprach, hatten ihm die Jahre, in denen er Befehle erteilt hatte, eine weithin hörbare Stimme eingetragen.
Als alle Platz genommen hatten, fuhr er fort: »Ich bin Nikolai Gregorio, und das ist Jean Macrae. Wir haben uns hier versammelt, weil es unser aller Wunsch ist, das Ende der Sklaverei herbeizuführen. Vielleicht sollten wir damit beginnen, dass wir einer nach dem anderen sagen, wer wir sind und warum wir für die Abolition arbeiten. Ich werde den Anfang machen: Ich bin auf Malta geboren worden und Mulatte. Ich wurde hauptsächlich von meiner Großmutter aufgezogen, einer ehemaligen Sklavin vom Stamm der Iske in Westafrika. Als Junge wurde ich von arabischen Piraten gefangen genommen und verbrachte Jahre in der Sklaverei. Seit ich fliehen konnte, ist mein Leben in jeder nur möglichen Art und Weise dem Kampf gegen die Sklaverei gewidmet.« Nikolai nickte zu der afrikanischen Seite des Raumes hinüber. »Kofi, würdest du uns jetzt von dir erzählen?«
Der Afrikaner erhob sich, immer noch gertenschlank und durchtrainiert trotz seiner Jahre. »Zuerst möchte ich wissen, warum diese weißen Männer hier sind. Du vertraust ihnen, Nikolai, aber ich möchte von ihnen selbst hören, warum sie an unserer Seite kämpfen wollen, da die meisten Weißen es doch vorziehen, sich vom Blut der Sklaven zu ernähren.«
Simon wollte sich erheben, doch Meg legte ihre Hand auf seinen Arm und stand an seiner Stelle auf. »Einst war ich ein Mädchen, das als die ›verrückte Meggie‹ bekannt war«, begann sie ruhig. »Ich war
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