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Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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sie ein hübsch geschnitztes Rhinozeros aus Elfenbein. Lady Beth hatte einmal gesagt, das Rhinozeros sei die afrikanische Version eines Einhorns, und Jean kannte ihre Schwäche für Einhörner.
    Nachdem die Schwestern mit ihren vollen Körben gegangen waren, hatte Jean das Kaufhaus ganz für sich allein. Sie füllte einen Weidenkorb, stellte ihn an die Tür zu den Büroräumen, und begann, einen zweiten Korb zu füllen. Sie betrachtete gerade die Abteilung mit afrikanischen Perlenarbeiten, als ein Mann von der Laderampenseite her das Warenhaus betrat.
    Ihre Manieren vergessend, starrte Jean mit unverhohlener Bewunderung einen der bestaussehenden Männer an, die ihr je über den Weg gelaufen waren. Die Kleidung des Neuankömmlings war von europäischer Eleganz, aber seine markanten Züge und dunkle Haut- und Haarfarbe ließen die Vermutung zu, dass er aus einem exotischeren Land kam. Schlank und ein wenig größer als der Durchschnitt, bewegte er sich wie ein Mann, der es gewöhnt war, sich an gefährlichen Orten aufzuhalten. Und wohin er ging, würde er von Frauen bemerkt werden.
    Dieser neue Kunde war so faszinierend, dass Jean erst nach ein paar Momenten merkte, dass ihm ein Diener - oder vielleicht ein Sklave - folgte, ein schwarzer Afrikaner, der den Korb für seinen Herrn trug. Der elegante Gentleman sah sich mehrere Lagen Stoff an, bevor er zwei in den Korb legte und zum nächsten Abschnitt weiterging.
    Da er nun auf sie zukam, richtete Jean den Blick schnell wieder auf die Perlenketten, die sie vorher schon betrachtet hatte. Sie waren so schön und verschiedenartig, dass sie am liebsten alle gekauft hätte. Nicht jede Frau würde solch auffallenden Schmuck mögen, aber Meg, der Gräfin Falconer, würde dieses breite Kollier aus leuchtend roten Perlen und winzigen Muscheln gefallen, während eine zartgliedrige Silberkette mit funkelnden Edelsteinen genau das Richtige für Duncans kleine Tochter wäre.
    Jean war so vertieft in ihre Suche, dass sie den gut aussehenden Fremden vergaß, bis sie die Schmuckabteilung verließ und mit ihm zusammenstieß, als sie auf den Gang hinaustrat. Sie taumelte zurück, aber er ergriff sie schnell am Arm. »Ich bitte um Verzeihung, Mademoiselle«, sagte er in tadellosem Französisch, als er sie wieder losließ.
    Jean, die seine Berührung noch zu spüren glaubte, erwiderte schnell: »Das war meine Schuld, Monsieur. Ich war so hingerissen von den Fontaine'schen Schätzen, dass ich nicht aufgepasst habe.«
    Sie hatte Mühe, nicht zu stammeln, weil der Mann aus unmittelbarer Nähe sogar noch faszinierender war. Das schwarze, zu einem Zopf zurückgebundene Haar war keine Perücke, sondern sein eigenes, und seine dunklen Augen hatten etwas sehr Geheimnisvolles. Jean versuchte, seine Energie zu lesen, doch sein Geist war fest vor ihr verschlossen.
    Während er ins Englische wechselte, das er fast völlig akzentfrei sprach, sagte er: »Verzeiht mir meine Kühnheit, doch Ihr seid Engländerin, nicht wahr?«
    So viel zu ihrem besseren französischen Akzent. »Schottin eigentlich, aber das ist fast das Gleiche.«
    »Schottin?« Ein heftiges, undefinierbares Gefühl flackerte in seinen schwarzen Augen auf. »Ich kannte einmal jemanden aus Schottland. Sein Name war Macrae von Dunrath.«
    »Mein Vater oder mein Bruder!«, rief Jean aus, sehr erfreut über einen Grund, die Unterhaltung fortzusetzen.
    »Euer Vater«, erwiderte er mit eindringlichem Blick. »Es ist viele Jahre her, seit wir uns in Malta begegneten. Damals könnt Ihr kaum mehr als ein kleines Kind gewesen sein. Er sagte, er habe einen Sohn namens Duncan und eine entzückende kleine Tochter, an deren Namen ich mich jedoch nicht mehr erinnere. Wart Ihr das oder eine ältere Schwester?«
    »Ich habe keine Schwestern, sondern nur einen Bruder.« Sie lächelte ihn an. »Ich bin Jean Macrae.«
    »Und ich Nicholas Gregorio. In Malta rief man mich Nikolai.« Er verengte seine Augen. »Lebt Euer Vater noch?«
    »Er ist vor zehn Jahren verstorben.«
    »James Macrae ist also tot«, sagte Gregorio leise. »Ein Jammer. Ich hatte mir so gewünscht, ihm wieder zu begegnen. Ich hoffe, Euer Bruder ist wohlauf?«
    »Ja, und er hat selbst zwei süße kleine Kinder.«
    »Das Haus Macrae lebt also weiter.« Gregorios Blick wurde abwesend, als schaute er in die Vergangenheit, bevor er Jean wieder seine Aufmerksamkeit zuwandte. »Darf ich James Macraes einziger Tochter die Hand reichen?«
    Die Intensität seines Blickes begann Jean zu entnerven, aber

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