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Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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Tatsache, dass er schwarz war wie sie alle, machte ihn noch hassenswerter.
    Doch selbst inmitten von Hunger und Verzweiflung gab es auch beglückende Momente der Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft. Insbesondere eine Frau, eine Yoruba namens Fola, kümmerte sich um Adia, schlief nachts an ihrer Seite und sorgte dafür, dass Adia ihren Teil des ranzigen Essens abbekam. Ohne ausdrücklich gefragt zu haben, wusste Adia, dass Folas Tochter gefangen genommen worden war und den Marsch zur Küste nicht überstanden hatte.
    Hin und wieder wurden die Sklaven in kleinen, aneinandergeketteten Gruppen an Deck gebracht, um frische Luft zu schnappen. Adia fand das sehr klug von dem Kapitän, weil ohne diese kurzen Erholungspausen von dem Gestank und den Krankheiten unter Deck nur wenige Sklaven die Reise überstanden hätten. Einmal sah sie ein Besatzungsmitglied durch ein seltsames, metallisches Gerät hindurchschauen. Als der Matrose ihr Interesse sah, sagte er: »Das ist ein Quadrant, Mädchen. Er zeigt uns, wo wir sind. Möchtest du mal sehen?«
    »Quadrant«, wiederholte sie aufmerksam, als sie das Instrument entgegennahm. Sie lauschte den Gesprächen der Seemänner, wann immer sie Gelegenheit dazu bekam, und versuchte, ihre Sprache zu erlernen. Ihre Großmutter hatte ihr stets versichert, dass ihr das später sehr von Vorteil sein würde. Adia blickte durch das viertelkreisförmige Rohr und sah zu ihrem Erstaunen den Horizont und die Sonne nebeneinander. »Danke«, sagte sie, als sie das Gerät zurückgab. Monifa hatte ihr auch geraten, höflich zu sein, weil das die Leute bereitwilliger machen würde, ihr zu helfen.
    Die Ausflüge an Deck lehrten sie, dass die weißen Seemänner mitunter genauso schlecht behandelt wurden wie die schwarzen Sklaven. Einmal sah Adia, wie der Kapitän einen seiner Männer bis zur Bewusstlosigkeit auspeitschte. Captain Trent hatte blaue Augen, die kältesten, die Adia je gesehen hatte. Der Seemann wurde blutüberströmt an Deck liegen gelassen, während andere Matrosen die Leichen der Sklaven heraufbrachten, die über Nacht gestorben waren.
    Als der erste Tote über Bord geworfen wurde, brach ein heftiges Getümmel im Wasser aus, und Adia sah, dass gewaltige Fische mit großen Rückenflossen um den Leichnam kämpften. »Das sind Haie, die den Sklavenschiffen folgen«, sagte Fola mit unbewegter Stimme und legte den Arm um Adias zitternde Schultern.
    Ihre einzige Flucht vor der Realität waren ihre Träume. Manchmal war sie wieder in dem Tal bei ihrer Familie, lachend, froh und gut ernährt, und in anderen Träumen sah sie sich erwachsen und in einem fernen Land, wo sie auch wieder glücklich war, obwohl die Zukunft so unklar war, dass sie keine Einzelheiten dessen erkennen konnte, was sie dort so glücklich machte. Aber die Träume gaben ihr Hoffnung, und die Hoffnung verlieh ihr Kraft.
    Der Mond hatte einen ganzen Zyklus und noch einen halben durchlaufen, bevor sie wieder Land erreichten. Schon beim Erwachen hatte Adia das Gefühl, dass sich etwas verändert hatte. Das Schiff schlingerte, wie es das nicht mehr getan hatte, seit sie Segel gesetzt hatten. Sie mussten irgendwo vor Anker liegen.
    Andere Sklaven im Frachtraum erwachten und bemerkten das Gleiche. Eine Welle der Erregung ging durch die Menschen unter Deck. Egal, welche Schrecken sie an Land erwarteten, das Leben an der frischen Luft musste auf jeden Fall besser sein als auf diesem stinkenden Sklavenschiff.
    Als zwei Seeleute mit Eimern voll gedünstetem Reis für die Gefangenen herunterkamen, rief einer der Sklaven: »Wo sind wir?«
    Der jüngere Seemann, der noch nicht so abgebrüht zu sein schien wie seine Kameraden, sagte: »Jamaika. Das ist eine schöne Zuckerrohrinsel. In ein paar Stunden werdet ihr in Gruppen aufgeteilt und zum Markt gebracht.«
    Adia aß ein bisschen von ihrem Reis, der heute sogar Fischstückchen enthielt. Sie schluckte langsam, obwohl sie am liebsten alles auf einmal hinuntergeschlungen hätte. Im letzten halben Mondzyklus hatte sie Fola den größten Teil von ihrem Reis gegeben. Ihre Freundin war eine hochgewachsene, starke Person, die mehr Nahrung brauchte, und während der Überfahrt war sie ganz abgezehrt geworden vor Hunger.
    »Du musst essen, Kind«, murmelte Fola, als Adia ihr die Schale hinhielt.
    »Jetzt, da wir endlich angekommen sind, wird es mehr zu essen geben«, sagte Adia. »Und für heute habe ich genug gehabt.«
    Ihres Hungers wegen war Fola leicht zu überreden. Sie aß ihren eigenen Reis

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