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Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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sehen. Die meisten Seeräuber waren verwundet oder gefangen. Sehr bald schon würde der Kampf zu Ende sein.
    Mit einem höhnischen Lächeln sprang der Korsarenkapitän - ein reis, wie sie genannt wurden - auf den erhöhten Gang zwischen den Bänken, an denen die Ruderer festgekettet waren. Mit beiden Händen hob er sein Schwert, um auf den ihm am nächsten sitzenden Sklaven einzuschlagen. Der Mann schrie und kauerte sich zusammen, in einem verzweifelten Versuch, dem Schwerthieb zu entgehen.
    Brüllend setzte Gregorio dem reis nach und schlug ihm mit seinem Schwert die Klinge aus der Hand. Jean starrte ihn mit großen Augen an. Es sah so aus, als verteidigte Gregorio die Sklaven! Wahrscheinlich, weil sie wertvoll waren. Sie wollte schon wieder zu dem Ruderboot zurückkehren, als drei der verbliebenen Piraten ihrem Kapitän zu Hilfe eilten und Gregorio mit ihren Schwertern attackierten.
    Verdammt, jetzt zog der reis auch noch eine Pistole aus seinem Gewand und richtete sie auf Gregorio! Jean hätte es nicht kümmern sollen, doch jede Faser ihres Seins schrie, dass sie ihn nicht sterben lassen konnte.
    Ihr Messer in der Hand, stürzte sie zur Reling. Das Kampfgetümmel schien sich zu verlangsamen, was ihr die nötige Zeit verschaffte, schlitternd zum Stehen zu kommen, zu zielen und ihr Messer nach der Kehle des reis zu schleudern.
    Getroffen brach er zusammen, wobei sich seine Pistole in die Luft entlud. Als sein lebloser Körper auf dem Boden aufschlug, hatten schon drei von Gregorios Männern ihren Kapitän erreicht. In einem wüsten Kampf in dem schmalen Gang zwischen den Ruderbänken überwanden und töteten sie die verbliebenen Piraten.
    Gregorio, der jetzt den Rücken frei hatte, fuhr herum, um zu sehen, woher das Messer gekommen war. Sein Blick ging sogleich zu Jean, was aber nicht bedeutete, dass er sie auch erkannte. Sie verstärkte ihren Abschirmzauber und ließ sich auf das Deck der Justice fallen, wo der Kapitän sie nicht mehr sehen konnte. Wenn sie ihre Chance zur Flucht wahrnehmen wollte, musste sie sich beeilen.
    Da sie ihr Messer nicht mehr hatte, brauchte sie eine andere Waffe. Als sie an einem toten Piraten vorbeikam, nahm sie sich sein Schwert. Der schlanke Krummsäbel war nicht zu schwer, um damit umgehen zu können. Er war zwar nicht so gut wie ihr Wurfmesser, doch besser als nichts.
    Grimmig begann sie, auf die Stricke einzuhacken, die das Ruderboot an Deck festhielten.

10. Kapitel

 
    W

er zum Teufel war das? In Nikolais Mannschaft gab es niemanden wie den Jungen, der das Messer geworfen hatte. War er vielleicht von dem Piratenschiff herübergekommen?
    Dann wandte die zierliche Gestalt sich ab, um zu verschwinden, und jetzt bemerkte Nikolai, dass er sich geirrt hatte: Das war kein Junge! »Tano, übernimm du hier!«
    Der Tod des Seeräuber-Kapitäns hatte den Kampf beendet. Moulay Reis war ein alter Feind von Nikolai, dem er eigentlich selbst das Leben hatte nehmen wollen, aber ihr Zweikampf hätte fast einen anderen Ausgang genommen. Wie typisch für Moulay, ihn mit einer versteckten Pistole hereinlegen zu wollen!
    Aber wieso hatte die kleine Hexe ihn gerettet? Vorausgesetzt natürlich, dass der Strolch, der das Messer geworfen hatte, Jean Macrae gewesen war. Der Gedanke war eigentlich absurd, doch er hatte ihr Gesicht und die Umrisse einer schlanken, unverkennbar weiblichen Gestalt unter ihrer viel zu großen Seemannskluft gesehen.
    Nikolai sprang auf sein Schiff zurück, um die schottische Hexe zu suchen. Er fand sie bei dem Beiboot, wo sie auf die Taue einhackte, mit denen es an Deck gesichert war. Ein dicker roter Zopf fiel ihr über die Schulter, und ihre kleinen, blassen Hände schwenkten mit erstaunlicher Geübtheit einen Entersäbel.
    »Spart Euch Eure Kraft!«, blaffte er sie an. »Ihr verlasst dieses Schiff nicht.«
    Das Schwert in der Hand, fuhr sie zu ihm herum. Es war ein vortreffliches nimcha, von der Art, wie er selbst gern eines gehabt hätte. »Bleibt, wo Ihr seid!«, fauchte Jean Macrae ihn an.
    Und tatsächlich hielt er sich außer Reichweite, weil sich seltsamerweise irgendetwas in ihm sträubte, sich der Frau zu nähern. Sie hatte eine magische Barriere um sich errichtet. Die könnte er zwar überwinden, doch dazu würde er seine eigene Magie anwenden müssen.
    Wider Willen belustigt über diese tollkühne kleine Hexe mit dem flammend roten Haar, die ihm mit solch tödlicher Entschlossenheit entgegentrat, fragte er: »Wo ist die wohlerzogene junge Dame geblieben, die ich

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