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Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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»Sie haben Algier noch nicht erreicht. Vielleicht kommen sie morgen an. Sie wurden aufgehalten, als einige der Gefangenen in dem Durcheinander des Sturms versuchten, das Schiff wieder in ihren Besitz zu bringen. Aber es ist ihnen nicht gelungen.«
    Gregorios dunkle Brauen zogen sich zusammen. »Sind irgendwelche meiner Männer dabei umgekommen?«
    Jean versuchte, mehr zu sehen, doch das Bild des Schiffes verblasste wieder. »Tut mir leid, aber solche Einzelheiten kann ich nicht erkennen. Ich glaube jedoch nicht, dass es ernstlich Verletzte gegeben hat.«
    »Diese Glasscheibe ... ist sie magisch?« Er starrte sie mit lebhaftem Interesse an.
    »Nicht wirklich. Ein Wahrsagespiegel ist mehr eine Konzentrationshilfe.« Sie öffnete die Hand, um ihn ihm zu zeigen. »Je mehr er benutzt wird, desto mehr stellt er sich auf die Macht seines Benutzers ein. Aber man kann auch in einem Glas Wein, einer Schüssel Wasser oder irgendeiner anderen reflektierenden Oberfläche lesen.«
    Der Ara beugte sich vor und öffnete seinen Schnabel, um die Obsidianscheibe zu ergreifen. Schnell zog Jean das Glas zurück und legte es wieder in seinen Beutel, während Gregorio grinste und dem Papagei noch ein paar Nüsse gab. »Vorsicht, Jean Macrae. Isabelle liebt glänzende Gegenstände.«
    »Ich werde mein Bestes tun, mich von ihr fernzuhalten.« Plötzlich kam ihr ein Gedanke. »Die Galeerensklaven sind doch sicher alle Männer. Woher kommen dann die Frauen auf Santola?«
    Eine etwas heisere Frauenstimme antwortete hinter ihr: »Wir sind natürlich alle Huren.«
    Jean drehte sich zu einer hochgewachsenen, auffallend schönen Kreolin mit dunkler Haut, glänzendem schwarzen Haar und mandelförmigen Augen um. Sie sah neugierig und nicht besonders freundlich aus, als sie über die Terrasse zu der Pergola hinüberging.
    »Louise übertreibt«, sagte Gregorio. »Die Frauen von Santola kommen aus ganz unterschiedlichen Verhältnissen.«
    »Aber viele von uns waren Huren.« Louise streckte den Arm aus, und der Ara flog mit einem ohrenbetäubenden Kreischen zu ihr. Er schien sich bei ihr sogar noch wohler zu fühlen als bei Gregorio. »Prostitution ist oft nichts anderes als Versklavung durch einen Zuhälter, aber eine Dame wie Sie wird das vermutlich gar nicht wissen, nehme ich an.« Louise schaffte es, das Wort ›Dame‹ wie eine Beleidigung klingen zu lassen.
    Oh ja, die schöne Louise versuchte zweifellos, Gregorios Besucherin zu schockieren! Vielleicht war sie seine Geliebte und eifersüchtig, weil er an einer anderen Frau Interesse zeigte?
    Nein. Mit blitzartiger Erkenntnis wusste Jean, dass Louise nicht die Frau des Captains war, obwohl sie wahrscheinlich früher einmal intim gewesen waren. Interessant.
    Nachdem sie mit der Jakobitenarmee unterwegs gewesen war, wo viele der mitziehenden Marketenderinnen Prostituierte gewesen waren, war Jean nicht mehr so leicht zu schockieren. »Da Männer ohne Frauen nicht zufrieden wären, ist die Befreiung von Prostituierten natürlich eine Möglichkeit, zwei Ziele auf einmal zu erreichen.«
    Gregorio, dem die Spitzen der Frauen nicht entgingen, sagte: »Es funktioniert zumindest. Niemand hier spricht über die Vergangenheit, wenn er es nicht will.«
    Louises Ausdruck wurde weicher. »Santola ist die Insel der zweiten Chancen. Ich sehe dich beim Abendessen, Nikolai.« Sie schlenderte davon, mit schwingenden Hüften und dem riesigen Ara auf der Schulter, der an ihrem glänzenden schwarzen Haar herumzupfte.
    Gregorio erhob sich. »Da Louise sich um Queen Isabelle kümmert, würdet Ihr Euch jetzt vielleicht gern das Dorf ansehen, Jean Macrae?«
    »Oh ja, das wäre schön.« Jean erhob sich. »Aber warum nennt Ihr mich eigentlich immer Jean Macrae?«
    Er überlegte. »Miss Macrae ist zu höflich, und Jean ist zu intim.«
    »Ich bin in Eurem Kopf gewesen. Wie viel intimer können zwei Menschen werden?«
    Sie merkte erst jetzt, was für eine dumme Bemerkung das war, als er sie mit einem versengend heißen Blick bedachte. »Selbst eine prüde kleine Schottin müsste die Antwort darauf kennen.«
    »Nennt mich Jean«, bot sie leise an, »denn ich bin gar nicht so prüde.«
    Mit grimmiger Miene wandte er den Blick ab, und sie merkte, dass er genauso verunsichert von der Energie zwischen ihnen war wie sie.
    Als sie das Haus betraten, fragte sie sich, ob sie Gregorio als Geliebten wollte. Die leidenschaftliche, körperliche Seite ihrer Natur brannte darauf, sich mit ihm zu vereinigen, diese feurige Energie in sich

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