Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)
ein neugieriges Gesicht. »Habe ich dich in die Neue Welt gebracht? Dann solltest du mir dafür danken, dass ich dich aus dem unzivilisierten Afrika herausgeholt habe.« Er machte Kondo ein Zeichen. Seiner kostspieligen Kleidung nach zu urteilen, hatte der Kapitän mit dem Sklavenhandel gut verdient. »Kette sie an und bring sie in die Zelle. Dann können wir das Balg holen. Mit etwas Glück finden wir dort auch den Zimmermann.«
Die Vorstellung, Molly könnte von diesen Rohlingen angefasst werden, machte Adia rasend. Hilf mir, Großmutter! Mithilfe der Magie, die sie nie richtig beherrscht hatte, riss sie sich von Kondo los, bevor er sie in Ketten legen konnte. Als sie die Flucht ergriff, flammte violettes Feuer um sie auf.
Lauf, Kind, lauf! Wütendes Geschrei erhob sich hinter ihr, als Adia zum Ende des Blocks rannte und in eine viel belebtere Straße einbog. Viele der Menschen hier waren Schwarze, und es bestand durchaus die Chance, dass sie ihr helfen würden, falls Trent sie immer noch verfolgte. Aber als sie einen Blick zurück riskierte, sah sie Trent und Kondo blindlings dort herumstolpern, wo sie sie zurückgelassen hatte. Sie sahen nicht verbrannt aus. Adia hatte das Gefühl, dass das violette Feuer sie mehr verwirrt als tatsächlich verletzt hatte.
Während sie sich bei ihrer Großmutter bedankte, rannte sie den Rest des Weges zu Major Blaines Unterkunft. Sie stürzte ins Haus, als der Major gerade aus seinem Schlafzimmer zum Frühstück kam. »Adia!«, rief er bestürzt. »Sind Sie überfallen worden?«
Sie blickte auf ihr zerrissenes Kleid herab. »Schlimmer noch - ein Sklavenjäger hat versucht, mich einzufangen, um mich nach Süden zu bringen, und er sagte, er würde sich auch Molly und Daniel holen. Erlaubt das Gesetz einem Sklavenjäger, mich und meine Familie zu verschleppen?«
Der Major runzelte die Stirn. »Da die Stadt gerade den Besitzer wechselt, ist auf das Gesetz kein Verlass, und es wird die nackte Gewalt sein, die regiert.«
Das war es, was sie befürchtete. »Daniel sagte, die britische Armee träfe Vorbereitungen, ehemalige Sklaven und Regierungstreue nach Neuschottland zu evakuieren. Könnt Ihr uns helfen, auf ein solches Schiff zu kommen?«
»Daniel und Sie sind dazu berechtigt, aber es wird Wochen dauern, bis die ersten Schiffe auslaufen. Wir verhandeln noch mit den Amerikanern über die Verfahrensweisen. Sie verlangen das Recht, alle schwarzen Männer, Frauen und Kinder in der Stadt zu überprüfen. Es wird Registrierungen, Listen und Bescheinigungen geben.«
»Sir, wir brauchen jetzt Hilfe!« Adia suchte den Blick des Majors. »Können Sie nicht etwas für uns tun?«
Seine Augen wurden schmal, als er überlegte. »Die Schiffe nach Neuschottland sind noch nicht bereit, aber es gibt ein britisches Marineschiff, das mit der Nachmittagsflut nach England ausläuft. Ich kenne den Kapitän, und ich glaube, ich kann eine Passage für Sie und Ihre Familie erlangen. Glauben Sie, Sie können so schnell aufbrechen?«
»Nach London?« Adia brauchte nur an das abgrundtief Böse in Trents Augen zu denken, um zu nicken. »Aber ja, Sir!«
»Dann gehen Sie heim zu Molly und Ihrem Mann. Sie werden nur mitnehmen können, was leicht zu tragen ist. Ich gebe Ihnen zwei Soldaten zu Ihrem Schutz mit. Wenn Sie so weit sind, kommen Sie hierher, dann lasse ich Sie zu dem Schiff bringen.« Er senkte seine Stimme. »Und möge Gott Sie und die Ihren beschützen.«
Major Blaine hielt Wort. Seine Männer begleiteten Adia auf einer anderen Straße, als sie sie sonst benutzte, heim. Daniel war entsetzt, als er von dem Versuch, Adia gefangen zu nehmen, hörte. Mit schmalen Lippen begann er, die wenigen Sachen einzupacken, die sie mitnehmen konnten. Beide waren sehr geschickt darin geworden, von einem Moment auf den anderen zu verschwinden. Adia sagte einem Nachbarn, dass sie gingen, verriet aber nicht, wohin. Und dann nahmen sie für immer Abschied von ihrem gemütlichen Zuhause.
Acht Stunden später liefen sie mit der Flut aus dem New Yorker Hafen aus. Adia und Daniel standen am Heck des Schiffes, Daniel mit Molly auf dem Arm, und sahen zu, wie die Stadt hinter ihnen immer kleiner wurde. Das Kind sagte wehmütig: »Ich hatte keine Zeit mehr, mich von meinen Freunden zu verabschieden.«
»Das tut mir leid, meine Süße«, antwortete Daniel. »Aber in England wirst du neue Freunde finden.«
»Sieh mal!« Mollys Traurigkeit verflog, als sie zum Bug hinüberzeigte. »Das sind aber große Fische, die da
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