Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)
loben.«
Daniel lachte, gab ihr einen Abschiedskuss und tätschelte ihr den Po, als sie sich abwandte, um zur Arbeit zu gehen. Fast unmittelbar nach ihrer Ankunft in New York hatte Daniels Kommandant, Major Blaine, sie als Haushälterin eingestellt. Der Major war ein großer, streng aussehender Mann, dessen seltenes Lächeln jedoch überraschend warm war. Er behandelte Adia mit Respekt, und manchmal unterhielt er sich mit ihr über seine Frau und Kinder, wie er es mit keinem der Männer um ihn herum konnte. Molly, die ihre Mutter oft zur Unterkunft des Majors begleitete, hatte er besonders ins Herz geschlossen, weil er eine Tochter in ungefähr dem gleichen Alter hatte.
Aber hatte Major Blaine Adia und ihre Familie gern genug, um sie vor einer erneuten Versklavung zu beschützen? Vielleicht, doch selbst wenn seine Absichten nur die besten waren, war er vielleicht trotzdem nicht in der Lage, ihnen beizustehen. Es war an der Zeit, die Flucht nach Kanada zu planen.
Obwohl Daniel in einer Kompanie ehemaliger schwarzer Sklaven gekämpft hatte, waren diese keine Mitglieder der regulären britischen Armee, und seine Truppe würde schon bald aufgelöst werden. Sie könnten die Stadt verlassen, sobald es so weit war, aber vielleicht sollten sie besser abwarten, ob die Briten ihr Versprechen an die Sklaven hielten, die für sie gekämpft hatten. Denn wenn sie auf britischen Schiffen evakuiert wurden, würde die Reise weitaus sicherer sein, als wenn sie allein die Flucht ergriffen.
Adia fragte sich bitter, wie oft sie noch ihr Heim und ihre Freunde würde verlassen und ganz von vorn würde beginnen müssen. Sie und Daniel hatten sich hier in New York ein Leben aufgebaut. Nicht lange nach Adias Ankunft waren sie von einem blinden Methodistenprediger getraut worden, der der Sklaverei entkommen war und einen Großteil seiner Gemeinde mitgebracht hatte. Obwohl Adia sich schon immer rechtmäßig mit Daniel verheiratet gefühlt hatte, war sie stolz, dass nun auch die Welt und das Gesetz ihre Verbindung anerkannten.
Daniel hatte ihr erklärt, warum er sich für den Familiennamen Adams entschieden hatte. »Einer der Rebellenführer heißt John Adams, und es wird viel davon geredet, dass er keine Sklaven halten will.« Daniel lächelte und küsste ihre Nasenspitze. »Außerdem passt der Name gut zu Adia. Adia Adams klingt gut.«
Sie hatte ihm lachend zugestimmt. Einen selbst gewählten Nachnamen zu haben, war ein Symbol der Freiheit. Und nun hatten sie zudem noch ein Zuhause und ein Stückchen Garten. Molly besuchte eine kleine Mädchenschule und war schon ziemlich gut im Lesen. Wenn es nicht zu gefährlich wäre, in New York zu bleiben, könnte Daniel sich eine Arbeit als Zimmermann suchen, und Adia würde sicher eine Anstellung in einem anderen Haushalt finden, wenn Major Blaine nach England zurückging.
Stattdessen jedoch würden sie schon wieder fliehen müssen, und diesmal sogar in ein kaltes, unwirtliches Land. Zum Glück hatte sie den größten Teil ihres Lohns gespart, sodass sie immerhin ein bisschen Geld hatten. Solange sie, Daniel und Molly nur zusammen und frei waren, würde alles gut sein.
Sie befand sich auf einer stillen Straße auf halbem Weg zu dem Haus des Majors, als ein hochgewachsener Weißer vor sie hintrat. »Du bist Addie Watson?«
Sie blieb stehen und erstarrte innerlich vor Furcht. »Ich kenne niemanden, der so heißt«, erwiderte sie steif.
»Sie sagten, du wärst hübsch und verstündest dich gut auszudrücken«, entgegnete er, während ein anderer Mann sie von hinten packte. »Aber ihr Entlaufenen lügt doch alle bezüglich eurer wahren Namen. Doch ich bin dir gefolgt, Addie Watson, und weiß, wer du wirklich bist. Und jetzt wirst du zu deinem Herrn zurückgebracht, zusammen mit deinem kleinen Negerkind und deinem Zimmermann.« Sein Lächeln ließ das Blut in ihren Adern stocken. »Und ich werde eine ordentliche Belohnung für euch drei bekommen.«
Adia wehrte sich verzweifelt gegen den Mann, der sie festhielt. Er war groß, schwarz und kam ihr irgendwie bekannt vor. Auch die kalten blauen Augen des weißen Mannes sah sie nicht zum ersten Mal. Sie zog scharf den Atem ein, als sie in ihm den Kapitän des Sklavenschiffes erkannte, das sie zu den Westindischen Inseln gebracht hatte. Er musste damals noch sehr jung gewesen sein, da er heute höchstens um die vierzig war. Sein niederträchtiger Begleiter Kondo war dagegen überhaupt nicht älter geworden. »Captain Trent, Sie Schwein!«
Trent machte
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