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Die Statisten - Roman

Die Statisten - Roman

Titel: Die Statisten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A1 Verlag GmbH
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den Nacken gelegt und blickte schmachtend zu seinem Frauchen empor, während er ihren Halsansatz mit hektischen Zungenstrichen ableckte. Sapna-ji revanchierte sich derweil mit Küssen. In dem Moment, als die Kreatur bemerkte, dass ein Fremder den Raum betreten hatte, unterbrach sie ihre amourösen Aktivitäten und rastete völlig aus. Sapna-ji nahm das wütende Gekläff erstaunlich gelassen hin. Ihre Kehle war im Fell des Hundes vergraben, und sie flüsterte ihm zärtliche Worte ins Ohr.
    â€žMein Baby, mein geliebter Chi-Chi, du Liebe meines Lebens! Ja, schmus mit Mama! Sie liebt dich wie nichts auf der Welt, nicht einmal deinen Papa! Du bist mein Ein und Alles! Sollte dir je etwas zustoßen, werde ich deinen Scheiterhaufen besteigen und eine sati werden. Ich könnte es nicht ertragen, ohne dich zu leben!“ Und der kleine Knirps mit der Mörderstimme wurde noch aufgeregter und jaulte und fuhr seine Männlichkeit aus, als sei sie eine rote Rakete, die auf der Militärparade am Tag der Republik in Delhi vorgeführt wird.
    Mutter, Geliebter, Bruder, Schwester, Freund, Führer, Vertrauter … Eddie erinnerte sich an einen Sanskrit-Vers, den Lele Guruji ihm und seinen Mitschülern in der Sabha beigebracht hatte: „Du bist mein Vater und meine Mutter, Du bist mein Bruder und mein Freund, Du bist …“ – aber das war ein Gebet an Gott gewesen. Vielleicht dachten Hundefanatiker an ihre Lieblinge ja in ähnlichen Kategorien.
    Endlich schaute Sapna-ji auf. „Was haben wir denn da? Eine regenbogenfarbene Geburtstagstorte. Also, das nenne ich wahrlich todschick! Flaschengrüne Schlaghose, weißes Hemd mit Rüschenmanschetten, türkisblauer Schlips, paisley-gemusterte Brokatweste und violettes Jackett!“ Und wieder dieses Lachen, hart, grausam, schadenfroh. „Wie heißt du, Geburtstagskind?“ Eddie zuckte zusammen, als sei ihm ein Messer in die Kehle gerammt worden.
    â€žEddie Coutinho. Erinnern Sie sich nicht? Wir haben miteinander getanzt.“
    â€žErwartest du, dass ich den Namen von jedem Statisten auswendig lerne?“
    Sie war gut. Sie wusste genau, was seine verwundbarste Stelle war, und drehte das Messer zur Sicherheit noch ein bisschen herum. Sie hatte etwas Gemeines an sich, gepaart mit eiskalter Berechnung. Diese Kombination beschwor ein bizarres Bild in Eddie herauf: Eine öffentliche Steinigung stand unmittelbar bevor, und Tausende von Schaulustigen hatten sich eingefunden. Der für die Abwicklung der Sache zuständige Richter fragte die Menge, wer den ersten Stein werfen würde. Die Männer scharrten unsicher mit den Füßen, und die Frauen schauten zu Boden. Nur eine Hand hob sich. Es war Sapna-jis Hand. Sie verplemperte keine Zeit damit, auf den Segen des Richters zu warten. In ihrer erhobenen Hand war ein Stein, und noch ehe die Menge, der Richter oder das Opfer begriffen, was da geschah, hatte sie gezielt und Eddies Kopf wie einen Granatapfel aufgeknackt.
    â€žGlaubst du, du bist zu einer Probeaufnahme hier?“
    Eddie fingerte an seiner Krawatte herum. „Ich dachte, es wäre besser, für alles vorbereitet zu sein.“
    â€žUm elf Uhr nachts? Phantasie hast du ja, das muss man dir lassen, Coutinho. Es gibt hier keinen Laufsteg und auch keine Modenschau, okay? Nein, setz dich nicht. Wir gehen nach oben.“
    â€žWegen der Rolle in dem Film – wann können wir uns darüber unterhalten?“
    â€žSpäter vielleicht.“
    â€žWie soll er heißen?“
    â€žDer letzte Tango in Bombay.“
    â€žWow, das klingt wie ein Hollywoodfilm! Ist er auf Englisch?“
    â€žHindi und Englisch. Die Rolle von Brando haben wir noch nicht besetzt.“
    â€žBrando? Ach so, Marlon Brando natürlich.“ Eddie versuchte, seine Ahnungslosigkeit zu überspielen. „Und wer ist die Hauptdarstellerin?“
    â€žIch natürlich. Wer sonst käme denn mit Maria Schneiders Rolle zurande?“
    â€žDas stimmt. Marias Rolle ist echt hart. Sehr schwierig.“
    â€žNicht für mich. Mein Mann meint, ich werde dafür den Oscar als beste Hauptdarstellerin bekommen.“
    Eddies Augen glänzten anbetend. „Ja klar, das werden Sie bestimmt. Da bin ich mir sicher.“
    â€žHast du vor, die ganze Nacht lang zu schwatzen, Coutinho?“
    â€žNein, natürlich nicht. Ich sollte jetzt wohl gehen.“
    Der rosa Organza an Sapna-ji schillerte, als sie mit

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