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Die Steine der Fatima

Die Steine der Fatima

Titel: Die Steine der Fatima Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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den Palast zum Harem. Von dort wurden sie von einem Eunuchen bis zu Sekirehs Tür gebracht. Als die beiden schließlich vor Sekireh standen, erschrak Beatrice zutiefst. Die alte Frau war bis auf das Skelett abgemagert, deutlich zeichneten sich ihre spitzen Knochen unter dem dünnen Laken ab. Am meisten erschreckte Beatrice jedoch ihr Gesicht; totenbleich, mit hervorstehenden Wangenknochen und tief in den Höhlen liegenden Augen, glich es einem mit Haut überzogenen Totenschädel mehr als dem Gesicht einer Lebenden. Sekireh lag apathisch da, und nur ein leises Wimmern ließ ahnen, dass sie noch am Leben war. Beatrice kniete neben dem Bett nieder und nahm die Hand der alten Frau.
    »Sekireh«, sagte sie leise und streichelte behutsam die faltige, schlaffe Hand. »Sekireh, hörst du mich?«
    Die Alte öffnete langsam und mühsam ihre Augen. Als sie Beatrice erblickte, glitt ein schwaches, kaum wahrnehmbares Lächeln über ihr Gesicht.
    »Beatrice. Du bist gekommen.« Ihre Stimme war so leise, dass Beatrice sich vorbeugen musste, um sie zu verstehen. »Wirst du dein Versprechen halten?«
    Beatrice nickte. »Ja, deshalb bin ich hier. Ali al-Hussein und ich haben etwas mitgebracht, um deine Schmerzen zu lindern.«
    »Das ist gut«, ließ sich eine Stimme hinter ihnen vernehmen.
    Beatrice wandte sich um und sah Hannah vor sich stehen. Die Dienerin wirkte blass und müde, und Beatrice hatte den Eindruck, dass ihr Gesicht schmaler war als an dem Tag, als sie ihr das letzte Mal begegnet war. Vermutlich ließ die Sorge um ihre Herrin Hannah keine Ruhe finden.
    »Sekireh, ist es dir recht, wenn ich kurz mit Hannah bespreche, was zu tun ist?« Sekireh nickte schwach und schloss wieder die Augen. Erneut begann sie leise vor sich hin zu jammern und zu stöhnen. Beatrice ergriff Hannahs Arm und zog sie außerhalb der Hörweite des Betts, während Ali sich neben die Kranke kniete und mit seiner Untersuchung anfing.
    »Wie konnte das geschehen, Hannah?«, flüsterte Beatrice aufgebracht. »Seit wann ist sie in diesem Zustand?«
    »Das geht nun schon seit einigen Tagen so, Herrin«, antwortete Hannah, und ihre dunklen Augen füllten sich mit Tränen.
    »Was?!« Beatrice musste sich Mühe geben, ihre Stimme nicht zu erheben. »Wie konntest du das zulassen, Hannah? Weshalb hast du Ali al-Hussein nicht schon viel eher geholt?«
    Die Dienerin begann zu weinen. »Sie wollte es nicht, Herrin. Ich habe auf sie eingeredet, versucht, sie davon zu überzeugen, den Arzt zu holen – sie hat es mir regelrecht verboten. Sie wollte nur mit Euch sprechen.« Hannah schluchzte. »Heute früh habe ich es dann nicht mehr ausgehalten. Ich habe mich heimlich aus dem Zimmer geschlichen und einen Boten zu Ali al-Hussein geschickt. Ich weiß, wenn sie könnte, würde sie mich dafür ohrfeigen, aber sie ist zu schwach dazu.«
    Hannah verbarg ihr Gesicht in den Händen. Beatrice legte ihr eine Hand auf den Arm.
    »Ist schon gut, du hast das Richtige getan«, versuchte sie die Dienerin zu trösten. »Erzähle mir nun alles der Reihe nach.«
    Hannah nickte und wischte sich die Tränen vom Gesicht. »Seit Ihr nicht mehr im Palast seid, Herrin, hat Sekireh jeder Lebensmut verlassen. Sie nahm kaum noch Nahrung zu sich, blieb fast den ganzen Tag auf ihrem Zimmer, und schließlich stand sie nicht einmal mehr aus dem Bett auf. Ich konnte förmlich zusehen, wie sie mehr und mehr verfiel. Mittlerweile ist sie so schwach, dass sie nicht einmal mehr in der Lage ist, zu kauen. Täglich bereite ich ihr eine Suppe zu, denn schlucken kann sie wenigstens noch. Aber auch davon nimmt sie nur wenige Löffel zu sich. Und ihre Schmerzen…« Hannah brach erneut in Tränen aus. »Ihre Schmerzen werden immer schlimmer. Inzwischen liegt sie nur noch da und stöhnt und jammert, dass es mir das Herz aus dem Leib reißt. Ich kann es nicht mehr ertragen, sie so zu sehen. Sie ist so eine stolze, aufrechte Frau. Sie verdient es nicht, so grausame Qualen zu erleiden.«
    Beatrice nickte bekümmert und sah den mageren, zarten Körper an, der still und regungslos auf dem Bett lag. So stark und unbeugsam Sekireh auch während ihres gesamten Lebens gewesen sein mochte, so zerbrechlich und schwach war sie jetzt. Unwillkürlich fielen Beatrice die hasserfüllten Worte Mirwats ein. Aber ob Mirwat wirklich gewusst hatte, wovon sie da sprach und was sie Sekireh wünschte, das wagte Beatrice zu bezweifeln.
    Ali hatte mittlerweile seine Untersuchung beendet und trat zu den beiden Frauen.
    »Das

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