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Die Steine der Fatima

Die Steine der Fatima

Titel: Die Steine der Fatima Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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freie Frau. Ich habe sie nicht gezwungen.«
    Ali spürte, dass der Nomade mit ihm spielte, es genoss, ihn zu provozieren und zu quälen. Es war das Spiel einer Katze mit einer Maus. Aber eine Maus hatte Angst. Ali hingegen kochte vor Wut. »Also gut, sag, was du willst, bevor ich dich an deinen langen Haaren vor den Richter schleifen lasse«, erwiderte Ali zornig. »Ich warte schon jetzt sehnsüchtig auf den Tag, an dem du endlich deine gerechte Strafe erhältst. Und wenn du enthauptet wirst, werde ich persönlich dafür sorgen, dass dieser Tag als Feiertag in den Kalender eingetragen wird.«
    Saddin lachte. Dieses Lachen steigerte Alis Zorn nur noch mehr, und er wäre mit Sicherheit handgreiflich geworden, wenn der Nomade nicht weitergesprochen hätte.
    »Erspare dir die Mühe, mein Freund«, sagte Saddin ruhig. »Was ich dir jetzt mitteile, wird dich freuen. Ich werde Buchara verlassen, auch ohne deine Mithilfe. Noch heute Nacht.«
    Ali hielt die Luft an. Sein Herz hämmerte gegen seine Brust. Wurden nun seine schlimmsten Alpträume wahr?
    »Und Beatrice?«, wagte er schließlich mit heiserer Stimme zu fragen. »Was ist mit ihr?«
    »Sie weiß nichts davon und wird es, so Allah es will und du es zulässt, auch erst morgen erfahren. Ich gehe allein.«
    Ali befand sich in einem Wechselbad der Gefühle. Sein Zorn verrauchte, seine Angst löste sich auf. In diesem Moment konnte er sein Glück kaum fassen.
    »Ich habe lange darüber nachgedacht«, fuhr Saddin mit ruhiger Stimme fort. »Es gibt keine andere Möglichkeit. Hast du meine Anweisungen befolgt, die ich dir am ersten Tag gab?«
    »Ja, obwohl ich nicht weiß, wozu das gut sein soll. Ich habe…«
    Saddin verdrehte die Augen. »Beantworte nur meine Frage. Hat jemand Kenntnis davon, dass sie noch am Leben ist, ja oder nein?«
    Ali wurde wieder wütend. Was fiel diesem Kerl ein, so mit ihm zu sprechen?
    »Soweit ich weiß, hat niemand außerhalb dieser Mauern etwas davon erfahren.«
    Saddin nickte zufrieden. »Gut. Höre mir jetzt genau zu. Halte es weiterhin geheim, so lange es möglich ist.«
    »Aber warum…?«
    »Dummkopf!«, herrschte Saddin ihn an. »Sobald mein Auftraggeber erfährt, dass Beatrice noch am Leben ist, wird er wieder versuchen, sie zu töten, darum! Er wird ihr immer neue Mörder auf den Hals hetzen, bis er sein Ziel endlich erreicht hat. Wenn du sie also wirklich liebst, musst du versuchen, sie zu beschützen. Und das bedeutet, dass niemand erfahren darf, dass Beatrice noch lebt. Ist dir das jetzt klar geworden?«
    »Und wenn herauskommt, dass du deinen Auftraggeber betrogen hast?«
    Saddin zuckte mit den Schultern. »Alle halten Beatrice für eine Hexe, und so wird sich niemand wundern, dass sie in der Lage ist, von den Toten aufzuerstehen. Man wird mir keinen Vorwurf machen. Sollte also jemand erfahren, dass sie lebt, werde ich zurückkehren und nicht zögern, meinen Auftrag auszuführen.«
    Ali schwieg. Eiskalt kroch die Angst in ihm hoch und schnürte ihm die Kehle zu. Doch jetzt hatte er keine Angst, Beatrice an den Nomaden zu verlieren, jetzt fürchtete er um ihr Leben. Er musste sie beschützen, aber wie? Seine Gedanken überschlugen sich. »Nimm sie mit«, sagte er schließlich. »Saddin, ich flehe dich an, nimm Beatrice mit. Bei dir ist sie in Sicherheit. Wenn sie nicht mehr in Buchara ist, werden ihre Feinde ihr nichts anhaben können.«
    Saddin sah ihn lange an. »Du wärst bereit, die Frau, die du liebst, deinem Gegner anzuvertrauen, nur um ihr Leben zu retten? Dieser Vorschlag gereicht dir zur Ehre, Ali al-Hussein«, sagte er schließlich und nickte anerkennend. »Aber es geht nicht. Ich wäre gezwungen, sie früher oder später zu töten. Nein, glaube mir, so ist es besser.«
    Ali fuhr sich verzweifelt durchs Haar. »Aber was soll ich tun? Wie kann ich sie beschützen?«
    »Du wirst Wege finden.«
    Ali seufzte und wünschte, er könnte die Zuversicht des Nomaden teilen.
    »Würdest du mir trotz allem einen Gefallen erweisen?« Saddin hielt plötzlich einen strahlend schönen Saphir von der Größe eines Taubeneis in der Hand. »Gib ihn ihr morgen früh zurück.«
    Überrascht nahm Ali den Saphir und betrachtete ihn. »Ist das jener Stein…«
    Saddin nickte. »Man nennt ihn den Stein der Fatima. Gebt gut auf ihn acht. Er birgt ungeahnte Kräfte und ist letztlich der Grund, weshalb Beatrice getötet werden soll.«
    »Ist das alles?«, fragte Ali erstaunt und nahm den Stein an sich.
    Saddin lächelte spöttisch. »Etwas anderes

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