Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die steinerne Pest

Die steinerne Pest

Titel: Die steinerne Pest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
auf ihn ein. Der
eine der Männer, die Singh hielten, blutete aus der Nase,
der andere hatte ein dunkles Auge, das bereits
zuzuschwellen begann, und ein Stück abseits standen zwei
weitere, die sich die offenbar schmerzenden Rippen
rieben.
Singh hatte sich sichtlich nach Kräften gewehrt, war
aber der Übermacht am Ende nicht gewachsen gewesen.
Er selbst war nicht verletzt, und er sah auch nicht
besonders eingeschüchtert oder erschrocken drein, dafür
aber sehr wütend.
Mike wich hastig wieder ein paar Schritte zurück, denn
er war keineswegs sicher, daß auch die Männer, die Singh
überwältigt hatten, durch ihn hindurchsehen würden, wenn
sie sich zufällig in seine Richtung drehten. Und er war
ziemlich ratlos. Er hatte nicht einmal eine Ahnung, wie er
Singh helfen sollte. Sein Vater hatte den jungen SikhKrieger nicht von ungefähr zu seinem Leibwächter
gemacht. Singh war zwar schlank und sah täuschend
harmlos aus, aber Mike hatte einmal miterlebt, wie er ganz
allein und waffenlos mit gleich vier Gegnern fertig
geworden war. Wenn es diesen Männern gelungen war,
ihn zu überwältigen, dann hatte er nicht die geringste
Aussicht, Singh zu befreien. Sosehr ihm der Gedanke auch
widerstrebte - er würde wohl doch allein an Bord der
NAUTILUS zurückkehren müssen, um zusammen mit
Trautman und den anderen einen Plan zur Befreiung des
Inders auszuarbeiten.
Mike sah sich noch einmal nach allen Seiten um, dann
huschte er geduckt zum Waldrand zurück, obwohl es
wahrscheinlich gar nicht notwendig war, vorsichtig zu
sein. Die schwarzgekleideten Männer nahmen immer noch
keine Notiz von ihm.
Als er in das Unterholz eindrang, stand plötzlich wie aus
dem Boden gewachsen eine Gestalt vor ihm. Sie gehörte
ganz eindeutig nicht zu den schwarzgekleideten Männern,
sondern es war einer der Eingeborenen, von denen sie im
Logbuch gelesen hatten. Er war sehr groß, hatte
schulterlanges schwarzes Haar und war nackt bis auf einen
buntbestickten Lendenschurz. Sein Gesicht war von edlem
Schnitt und wirkte sehr kraftvoll, aber der Ausdruck
darauf war eher besorgt als wirklich drohend.
»Wer... wer sind Sie?« fragte Mike zögernd. Der
Eingeborene sagte etwas in einer sonderbar dunkel
klingenden, vollkommen unverständlichen Sprache, und
einen Augenblick später traten zwei weitere
Eingeborene
aus dem Gebüsch hinter Mike heraus. Dann noch einmal
drei, so daß er sich schließlich von einem halben Dutzend
der hochgewachsenen, dunkelhäutigen Gestalten umringt
sah. Also hatte er sich doch nicht getäuscht. Er war die
ganze Zeit beobachtet worden. Der Mann, auf den Mike
zuerst gestoßen war, begann schnell und in seiner
unverständlichen Sprache auf ihn einzureden. Er zeigte
dabei immer wieder zum Strand und auch zu dem
schwarzen Frachter dahinter. Offenbar brachte er Mike mit
diesem Schiff und den Männern in Verbindung. Und Mike
hatte das Gefühl, daß die Schwarzgekleideten nicht
unbedingt die Freunde der Eingeborenen waren.
»Ich nehme an, daß von euch keiner meine Sprache
spricht«, sagte er, sehr langsam und mit übermäßiger
Betonung, aber ohne große Hoffnung, irgendeine Antwort
zu bekommen. Er bekam Antwort - allerdings keine, mit
der er etwas anfangen konnte. Plötzlich redeten alle wild
durcheinander auf ihn ein, und ihre Gesten wurden
drohender.
Mike ließ sie eine Weile gewähren und beschloß dann,
alles auf eine Karte zu setzen. Wenn die Eingeborenen mit
den Männern auf dem Schiff gemeinsame Sache machten,
dann war er ohnehin verloren. Also hob er den Arm,
deutete erst auf die gewaltige Silberscheibe am Strand und
schüttelte deutlich den Kopf, dann wies er auf den
Frachter und wiederholte sein Kopfschütteln. »Ich weiß
nicht, wer diese Männer sind«, sagte er, »aber ich glaube
nicht, daß sie unsere Freunde sind. «
Wenn die Eingeborenen die Worte auch sicher nicht
verstanden, die Bedeutung der Geste schien ihnen klar zu
sein. Der drohende Ausdruck verschwand von den meisten
Gesichtern, und ihre Stimmen klangen jetzt aufgeregter,
wenn auch nicht unbedingt freundlicher
- was aber
möglicherweise einzig daran lag, daß ihre Sprache einen
für europäische Ohren ungewohnt harten Klang hatte.
»Ihr müßt mich gehen lassen«, sagte Mike. »Ich muß
Hilfe holen. Sie haben meinen Freund gefangen. « Er
versuchte, die Worte mit entsprechenden Gesten und
Handbewegungen auf den Strand und den Wald hin zu
untermalen, zweifelte aber daran, daß es ihm gelang, diese
komplizierte Botschaft durch reines Deuten

Weitere Kostenlose Bücher