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Die steinerne Pforte

Die steinerne Pforte

Titel: Die steinerne Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prevost Andre
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gutes Zeichen ... Noch fünf Stufen, und er erblickte zwanzig Meter weiter das Sonnenlicht. Er zog sein Hemd aus und knotete es um die Hüfte, so unerträglich heiß wurde ihm. Der niedrige Ausgang schien direkt in einen makellosen blauen Himmel zu führen. Doch leider blieb Samuel keine Zeit mehr, genauer nachzusehen: Lautes Stimmengewirr drang ihm von draußen entgegen.
    »Dazu habt ihr kein Recht!«, brüllte eine raue Stimme. »Ihr steht unter dem Befehl des Wesirs!«
    »Du wirst schon sehen, ob wir dazu ein Recht haben oder nicht!«, gab ein anderer zurück. »Schon seit zwei Dekaden haben wir keinen Lohn bekommen!«
    »Ja! Ja!«, erhob sich ein ganzer Chor aufgebrachter Stimmen.
    Eine Peitsche knallte. »Wenn die Arbeiter der Linken sich weigern, sich ins Tal zu begeben«, ertönte wieder die raue Stimme, »werde ich direkt dem Wesir Bericht erstatten!«
    »Dann bestell ihm einen schönen Gruß von mir!«, rief sein Widersacher. »Und sag ihm, dass meine Männer und ich nach Hause gehen werden, sobald dieses Grab fertig ist. Es wird keine neue Baustelle geben, solange wir nicht aufs Gramm genau bekommen haben, was uns zusteht!«
    Zustimmendes Gemurmel erhob sich.
    »In diesem Fall wird der Wesir mir erlauben, Gewalt anzuwenden!«, drohte die raue Stimme.
    »Versuch es nur, Schreiber! Und wenn du uns die Arme und die Handgelenke brichst, wirst du die Räume selbst bemalen müssen!«
    Es gab lautes Gelächter. Das Argument schien ins Schwarze getroffen zu haben. Der Schreiber blieb ihnen eine Antwort schuldig und marschierte wutschnaubend auf den Eingang zu: Sam sah, wie sich sein Profil vor dem blauen Himmel abzeichnete. Hastig schlüpfte er in eine dunkle Ecke, während die Silhouette draußen wild gestikulierte.
    »Da du anscheinend so schlau bist, Peneb, kannst du mir bestimmt auch erklären, warum ihr mit Setnis Grab noch nicht fertig seid?«
    »Wir waren fast fertig, als uns die Farben ausgegangen sind, wie du wohl weißt, Schreiber. Offenbar haben deine Leute nicht ausreichend vorgesorgt.«
    »Das hier ist das Grab eines Priesters und nicht das eines Prinzen von edlem Geblüt. Ihr hättet schneller arbeiten müssen!«
    Der mit der rauen Stimme kam die Treppe herunter, Sam war sich dessen ganz sicher.
    »Setni war der beste Amunpriester, den Ägypten seit Generationen hatte. Er muss im Tode genauso geehrt werden wie zu seinen Lebzeiten.«
    »Weil du, Peneb, dir einbildest, du könntest über die Qualitäten eines Priesters urteilen? Und entscheiden, wie viel Zeit seinem Grab gewidmet werden soll?«
    Die Schritte waren jetzt ganz nah, die Fackeln tauchten den Gang in taghelles Licht.
    »Sein Sohn hat dich für unsere Arbeit fett bezahlt, wie mir scheint, Schreiber . . . dich und die ganze Verwaltung.«
    »Die Geschäfte der Verwaltung gehen dich nichts an, Peneb. Pass lieber auf, dass du mich nicht provozierst, weder mich noch meine Beamten! Deine Arbeiter täten besser daran, ihre Pausen zu verkürzen und sicherzustellen, dass . . .«
    Gleißendes Licht erhellte plötzlich den Raum, in den Samuel sich geflüchtet hatte. Zwei schwarze Augen schienen ihn zu durchbohren, ein Mann mit kahl rasiertem Schädel und mit einem einfachen Lendenschurz bekleidet, in der Hand eine Peitsche.
    »UND DAS!« Die Stimme des Schreibers überschlug sich beinahe. »WAS IST DAS HIER?«
    Bevor Sam noch den Mund aufmachen konnte, hatte der Mann mit der Peitsche ausgeholt, und ein schmerzhafter Hieb traf Sams Oberschenkel.
    »Ein kleiner niederträchtiger Grabräuber in der Grabstätte, für die du die Verantwortung trägst, Peneb!«
    Klatsch! Ein zweiter Hieb, bei dem der Junge einen Schrei ausstieß. Der Schreiber ereiferte sich: »Ich werde dem Wesir berichten, wie du Setnis Grab bewachst, oh ja, das werde ich! Jeder dahergelaufene Plünderer kann hier . . .«
    Wieder erhob er die Peitsche, doch Peneb fuhr dazwischen.
    »Hör sofort auf damit, Schreiber! Wenn du schon deine Wut an jemandem auslassen musst, dann solltest du dich mit mir auseinandersetzen!«
    Die beiden Männer standen einander gegenüber, jeden Augenblick bereit, sich an die Gurgel zu gehen. Das Gesicht des Schreibers war hassverzerrt.
    »Kannst du mir wenigstens erklären, was dieser Eindringling auf deiner Baustelle zu suchen hat, Peneb?«
    Der andere hielt seinem Blick stand.
    »Das ist mein Neffe, Schreiber. Er ist hier, um das Handwerk zu lernen. Und ich rate dir gut, in Zukunft deine Finger von ihm zu lassen . . .«
    Sie maßen sich mit finsterem Blick,

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