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Die steinerne Pforte

Die steinerne Pforte

Titel: Die steinerne Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prevost Andre
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Wenn Ihr wünscht, zeige ich Euch morgen, wo das ist.«
    »Zahlen sie denn auch gut? Ich meine, in guten Münzen?«
    »Gut, gut . . . Sie bezahlen Euch eben wie einen Träger und abhängig davon, wie viel Ihr schafft! Aber ich muss Euch warnen, die Arbeit dort beginnt morgens um sechs, und wenn Ihr die Anwerbung nicht verpassen wollt, solltet Ihr früh schlafen gehen. Ich werde Euch bei Morgengrauen wecken, wenn es Euch recht ist. In meinem Alter ist man morgens ohnehin sehr früh auf den Beinen.«
    Samuel dankte Baltus und verabschiedete sich von Yser mit einem besonders warmherzigen Lächeln. In seiner Kammer schlüpfte er in die alten Nachtgewänder, die die Magd ihm bereitgelegt hatte – natürlich nicht ohne ihm deutlich zu machen, dass seine Anwesenheit für sie nur zusätzliche Arbeit bedeutete. Als er im Bett lag, überlegte er angestrengt, wie er sich auf dem schnellsten Weg die geeignete Münze beschaffen konnte, die ihn wieder nach Hause bringen würde. Bereits auf den ersten Blick machte Brügge den Eindruck einer bedeutenden Stadt, ganz im Gegensatz zur Insel Iona oder der Arbeitersiedlung Set-Maat. Es ging also darum, die berühmte Nadel im Heuhaufen zu suchen . . . Wenn man es allerdings näher bedachte, so war auf jeder seiner Reisen die Münze immer in der Nähe des Steins zu finden gewesen: Auf Iona hatte sie sich in einer natürlichen Höhle verborgen, nur wenige hundert Meter von der Bucht von Colum-Chill. In Fleury war Korporal Chartrel nur ein paar Häuser von dem Stein entfernt verletzt worden. Und Ahmousis, Setnis Sohn, hatte das Grab seines Vaters – mit dem Skarabäus am Finger – gerade in dem Moment besichtigt, als Sam dort aufgetaucht war. Konnte man daraus schließen, dass die Münze – die Medaille, der Ring – immer in der Nähe des Steins sein musste, um diesen zu aktivieren? Dass, wenn beide nicht in ein und demselben Umkreis zusammentrafen, der Zugang zu der jeweiligen Epoche nicht möglich war? Es war zwar nur eine Hypothese . . . Doch würde dies bedeuten, dass die Münze, die er benötigte, irgendwo in der Nähe des Friedhofs zu finden wäre. Oder in der Nähe des Räuberlochs. Oder von Baltus und seiner Tochter . .. Aber das war alles andere als sicher. Vielleicht hatten ja in Brügge alle Münzen ein Loch in der Mitte? Oder wenigstens ein paar? Morgen würde er Gewissheit haben.
    Sam wollte gerade seine Kerze auspusten und sich schlafen legen, als ihm Lilis Handy einfiel. Er kramte es aus den tiefen Taschen seiner Hose, in denen er es vorsichtshalber vergraben hatte. Auf dem Display stand jetzt: Donnerstag 10. Juni, 18:37, Kaum eine Stunde war vergangen in seiner Zeit, während er in Brügge schon mindestens sechs oder sieben Stunden verbracht hatte. Das Telefon war also immer noch auf Originalzeit eingestellt.
    Er blätterte in den verschiedenen Menüs, um zu sehen, ob es nicht vielleicht noch andere Überraschungen barg. Internet, Spiele, Fotografiermodus, Klingeltöne, Nachrichten, Taschenrechner, Kalender, GPS – Rudolf musste ein kleines Vermögen für dieses Spielzeug bezahlt haben. Sam probierte das GPS aus – es würde ihm vielleicht seine genaue Position anzeigen können –, aber es funktionierte nicht. Immerhin würde es noch sechshundert Jahre dauern, bis die ersten Satelliten erfunden werden sollten! Bei seinen Experimenten im Menü des Telefons löste er aus Versehen den Klingelton aus – Er ist so schön/Er ist so süß/Ein Blick aus seinen Augen und ich zerfließ ... – woraufhin er es schnell unter die Decke schob. Es fehlte noch, dass Baltus hereinschneite und ihn nach dem Namen der Gruppe und dem Titel der Single fragte! Der Text des Liedes klang seltsam in seinen Ohren nach, als ob ihm seine Muttersprache fremd geworden war. Sein Gehirn hatte sich bereits auf die Sprache eingestellt, die er den ganzen Nachmittag gehört hatte: kerk, brugge, zwyn und so weiter. Eins der zahlreichen Rätsel des ägyptischen Zaubers.
    Er klickte sich durch die Fotos, die auf dem Handy gespeichert waren. Sicher war das sehr indiskret von ihm, aber die Umstände verlangten es. Auf den meisten war das Lieblingskuscheltier seiner Cousine zu sehen, eine Art Hündchen mit kurz geschorenem grauem Fell, das sie Zan getauft und in allen Lebenslagen fotografiert hatte: Zan mit dem Kopf nach unten und herabhängenden Ohren; Zan mit einer Plastiktüte und einem Regenhut bekleidet; Zan auf der Toilette ... Er musste unwillkürlich grinsen. In dieser Sekunde hätte er viel dafür

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