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Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4

Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4

Titel: Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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und dann sanken ihre Augenlider herab und ihr Kopf zur Seite. Auf dem Monitor nahmen die Kurven jene weiche Form an, die, wie Ariana wusste, typisch für die Nachwirkungen der Medikamente war, die Dad ihr gegeben hatte. Sie würde mindestens zwei Stunden schlafen, und das würde noch ein paarmal passieren, ehe die chemischen Substanzen wieder vollständig ausgeschieden waren.
    »Lass uns rausgehen«, flüsterte Mrs Pigrato.
    Ariana nickte. Sie stellten die Stühle leise zurück und gingen.
    In dem Moment, in dem sie die Tür behutsam hinter sich zuzog, spürte Ariana unvermittelt eine große, innere Leere. Was sollte sie jetzt tun? Freilich, sie war mit ihren Lektionen sensationell weit im Rückstand, aber sie konnte doch nicht einfach hinauf in den Schulungsraum gehen und lernen, als sei nichts geschehen! Auch Dienste hätten auf dem Programm gestanden, in den Treibhäusern arbeiten oder die Fische füttern, aber das konnte sie jetzt einfach nicht. Ausgeschlossen . . .
    Und dann nahm Mrs Pigrato sie in den Arm. Einfach so. Nahm sie in ihre Arme, ehe sie sich abwenden oder was sagen konnte, hielt sie fest und fühlte sich warm und tröstlich an . . .
    Ariana spürte Tränen aufsteigen. Nein. Nein, sie würde jetzt nicht weinen. Sie war stark. Sie würde . . . Aber sich freimachen wollte sie auch nicht; es tat so gut, gehalten zu werden, endlich einmal . . .
    Das Schluchzen drang wie von selbst aus ihrer Kehle. Sie konnte nichts dafür. Auch nicht für die Nässe in ihren Augen. Oder dass sie plötzlich hervorstieß: »Mrs Pigrato, ich muss Ihnen was gestehen . . .«
    »Schsch«, sagte die dunkelhaarige Frau. »Schon gut.«
    »Urs . . . Also, das mit Urs . . .«
    Ihre Stimme zitterte.
    »Du musst mir nichts sagen, Kind.«
    »Doch.« Ariana machte sich los, strich die Haare zurück, wischte die Augenwinkel trocken. Doch, das musste jetzt raus. Sie musste es wissen. »Ich war das mit Urs. Ich habe ihn gestoßen. Ihm …einen Schubs gegeben, damit er Carl und Elinn hilft. Ich war das. Ich habe ihn gestoßen, und dann ist er durch den Turm . . .«
    Es war, als brächen Dämme. Sie stand bloß noch da, heulte und zitterte am ganzen Körper und genierte sich, dass die Frau, deren Sohn sie auf einen anderen Planeten verbannt hatte, sie in die Arme nehmen und trösten musste.
    Bis schnelle Schritte draußen auf dem Gang sie unwillkürlich aufhorchen ließen. So klang es, wenn es einen Notfall gab. Ariana hob den Kopf, und tatsächlich, da öffnete sich auch schon zischend die Eingangstür.
    Die Frau, die hereinkam, war schlank, groß und hatte kurz geschnittenes dunkelblondes Haar. Sie war so blass, dass Ariana mehrere Sekunden brauchte, um in ihr Mrs Penderton zu erkennen, Ronnys Mutter.
    »Mein Mann hat gerade angerufen«, stieß sie hervor. »Und ich …ich wusste nicht, wo ich hinsollte . . .«
    Mrs Pigrato ließ Ariana los. »Was ist denn passiert?«
    »Sie sagen, das Marsflugzeug sei spurlos verschwunden!«
    »Was heißt das, verschwunden?«, bellte Pigrato.
    Er merkte, dass er seine Hand unwillkürlich zur Faust geballt hatte. Er öffnete sie, bewegte die Finger.
    Er sprach mit dem Raumschiff, das Ronnys Flug aus der Umlaufbahn verfolgt hatte, der MARTIN LUTHER KING.
    »Verschwunden heißt«, erklärte Kommandant Salahi so geduldig, als rede er mit einem begriffsstutzigen Kind, »dass es im einen Moment noch da war und im nächsten nicht mehr. Wir sehen das Flugzeug weder in der optischen Erfassung noch im Radar. Auch nicht mit Infrarot und was es sonst so gibt.«
    »Also ist es unter einen Tarnschirm geraten?«, mutmaßte Pigrato. »So wie die Expedition zu den gläsernen Höhlen neulich?«
    Der Kommandant zögerte merklich mit der Antwort. »Vielleicht. Aber ich habe da meine Zweifel.«
    Es klang beunruhigend, wie er es sagte.
    »Und können Sie die – vielleicht – ein bisschen – begründen, diese Zweifel?« Pigrato bemühte sich, Ruhe zu bewahren, nach außen hin zumindest.
    Verdammt noch mal! Ging denn jetzt alles schief, was nur schiefgehen konnte?
    »Wir sind gerade dabei, Ihnen ein paar Aufnahmen runterzuschicken«, kam die tiefe, leicht gutturale Stimme Salahis aus den Lautsprechern. »Die sollten Sie sich ansehen. Ich habe fast den Eindruck, dass . . .«
    Er brach ab.
    »Dass …was?«, hakte Pigrato nach.
    »Wir können Sie sehen.«
    »Wen?«
    »Den Löwenkopf. Der Tarnschirm ist nicht mehr da. Haben Sie die Bilder?«
    Ein Schirm vor Pigrato wurde hell. Auf den ersten Blick sah er nichts Ungewöhnliches.

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