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Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4

Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4

Titel: Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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Richtung.
    »Genau«, rief der Künstler begeistert. »Von Menschen geschaffen oder bearbeitet. Das heißt: Einsatz von Werkzeugen. Die meisten Artefakte sind behauene Steine – nichts Großartiges in unseren Augen, aber für die Vormenschen ein gewaltiger, ein geradezu gigantischer Schritt.«
    Nun standen sie unter den Dornbäumen mit den hochgebundenen Ästen, die sie vom Mars aus gesehen hatten und die ihnen so rätselhaft erschienen waren. Die gläsernen Kugeln, die aus der Ferne zuerst wie fremdartige Früchte und dann wie noch fremdartigere Behausungen ausgesehen hatten, waren in Wirklichkeit Bestandteile eines riesigen Stammbaums der Menschheit. Die Kugeln konnten von innen beleuchtet werden und enthielten lebensgroße Puppen, die verschiedene Arten von Früh- und Vormenschen darstellten. Breite Streifen eines hellgelben, transparenten Materials schwangen sich von einer Kugel zu anderen; das hatte man aus der Ferne nicht gesehen.
    »Der Vormensch, dessen Spuren die Leakeys entdeckt haben, war der Australopithecus«, erklärte Kibwana und deutete auf eine ziemlich tief hängende Kugel. Das Wesen darin ähnelte eher einem Affen als einem Menschen: Es war keine anderthalb Meter groß, hatte einen gedrungenen Schädel und ein Gesicht mit ausgeprägter Schnauze. So, wie die Puppe gestaltet war, schien er nur hin und wieder auf zwei Beinen statt auf allen vieren gegangen zu sein. »Hat nichts mit Australien zu tun, anbei bemerkt.« Kibwanas Hände deuteten die Fortentwicklung der Art an, die sich hier in mehrere Zweige aufspaltete. Je höher die Kugeln hingen, desto mehr ähnelten die darin dargestellten Wesen dem heutigen Menschen. »Hier …der Homo habilis , später der Homo erectus . . . Dort drüben der Homo neandertalensis , ein Seitenzweig der Entwicklung …und schließlich der Homo sapiens . So war das bis vor ein paar Jahren alles schön einsortiert.«
    Carl horchte auf. »Wieso bis vor ein paar Jahren?«
    Kibwana lachte mit listig funkelnden Augen. »Weil an einem schönen Tag im Mai 2077 jemand etwas gefunden hat. Und zwar hier!« Er deutete mit beiden Zeigefingern abwärts, auf den Boden, auf dem sie standen. »Ein Fund, der die Paläanthropologen in aller Welt unglücklich macht. Der ihre ganzen schönen Theorien über den Haufen geworfen hat. Eigentlich müssten sie diesen Ort hassen, aber nein – eine Menge von denen werden sogar zur offiziellen Einweihung kommen. Pau-Pau . Obwohl die genau am zehnten Jahrestag der Entdeckung stattfinden soll.« Ein sorgenvoller Schatten huschte über sein Gesicht, als er sich kurz umsah. »Wenn alles rechtzeitig fertig wird, heißt das.«
    »Und was war das für ein Fund?«, fragte Carl ungeduldig.
    Kibwanas Blick ging in die Ferne, seine Hände machten Bewegungen, als dirigierten sie etwas. »Es war alles so klar. Der Ursprung der Menschen – hier, in Afrika, an einem Ort, der aus vielerlei Gründen ideal war. Die Wiege der Menschheit. Von hier aus hat Homo sapiens in immer größeren Wanderungen den Kontinent erobert und anschließend den Rest der Welt. Es war alles so logisch. Diejenigen zum Beispiel, die es in den hohen Norden verschlagen hat: Sie wurden im Lauf der Zeit hellhäutig. Warum? Weil sie das Pigment in ihrer Haut nicht mehr brauchten, ja, weil es ihnen sogar schadete. In nördlichen Regionen scheint die Sonne schwächer und seltener – aber da es das in die Haut eindringende Sonnenlicht ist, das das wichtige Vitamin D bildet, ist es in diesen Gegenden von Vorteil, helle Haut zu haben. Und so weiter. Alles logisch, alles schön erklärt, alle waren glücklich und zufrieden. Und dann das!«
    Carl sah, dass Urs fast platzte vor Ungeduld. Genau wie er.
    Amrita grinste nur. Sie wusste wohl, was jetzt kam.
    »Kommt!«, rief Kibwana, fuchtelte mit den Armen, dass seine seltsame Jacke klapperte, und stürmte weiter, auf den einzigen Pavillon zu, der bereits stand.
    Es war eine große Kuppel aus einem matten, glasartigen Material, in deren Inneren ein angenehm helles, aber nicht mehr blendendes Licht herrschte. Sie überspannte ein …nun, wie es aussah, einfach ein Stück kargen Bodens. Ein länglicher Felsblock stand da, aufrecht, daneben lagen ein paar ähnlich geformte Steine am Boden.
    Das Gelände durfte nicht betreten werden. Eine kreisförmige Galerie führte in einigem Abstand über dem Boden darum herum.
    »Dass man das überhaupt entdeckt hat, verdankt man den Klimaveränderungen der letzten Jahrzehnte«, erklärte Kibwana. Er sprach auf einmal

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