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Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4

Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4

Titel: Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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mit gedämpfter Stimme, was den Eindruck, an einem besonderen Ort zu sein, verstärkte. »Vor allem den endlosen Regensommern in den Vierzigern, die hier viel weggewaschen und die ganze Landschaft umgestaltet haben. Die haben es freigelegt. Es musste nur noch jemand kommen und es finden.«
    »Und was ist es nun?«, fragte Carl. Steine. Okay. Kein ungewöhnlicher Anblick für jemanden, der auf dem Mars aufgewachsen war.
    »Kunst!«, rief Kibwana aus. Seine Arme zuckten empor; man erschrak fast von der Heftigkeit der Bewegung. »Unglaublich! Das hat die ganze schöne Lehre wieder über den Haufen geworfen. Ein Kunstwerk. Hier. Eine Million Jahre alt, aber unglaublich hoch entwickelt.« Er stob davon, umrundete die Galerie mit raschen Schritten und rief dabei: »Versteht ihr das Problem? Wenn der Australopithecus zu so etwas imstande war, dann kann er nicht der primitive Bursche gewesen sein, für den ihn die Wissenschaft hält. Wenn er aber nicht so primitiv war, warum dann die Fortentwicklung zum Homo? Dafür hätte es keinen Grund gegeben. Andererseits: Wenn er es nicht war – wer dann?«
    Der Mann hatte es wirklich drauf, die Sache spannend zu machen, das musste ihm der Neid lassen. Carl lief schon, rannte beinahe, und Urs hinterher. Nur Amrita ließ sich, spöttisch lächelnd, Zeit.
    Tatsächlich. Auf der anderen Seite war der Felsblock glatt – nicht behauen, einfach nur glatt – und darauf war etwas zu sehen wie Striche, wie Schatten, ein schwarz-weißes abstraktes Gemälde.
    »Kunst«, wiederholte Kibwana. In seiner Stimme schwang unüberhörbar Befriedigung mit. »Bringt alles durcheinander. Genau so, wie es sein soll.«
    Urs beugte sich vor, soweit das Geländer der Galerie es zuließ. Was nicht sehr weit war. »Was ist das?«, wollte er wissen.
    »Äußerst rätselhaft«, sagte Kibwana. »Niemand weiß es. Ein Kult? Bei Vormenschen mit dem Hirnvolumen von Menschenaffen? Schon dass der Australopithecus die Fähigkeit besessen haben soll zu zeichnen, ist unwahrscheinlich. Aber selbst wenn – welchen Grund sollte er gehabt haben, so etwas zu zeichnen? Eine Riesenheuschrecke?«
    Etwas wie ein kalter Schauder durchrieselte Carl bei diesen Worten. Er trat einen Schritt zurück, und noch einen, und noch einen, bis er die Innenwand der Kuppel im Rücken spürte.
    Von hier aus war kein Zweifel mehr möglich.
    Das Bild auf dem Fels zeigte die Silhouette eines Aliens. Eines Wesens wie jene, die er in den gläsernen Höhlen in Särgen hatte liegen sehen.

23
    Unheil im Verzug
    Pigrato hielt es kaum noch aus in seinem Sessel. Sein Hintern schmerzte, sein Rücken war verspannt, der Nacken steif. Das ganze Gesicht tat ihm weh von der Anstrengung, sein Gegenüber auf dem Schirm in den Übertragungspausen ausdruckslos anzublicken. Er würde Muskelkater haben morgen früh, verdammt noch mal – Muskelkater vom Telefonieren!
    Dabei schienen die Wartezeiten mit jeder Runde länger zu werden. Zwanzig Minuten? Ha. Er hätte schwören können, dass sich der Mars seit Kurzem mit Fluchtgeschwindigkeit aus dem Sonnensystem entfernte; mittlerweile kamen ihm die Pausen vor wie Stunden.
    Und die Uhr auf seinem Schreibtisch, die log ganz einfach. Nie im Leben konnte es erst halb elf abends Marszeit sein.
    Bjornstadt fragte nach. Wollte es genau wissen. Bombardierte ihn mit Detailfragen, ohne Rücksicht darauf, wie lange sich das Gespräch noch hinziehen würde. In Nairobi musste es, na, früher Nachmittag sein. Hatte der Mann heute nichts mehr vor?
    Pigrato antwortete, erklärte, was er erklären konnte, versicherte immer wieder, dass alle Messwerte, Filme und sonstigen Daten schon unterwegs seien zur Erde. Zuerst zur Universität Brasilia, natürlich, aber war das ein Problem? Dort befand sich nun mal das Zentrum für die Erforschung außerirdischen Lebens.
    Der Senator wurde zusehends ungehaltener. Er wischte Pigratos Argumentation beiseite mit dem Satz: »Die Heimwärtsbewegung lassen Sie meine Sorge sein!«
    Bumms, aus, fertig. »Okay«, hatte Pigrato gesagt. »Ich schenk sie Ihnen hiermit.«
    Das war natürlich nicht gut angekommen. Bjornstadt hatte ihm einen aufgebrachten Vortrag gehalten, dass er keine Ahnung habe von den Feinheiten der transnationalen Politik, dass mit den Strömungen der öffentlichen Meinung umzugehen eine Kunst sei, von der nicht viele etwas verstünden, und so weiter, und so fort. Das sollte natürlich heißen, dass Bjornstadt überzeugt war, diese Kunst zu beherrschen.
    Was Pigrato mittlerweile

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