Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4

Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4

Titel: Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
Vom Netzwerk:
Chance.
    Amrita setzte sich in Bewegung, lief ihm entgegen. Carl folgte ihr, Urs auch.
    »…müsst fort!«, waren die ersten Worte, die er verstand, als sie Amritas Vater erreicht hatten. Er war außer Puste, gönnte sich aber nicht die Zeit zu verschnaufen, sondern deutete auf Carl und Urs, fuchtelte mit den Händen und schrie: »Schnell! Ihr müsst fort! Da, mit dem Hubschrauber!«
    »Was? Fort? Wieso?«, rief Carl zurück. Er hatte sich bestimmt verhört.
    »Elinn geht schon an Bord, meine Frau bringt sie hin . . . Los, beeilt euch!«
    »Aber wieso denn?« Er hatte das Gefühl, nicht laut genug schreien zu können, um gehört zu werden.
    »Medienleute kommen!«, brüllte Mr Nkari und packte ihn am Handgelenk. »Eine ganze Meute ist im Anmarsch. Los, kommt, ihr habt bloß noch ein paar Minuten, ehe hier der Teufel los ist!« Er zerrte an ihm, fuchtelte wild mit der anderen Hand. »Haraka! Haraka!«
    Er meinte es ernst. Carl verstand überhaupt nicht, was das sollte, sah verwirrt zu Amrita. Was war mit ihr . . .?
    »Ihr müsst gehen«, sagte sie. Was für große Augen sie hatte. Wie sie leuchteten. Wie traurig sie blickten.
    »Aber …und du?«
    »Tutaonana«, sagte sie. Ein schmerzliches Lächeln. »Kwaheri, Carl. Nenda kwaheri.«
    Sie gab ihm einen Stoß und dann rannten sie, Urs, Mr Nkari, er. Hinein in den Staub, hustend, sich unwillkürlich duckend unter dem Lärm und dem bedrohlichen Schlagen des Rotors und Carl stolperte wieder und wieder, hatte das Gefühl, dass seine Beine versagten, dass die Erde ein zu anstrengender Planet für ihn war.
    Die Maschine tauchte vor ihnen aus den Staubwolken auf, sah aus wie in den Filmen, nur kleiner irgendwie. Männer in Uniform streckten die Arme aus, halfen Urs und ihm an Bord, riefen Mr Nkari etwas zu, das Carl nicht verstand. Da saß Elinn, klein, verschreckt, mit großen Augen und mächtigen Ohrenschützern auf dem Kopf.
    Die Rolltür fuhr zu, fiel mit Wucht ins Schloss. Draußen Mr Nkari, den Kopf eingezogen, winkend. Jemand reichte auch ihnen Ohrenschützer; die dämpften den Lärm. »Alles klar?«, kam eine Stimme aus den eingebauten Lautsprechern. »Schnallt euch gut an.«
    Es ging aufwärts, jäh und schwankend. Carl presste die Stirn an das Glas der Luke, sah hinab, suchte den Pavillon, die Wege, auf denen sie gegangen waren. Da war Murai Kibwana, unverkennbar in seinem clownhaften Aufzug. Bedächtig schritt er in Richtung des Empfangsgebäudes.
    Und da – tatsächlich! Ein riesiger Konvoi donnerte über die schmale Straße auf das Leakey Memorial zu, Hunderte von Wagen mit bunten Logos und Antennen auf dem Dach. Medienleute. Eine ganze Armee.
    Das war knapp gewesen. Die ersten Fahrzeuge rollten schon auf den Parkplatz vor dem Museumsgelände, Leute sprangen heraus, rannten.
    Murai Kibwana würde ihnen alles erzählen.
    Der Hubschrauber drehte ab, nach Norden, wenn er das richtig einschätzte. Carl berührte das klobige Mikrofon, das an einem Bügel vor seinem Mund hing.
    »Was heißt eigentlich Kwaheri?«, fragte er.
    Die Soldaten auf den Sitzen gegenüber schmunzelten.
    »Das ist Kisuaheli«, erklärte einer von ihnen. »Wörtlich heißt es ›wir sehen uns wieder‹.«
    Carl nickte. »Danke.«
    Der Flug dauerte lange. Carl sah hinab auf Straßen und Dörfer, auf Viehherden, die über weites Grasland zogen, auf Fabriken und Lastwagenkolonnen und grünende Felder. Ab und zu sprach er das Wort leise vor sich hin, einfach um zu spüren, wie es sich anfühlte. Kwaheri. Wir sehen uns wieder.

24
    Streng geheim
    »Du machst ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter«, hatte Arianas Vater beim Frühstück zu ihr gesagt. »Anstatt dich zu freuen, dass dein Urs wohlauf ist.«
    Ihr Urs? Pah. Durch ein Sternentor verschwinden, auf einem anderen Planeten auftauchen und ihr dann gerade mal drei Zeilen schreiben! Der konnte ihr gestohlen bleiben.
    Und was Regenwetter war, wusste sie auch bloß aus dem Fernsehen. Weil sie nämlich hier auf dem blöden Mars lebte, der tiefsten Provinz des ganzen Sonnensystems, und eben doch keine Ahnung vom wirklichen Leben hatte.
    So saß sie im Fernsehraum, der mit über dreißig Leuten gestopft voll war – man hatte noch Stühle aus der Kantine herüberholen müssen –, verfolgte wie alle anderen die Berichte von den Ereignissen auf der Erde und fühlte sich entsetzlich nutzlos. Was brachte es schon zuzusehen, wie anderswo die wirklich wichtigen Dinge passierten? Nichts.
    Urs, der blöde Kerl. Der war jetzt dort, im Zentrum des

Weitere Kostenlose Bücher