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Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4

Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4

Titel: Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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gefragt . . .?«
    Jetzt wechselten die beiden auch noch belustigte Blicke! Seine Schwester und dieser …dieser Pigrato!
    »Also«, brachte Urs schließlich heraus, während Elinn weiter vor sich hin kicherte, »wenn du an meine alte Schule in Genf kommst, dann ist das Erste, was man dir erzählt, dass du mit der Frage reinfällst. Damit stellst du klar, dass du keine Ahnung hast von neuerer Geschichte und Bürgerkunde, mit anderen Worten, du darfst alle Lektionen des ersten Blocks noch mal durcharbeiten, und zwar in Vertiefungsstufe.«
    »Wenn man die Antwort nicht weiß?«, fragte Carl.
    Urs schüttelte den Kopf. »Nein – schon wenn du die Frage stellst.«
    »Und wieso?«
    Elinn begann, ihm auf die Nerven zu gehen mit ihrem Gekichere.
    »Weil es keine Welthauptstadt gibt«, erklärte Urs ihm kopfschüttelnd. »Die Weltregierung ist eine transnationale Einrichtung. Sie hat nur einen Sitz . Und im Prinzip kann das Parlament jederzeit beschließen, den Sitz zu verlegen. Es heißt, dass sie das auch vorhaben spätestens für 2090, sie haben sich bisher nur noch nicht darauf einigen können, wohin.«
    Carl nickte ergeben. »Okay. Verstehe. Und wieso ist der Sitz in Nairobi?«
    »Nach der Unterzeichnung der Föderationsverträge stand vor allem fest, wo der Sitz nicht sein würde: Nicht auf dem Gebiet einer der damaligen Supermächte – also weder in den USA noch in China noch in Russland oder Indien –, außerdem nicht auf dem Gebiet einer früheren Kolonialmacht – womit Europa praktisch nicht mehr infrage kam. Dann beschloss man, den Sitz so zu wählen, dass eine Region von all den notwendigen Baumaßnahmen und so weiter profitierte. Und schließlich wählte man Nairobi wegen seines relativ gut verträglichen Klimas.«
    Carl riss die Augen auf. »Wegen des Klimas?«
    »Hat mir mein Großvater jedenfalls erzählt. Und der hat die Gründungszeit miterlebt.«
    Carl seufzte. Dunkle Erinnerungen an fade Lektionen stiegen in ihm auf . . . Bürgerkunde, genau. Das war so lange her . . . Und vor allem war es so langweilig gewesen …so theoretisch . . .
    Nun, das hier war zweifellos alles andere als theoretisch. Dass der TRADIS , der Transnationale Distrikt , von einer goldenen Linie umschlossen wurde, wusste sogar er. Und die passierten sie gerade.
    Die Villa des Präsidenten sah genauso aus wie in den Nachrichten, nur kleiner. Überhaupt, fand Elinn, waren Gebäude auf der Erde meistens klein. Es enttäuschte sie, dass das sogar auf die Präsidentenvilla zutraf.
    Die Villa sah nach nichts aus. Ein Haus eben. Aber der Garten war schön. Man sagte, er enthielte Pflanzen aus allen Erdteilen, zum Teil in Gewächshäusern, die meisten aber unter freiem Himmel und kunterbunt durcheinandergepflanzt.
    Ihr Wagen hielt vor dem Eingang mit den Säulen und dem Baldachin. Jemand öffnete ihnen die Tür. Sie fasste nach Carls Hand, ehe sie ausstiegen. Aussteigen, das war schwer. Wenn sie sich hinstellte, hatte sie das Gefühl, im Boden einzusinken. Heiß war es, dauernd heiß. Und die Luft wollte und wollte nicht in ihre Lungen. Nach tausend Dingen roch sie, brannte in der Nase und in der Kehle und in den Augen, schmeckte staubig – aber sie schaffte es irgendwie nicht bis in ihre Lungen, egal, was sie machte.
    Da. Das war er. Der Präsident. Raja Nayanar. Am liebsten hätte Elinn Carl weiter aufgezogen, ihn gefragt, ob er wenigstens wusste, wie der Präsident der Föderationsregierung hieß. Aber dafür war es jetzt zu spät, der Präsident kam ihnen schon entgegen.
    Nayanar war ein kleiner Mann, kaum größer als sie selbst – na doch, schon ein bisschen größer. Aber er ging gebeugt. Er hatte ein schönes Gesicht – klare helle Augen, die sie aufmerksam ansahen, Haut von der Farbe eines guten Kaffba, nur dass sie runzlig war . . . Vor allem aber hatte auch ihm die Erde und ihre unbarmherzige Schwerkraft zugesetzt, ihn niedergedrückt im Lauf der Jahre, sodass er wusste, wie es ihr ging. Er lächelte sie an, als er ihr die Hand reichte, und Elinn lächelte zurück.
    Sie gingen hinein. Die Räume drinnen wirkten groß; die Decken befanden sich in schwindelnder Höhe. So etwas hatte Elinn noch nie gesehen.
    Auf einmal waren überall Leute. Leute mit Kameras. Leute ohne Kameras. Sogar Kameras ohne Leute: kleine Hubschrauber, kaum größer als eine Hand, hielten sie in der Luft; sie sahen aus wie dicke Insekten, die mal hierhin, mal dorthin zischten.
    Alle redeten durcheinander. Elinn verstand kaum etwas, und es klang auch alles

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