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Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Titel: Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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Gesicht, einen gepflegten Spitzbart und einen einfältigen Ausdruck im Blick.
    »Genau, was wir suchen«, meinte Nicolas zufrieden, »geh zu ihm, Mary. Und laß ihn nicht wieder los!«
    Mary warf Nicolas, der ihr aufmunternd zunickte, noch einen Blick zu, dann schritt sie zu dem fremden Mann hin, wobei sie sich bemühte, kokett zu lächeln und gleichzeitig fand, daß die Rolle der Verführerin denkbar schlecht zu ihr paßte. Als sie an ihm vorüberging, sagte sie leise:
    »Guten Tag, Monsieur!«
    Er zuckte zusammen und sein Blick hing wie verzaubert an ihr. Er wirkte dadurch noch tölpelhafter, aber Mary war fest entschlossen, ihm nicht zu zeigen, wie unansehnlich sie ihn fand. Sie sah zu ihm auf, als sei sie hingerissen von ihm. Er zog seinen Hut und verbeugte sich hastig.
    »Ihr Diener, Madame«, sagte er eifrig, »ich bin Lord Archibald Claybourgh!«
    »Oh, sehr erfreut. Ich bin Frances Clark.«
    »Äh... Mrs. Clark?«
    » Miss Clark.«
    »Oh... oh, wie schön, Ihre Bekanntschaft zu machen, Miss Frances. Gehen Sie öfter hier spazieren? Ich kann mir nicht denken, daß Sie mir nicht aufgefallen wären, denn wenn ich so sagen darf... Sie sind wirklich eine sehr schöne Frau!«
    Er trat näher an sie heran.
    Mary erkannte, daß er eine Weste trug, die mit Hermelinschwänzen besetzt war. Liebe Güte, welch eine fette Beute, dachte sie, im gleichen Moment, da ihr Gegenüber überlegte, ob er je eine so hübsche Frau gesehen hatte. Er fand diese Frances Clark ganz außergewöhnlich
entzückend. Augen wie reine Saphire hatte sie, und Haare von der Farbe flammender Kastanien im Herbst. Eine Haut, rein und weiß wie Schnee, und schmale, etwas hochmütig geschwungene Lippen, die so lächelten, als mache sie sich stets ein wenig über sich selbst lustig. Natürlich war sie eine Prostituierte, keine Dame würde sich so viel Farbe ins Gesicht schmieren, aber sie war keine von der ganz billigen Sorte, da kannte Claybourgh sich aus. Und ganz weg war sie von ihm! Er fühlte sich sehr geschmeichelt. Denn obwohl sich Archibald Claybourgh für einen äußerst erfahrenen und weltgewandten Mann hielt, war es ihm bis zu diesem Tag nicht aufgegangen, daß sich die meisten Frauen sehr viel mehr für sein Geld als für ihn interessierten.
    Mary bemerkte unterdessen, daß Nicolas herangeschlendert kam. Sie berührte sacht Archibalds Arm.
    »Und Sie, Monsieur«, fragte sie mit leicht angerauhter Stimme, »gehen Sie hier oft spazieren?«
    »Hier und da. Oftmals fahre ich auch spazieren. Ich habe viele Kutschen und sehr schöne Gespanne. Ich sage Ihnen, Miss Frances, so schnell wie meine Pferde gibt es im ganzen Königreich keine mehr.«
    »Tatsächlich? Wie aufregend!«
    »Nun ja... wenn ich mit Ihnen ausführe, würde ich sie natürlich nicht so schnell laufen lassen, damit Sie sich nicht zu fürchten brauchen! « Er lächelte gönnerhaft, und Mary versuchte einen langsamen Augenaufschlag, der ihr offensichtlich gelang, denn Archibald nahm ihre Hand.
    »Wollen wir ein wenig am Ufer entlanggehen?« fragte er.
    Mary seufzte. »Nur einen Augenblick noch, Monsieur. Es ist so schön hier. Lassen Sie uns noch ein wenig über das glitzernde Wasser sehen!«
    Archibald stimmte eifrig zu, obwohl er die verdreckte Themse mit ihrem schreienden Markt darauf keineswegs sehr bezaubernd fand. Aber dafür schmiegte sich die liebliche Frances Clark eng an ihn und er konnte ihren schmalen, jungen Körper warm und weich an seinem spüren. Was er nicht spürte, waren Nicolas’ Hände, die eilig und geschickt in seine Kleider griffen und sehr geübt alles herauszogen,
was sie fanden. Mary plapperte allerlei albernes Zeug und sah in scheinbarem Entzücken über alles, was auf dem Fluß geschah, hin und her. Nicolas schlenderte mehrere Male vorüber und blieb immer nur für Sekunden stehen, in denen er sich an Archibald bediente. Als er das letzte Mal vorbeikam, hörte er ihn gerade sagen:
    »Ich möchte Sie wiedersehen, Miss Frances. Sagen Sie, wo Sie wohnen, Sie werden es nicht bereuen. Ich liebe kostbare Geschenke – wenn Frauen von Ihrer Schönheit sie entgegennehmen!«
    »Sind Sie nicht etwas zu großzügig, Monsieur? Sie kennen mich doch gar nicht!« Dann entdeckte Mary, daß Nicolas ihr das verabredete Zeichen gab. Er hatte ihr vorher eingeschärft, daß dieses Zeichen sehr ernst zu nehmen sei, denn jeden Moment konnte Claybourgh entdecken, daß er bestohlen worden war, und bis dahin mußte Mary fort sein. Sie nannte ihm eine erfundene Adresse, dann

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