Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon
wenn ich nach Hause komme und jemand wartet auf mich und will wissen, was ich erlebt habe. Und daß du da warst, immer, es war so schön, dich ... dich nachts neben mir zu haben, ich fühlte mich so warm und so vollkommen beschützt...«
Sie schluchzte laut auf.
»Du hast mich mit deiner Liebe beschützt, Nicolas, viel mehr, als mit deiner Kraft. Die Sicherheit geliebt zu werden, gibt so viel Stärke, soviel man nur braucht, um zu leben, und noch viel mehr. Und das hast du mir gegeben und deshalb brauche ich dich.« Sie hatte ihre Hände aus seinen gelöst und versuchte, ihre Tränen fortzuwischen. Nicolas sah sie auf einmal sehr wach und scharf an.
»Liebe?« fragte er in beinahe aggressivem Ton. »Gemerkt hast du’s also?«
»Was?«
»Daß ich dich liebe. Oder hieltest du mich für einen Abenteurer, der das einzige Mädchen, das ihm nicht sofort zufiel, unbedingt haben mußte?« Er betrachtete sie genau, bemerkte auf ihrem Gesicht Verwirrung und Trostlosigkeit.
»Doch, du hast es gewußt. Du hast genau gewußt, daß ich verrückt nach dir war. Daß ich durch alle nur denkbaren Höllen der Eifersucht gegangen bin. Gott, ich hätte alles gegeben, diesen verfluchten Frederic ungeschehen zu machen. Ich habe dir alles gegeben, hast du das überhaupt begriffen?«
»Ich...«
Er sprang auf und stand vor ihr, erregt und zornig.
»Was hat dir denn dein Frederic geopfert? Hat er je getan, was du wolltest? Hat er dich genug geliebt, um für dich irgend etwas aufzugeben,
was ihm lieb und teuer war? Nein, Mary, der kleine Junge, der dir in irgendeiner verzauberten Stunde versprach, immer für dich da zu sein, der war in Wahrheit nur für einen einzigen Menschen da, und zwar für sich selbst. Er ist sich treu geblieben, nicht dir. Er hatte seine Ideale und Pläne und heroischen Träume, und ich an deiner Stelle würde endlich begreifen, daß du in diesen Träumen längst nicht mehr vorgesehen warst. Sein verlogener Edelmut hat ihn dir noch eine Weile falsche Gefühle vorspielen lassen, aber nicht um Haaresbreite ist er dir zuliebe von dem abgewichen, was für ihn eigentlich wichtig war!«
Mary hatte ihm sprachlos zugehört. Sie erhob sich ebenfalls, aber sie mußte sich an einem vorspringenden Stein in der Wand festhalten, so schwach waren ihre Beine.
»Was weißt du schon?« fragte sie zitternd. »Du hast Frederic nicht gekannt und du weißt nichts darüber, was er mir bedeutet hat. Er...«
»Gott verdamme dich, Mary, es ist egal, was er dir bedeutet hat! Oder was er dir noch immer bedeutet. In deiner Erinnerung wird er weiterleben im Glorienschein einer reinen und großen Liebe... dieser Schwächling, der durch seinen frühen Tod dafür gesorgt hat, daß du nie merken kannst, wie er wirklich war. Und ich«, er lachte böse und kalt, »ich habe keine Chance, denn es ist unmöglich, gegen einen Toten anzutreten, das kann mir nicht gelingen. Aber wenigstens bin ich bald auch tot und das ganze Spiel hat ein Ende!« Erschöpft strich er sich über die Haare. Mary blickte ihn fassungslos an. Er war so verändert, so wütend, wie sie ihn nur ein einziges Mal erlebt hatte, in ihrer ersten gemeinsamen Nacht, als sie unbedacht Frederics Namen genannt hatte. Dieser fremde Nicolas machte ihr Angst. Um es ihn nicht merken zu lassen, hob sie trotzig das Kinn und erklärt spröde:
»Was willst du, Nicolas? Ich habe dir gesagt, daß ich dich brauche. Warum das alles jetzt? Warum Frederic? Es ist so lange her...«
»Stell dich nicht so dumm«, unterbrach er sie grob, »du weißt nicht, was ich will? Ist dir aufgefallen, mein Schatz, daß du immer von Brauchen redest, und von Geliebtwerden, von den Armen, die dich in der Nacht halten und von dem Mann, der dir Sicherheit
gibt? Findest du nicht, daß du eine Menge verlangst, aber wenig zu geben bereit bist? Bei Tageslicht, wenn du hellwach und klar warst, hast du mir noch nie gesagt, daß du mich liebst! Nie! Als würde es dir die Zunge verbrennen, diesen einen Satz auszusprechen!«
»Jetzt werde nicht spitzfindig, Nicolas. Wenn ich sage, daß ich dich brauche, dann meine ich damit natürlich auch...«
Er ließ sie nicht weitersprechen. Seine Augen blitzten höhnisch.
»Komm, Mary, lüg nicht. In den nächsten Tagen rollt mein Kopf, wir haben es nicht nötig, um Tatsachen herumzureden. Ich hab’s nicht geschafft. Ich habe alles versucht, aber es ging nicht. Ich dachte, wenn ich deine Leidenschaft wecke, wenn du mich begehrst, wenn du Gefallen daran findest, mit mir ins Bett zu
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