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Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Titel: Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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sagte es. Aber Sie stimmen ihm nicht zu?«
    »Nein. Sie sind nicht überirdisch, Mrs. de Maurois, Sie sind nur eine wunderbare Schauspielerin. Sie spielen entweder die Prinzessin oder die Gutsherrin mit der scharfen Stimme eines Feldherrn. Wie es die Stunde gerade erfordert. Sie sind die Irdischste, was es gibt. Eine Frau aus Fleisch und Blut, eine wirkliche Frau.«
    »Ich weiß nicht, wie Sie das meinen!«
    »Nein? Ich frage mich, wie Ihr Mann die lange Trennung von Ihnen erträgt. Und... wie Sie das aushalten...«
    Marys Augen wurden schmal und kalt.
    »Ich denke nicht, daß Sie das etwas angeht«, sagte sie unbeweglich.
    Mackenzie nickte. »Da haben Sie wohl recht«, meinte er.
    Sie ritten schweigend weiter. Mary überlegte, welchen Zweck Mackenzie mit diesem seltsamen Zwischenspiel verfolgt hatte. Nachträglich noch stieg Empörung in ihr auf. Eine Frau aus Fleisch und Blut hatte er gesagt – das ging entschieden zu weit! Er behandelte sie, als seien sie gleichgestellt, schlimmer noch, er betrachtete sie als Frau, auf die er ein wie auch immer geartetes Recht besaß. Möglicherweise würde sie sich vor ihm in acht nehmen müssen, wahrscheinlich hätte sie das von Anfang an tun sollen. Sie dachte an Brenda Mackenzie, die gerade ihr zehntes Kind erwartete und dieser erneuten Geburt ebenso elend und ohne Aufbegehren entgegensah wie all den anderen davor. Leise fröstelnd hob sie die Schultern.

    Bei meiner Seele, ich würde dich eher töten als mich mit dir einzulassen, dachte sie zornig, ach, hätte ich das ganze Pack nur gleich davongejagt!
    Leicht verstimmt langte sie in Lavender Manor an. Sie hatte das alte Haus seit vielen Jahren nicht mehr gesehen, aber es kam ihr warm und vertraut vor, als sie die breite, kiesbestreute Auffahrt entlangritt, die in den Hof vor dem Portal mündete. Rechts und links des Weges wuchs sorgfältig geschnittenes Gras, knospenbesetzte ausladende Kastanienbäume warfen breite Schatten. Darunter, auf den Wegen, der Wiese und auf der Freitreppe vor dem Portal tummelten sich Scharen von Menschen, Männer in Kniebundhosen, seidenen Strümpfen und flachen Schuhen, in prächtig bestickten Jacken und mit samtenen Baretts auf den gepflegten, rundgeschnittenen Haaren, Frauen in farbenfrohen Kleidern, mit federngeschmückten Hauben auf dem Kopf. Sie promenierten in der warmen Frühlingssonne, unterhielten sich leise und begutachteten einander mit scharfen Augen. Als Mary erschien, brachen alle Gespräche ab. In unverblümter Neugier starrte man ihr entgegen.
    »Das ist Mary de Maurois«, flüsterte Sir Courday seiner Frau zu, während die anderen Männer ihre Gattinnen ebenfalls rasch davon in Kenntnis setzten. Ein allgemeines Getuschel hob an.
    »Das ist sie? Aber die ist ja kaum zwanzig Jahre alt!«
    »Sie ist sehr schön.«
    »Ach was, meine Liebe, aufgetakelt ist sie. Schamlos viel Farbe hat sie im Gesicht.«
    »Aber es steht ihr. Und das Kleid! Es muß ein Vermögen gekostet haben.«
    »Viel zuviel Stoff für ein Nachmittagskleid. Völlig geschmacklos, so zu erscheinen.«
    Mary ignorierte alles Gerede. Hoheitsvoll ließ sie sich von Charles Mackenzie vom Pferd helfen, aber sie warf ihm einen kurzen, angstvollen Blick zu.
    Er sah sie zärtlich und ruhig an.
    »Keine Sorge«, flüsterte er, »das sind keine Löwen in der Arena, das ist nur ein Haufen von aufgeplusterten Hühnern. Sie schaffen das!«

    Er ging die Pferde versorgen, sie raffte ihre Röcke, hielt den Kopf hoch und schritt den Weg entlang, ohne sich umzusehen, wobei sie mit heißem Herzen hoffte, Cathleen werde von irgendwoher auftauchen und sie begrüßen. Sie konnte kaum ihre Erleichterung verbergen, als ihre Gastgeberin endlich auf sie zutrat.
    » Wie schön, daß Sie gekommen sind, Mrs. de Maurois!« rief sie. »Und wie bezaubernd Sie aussehen!«
    Mary lächelte lieblich.
    »Vielen Dank, Lady Cavendor. Auch Sie sehen entzückend aus.«
    »Anne! Wo ist denn Anne? Komm her, Anne, Mary de Maurois ist da!« Cathleen winkte eifrig. Anne trat heran, dunkel gekleidet wie stets, und mit ausdrucksloser Miene. Sie gab Mary nicht die Hand, sondern nickte ihr nur kühl zu. Es entstand eine verlegene Stille zwischen ihr, Mary und Cathleen.
    Sir Courday neigte sich seinem Nachbarn, Sir Hadleigh, zu.
    »Lady Cavendors Gouvernante«, allgemein nannte inzwischen jeder der Provinz Anne bei diesem Namen, »Lady Cavendors Gouvernante scheint Mrs. de Maurois nicht besonders zu mögen.«
    »Natürlich nicht. Sie mag überhaupt niemanden, der ihr

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