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Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Titel: Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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dich, Kind, setz dich. Wenn es dich nicht stört, daß ich noch einmal fortgehe...« Will kicherte. »Ich habe noch ein paar Geschäfte. « Er schlurfte davon. Mary setzte sich auf eine Bank. Sie sprach mit dem alten Hund vor dem Kamin, der sie aber nicht einmal anblickte, dann stützte sie den Kopf in die Hände und dachte an
Lettice. Lettice, scharfzüngig, frech und giftsprühend, war immer im vollen Besitz aller ihrer Kräfte gewesen. Nie hätte sie es einer Krankheit erlaubt, über sie herzufallen. Lettice war kein Mensch, der litt. Sie war ein Mensch, der Schmerzen zufügte, nicht entgegennahm.
    Die Stunden verrannen langsam. Irgendwann schlief Mary ein, ihr Kopf sank auf die Tischplatte. Sie träumte wirre, unverständliche Träume, derer sie sich später nicht mehr erinnerte. Sie schrak auf, als eine Hand ihre Wange berührte. Im geisterhaften Licht einer einzigen Kerze stand Nicolas vor ihr.
    »Mary, was ist denn?« fragte er leise. »Du hast eben geweint im Schlaf. Und weißt du, wie spät es ist? Weit nach Mitternacht!«
    Mary strich sich mit der Hand über das Gesicht. Es war naß von ihren Tränen. »Ich habe wohl schlecht geträumt«, sagte sie.
    Nicolas neigte sich zu ihr hinab. »Was hast du geträumt? Erzähl es mir!«
    »Ich weiß es nicht. Es ist nur... mein Bruder ist heute nach London gekommen. Er will mich schon morgen mit nach Shadow’s Eyes nehmen.«
    »Dann sagst du ihm eben, daß du nicht mitgehen möchtest. Und wenn er dich zwingen will, dann komme ich dir zur Hilfe!«
    »Ach, aber ich muß mit! Er sagt, daß meine Mutter sehr krank ist. Sie wird sterben! Sie möchte mich vorher sehen.«
    Nicolas wurde ernst. »Das tut mir leid, Mary. Du fühlst dich verpflichtet zu gehen?«
    »Sie ist kalt und bösartig und grausam. Sie hat mich nie geliebt. Aber sie ist meine Mutter. Das kann ich nicht vergessen.«
    »Ich verstehe.«
    »Ich würde mir ein Leben lang Vorwürfe machen, wenn ich sie jetzt im Stich ließe. Deshalb reise ich morgen mit Edward nach Shadow’s Eyes.«
    »Das ist schade. Ich wäre gern mit dir zur Krönung gegangen. Die ganze Stadt wird auf den Beinen sein, und eine Nacht lang werden die Menschen in den Straßen tanzen. Es hätte sehr nett sein können. «
    »Ich wäre gern dabeigewesen«, sagte Mary und hoffte, Nicolas
würde nicht weiter davon sprechen, weil sie sonst gleich wieder weinen müßte.
    Er nahm ihre Hand und lächelte zärtlich. »Wann kommst du zurück, Mary?«
    Sie sah ihn überrascht an. »Gar nicht. Ich bleibe in Shadow’s Eyes. Im August heirate ich dort Frederic Belville.«
    Nicolas ließ ihre Hand los. Er lachte, verblüfft und ärgerlich.
    »Sag nicht, du hast dir deinen Bauernjüngling noch immer nicht aus dem Kopf geschlagen? Komm, Mary, mach dich nicht lächerlich! Am Anfang fand ich deine Treue ja noch rührend, aber sie beginnt mich zu langweilen! Seit ich dich kenne, kommt kein Name über deine jungfräulichen Lippen als der Frederic Belvilles!«
    »Aber natürlich liebe ich ihn noch«, erwiderte Mary aufgebracht. Ihre letzten Tränen versiegten. Dies war ganz der alte Nicolas, und der hatte sie stets erbost.
    »Ich kann mir schon denken, daß Sie Treue lächerlich finden, Sir, aber deshalb...«
    »Scht! Ich finde Treue nicht lächerlich. Wäre ich nicht selber treu, hätte ich bestimmt nicht Kopf und Kragen riskiert, um dir damals nachzueilen, als du loszogst, Lady Winter zu ermorden, und ich von Anfang an kein besonderes Vertrauen in deine diesbezüglichen Fähigkeiten hatte. Bei der Gelegenheit«, sein Gesicht bekam einen höhnischen Ausdruck, »was habt ihr eigentlich mit Cavendor gemacht? Wer war es? Die liebende Gattin selbst?«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen!«
    »Aber Mary! Versuch doch nicht immer, dich vor mir zu verstellen. Jeder weiß, daß Cavendor ermordet wurde, und ich will doch bloß wissen, wer es getan hat! Du etwa?«
    »Er ist das Opfer eines Raubüberfalles geworden!«
    »Verzeihung, natürlich«, spottete Nicolas, »so hieß es ja auch in der offiziellen Verlautbarung. Aber du denkst doch nicht, daß ich das glaube? Nun ja, ihr habt euch ja alle rasch aus dem Staub gemacht. Wo habt ihr denn überwintert, während sich hier die Wogen glätteten?«
    Mary erhob sich. »Ich sehe schon, es war ein Fehler, herzukommen«, erklärte sie würdevoll, »Sie sind kein bißchen anständig, Sir.
Ich gehe jetzt, und wahrscheinlich sehe ich Sie nie wieder, und soll ich Ihnen etwas sagen: Ich lege auch keinen Wert darauf!« Sie wollte an

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