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Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Titel: Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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fiel. Der Priester...
    Mit einem gehetzten Ausdruck in den Augen sah sie Frederic an. »Aber wenn er fort ist, der Priester, dann...«
    »Dann heiraten wir, Mary. Wir brauchen ja nichts vorzubereiten, denn wen aus Shadow’s Eyes sollten wir einladen? Wir gehen zum Priester und lassen uns trauen, dann kehren wir nach Marmalon zurück und...« er machte eine Pause, zog Mary an sich, strich ihr über die Haare und küßte sie, » und dann trennen wir uns keinen Augenblick unseres Lebens mehr. Und du... verzeihst mir, daß ich dich so lange warten ließ?«
    Sie nickte heftig. »Alles«, sagte sie, »alles verzeih’ ich dir!«
    Frederics Lippen lagen auf ihrer leise pulsierenden Kehle, sie konnte auf sein dichtes, dunkles Haar blicken. Für einen Moment schloß sie die Augen. Sie liebte ihn so sehr, er weckte in ihr jenes Verlangen, jene Sehnsucht, die sie seit der Nacht mit Nicolas im Sherwood Inn kannte und die seither nie ganz verloschen waren. Er war das einzige, was sie auf der Welt wollte.
    »Ich glaube, ich muß nach Hause«, flüsterte sie, »es ist schon spät.«
    Frederic hob den Kopf, führte ihre Hände an seine Lippen und küßte sie. »Noch vierzehn Tage«, sagte er leise, »ich freue mich so darauf.«
     
    Kurze Zeit später bog Mary in die Gasse ein, in der das Armenhaus stand. Wegen der Kälte war sie schnell gelaufen und deshalb etwas außer Atem, und sie sehnte sich nach ihrem warmen Bett. Aber plötzlich hielt sie inne und blieb üerrascht stehen. Für gewöhnlich hielt sich um diese Zeit niemand mehr in den Straßen auf, schon gar
nicht in einer so kalten Nacht. Aber heute fiel aus allen Häusern Licht hinaus in die Dunkelheit, an den Fenstern lehnten Menschen oder standen in kleinen Gruppen vor den Türen zusammen und sprachen eifrig aufeinander ein. Als Mary herankam, hörten einige auf zu reden und sahen sie an.
    Mary trat auf die erste Gruppe zu. Ein paar Frauen standen dort, ungewohnt anzusehen in ihren langen, hochgeschlossenen Nachthemden aus schwerem Leinen, wollene Tücher um die Schultern geschlungen und kleine, kunstvoll gefaltete Schlafhauben auf den gelösten Haaren. Manche hatten ihre kleinen Kinder auf dem Arm, die verschlafen blinzelten oder weinerlich vor sich hin greinten.
    »Ach, ist das nicht Mary Askew?« fragte eine Frau. »Daß du auch schon kommst!«
    Ein feindlicher Ausdruck glitt über die Mienen der anderen. Wenn sie einer Geschlechtsgenossin etwas mißgönnten, dann Jugend und Lebensfreude. Und ihrer aller moralisches Bewußtsein war sehr ausgeprägt.
    » Was ist denn passiert?« fragte Mary verwirrt. Sie sah zum Haus ihres Vaters hin, und auch dort waren die Fenster erleuchtet. »Sagt mir doch, was passiert ist!«
    »Die Soldaten waren hier«, entgegnete eine Frau. Sie hatte unwillkürlich ihre Stimme gesenkt und sah sich unsicher um. »Fünf Stück waren es. Sie kamen ohne Warnung!«
    »Was?«
    »Ich bin von den Pferdehufen aufgewacht«, berichtete eine ältliche Frau eifrig, »ich denke noch: was kann das sein? Und frage meinen Mann, ob er es auch hört, da hämmern die schon an eine Tür und schreien, daß ganz Shadow’s Eyes dröhnt! Ich hätte ja sonst gedacht, ich würde vielleicht nur träumen, denn oftmals hat man doch so lebendige Träume, wo man hinterher gar nicht weiß, ob das vielleicht Wirklichkeit war, nicht?«
    »Ich war ja furchtbar erschrocken«, mischte sich eine andere ein, »ich liege wach in meinem Bett und kann nicht schlafen, weil mir mein Zahn so höllisch weh tut, und ich jeden Augenblick aufstehen muß und Kamillenumschläge auf mein Gesicht legen, ich liege also
wach und denke an nichts Böses, da höre ich Pferdewiehern, Hufe, laute Stimmen und das Klirren von Schwertern, und natürlich laufe ich zum Fenster, das tut man doch unwillkürlich immer, wenn sich auf der Straße etwas bewegt, nicht? Und was sehe ich?«
    »Herrgott, was denn?« fragte Mary schrill. Diese därnliche alte Vettel, sie würde sie schütteln, wenn sie nicht endlich zur Sache käme.
    »Stehen die doch vor’m Armenhaus und schlagen beinahe die Tür ein!«
    Alle Frauen nickten genußvoll und beobachteten zufrieden, wie Mary blaß wurde.
    »Warum vor dem Armenhaus?« fragte sie zitternd. Schweigen antwortete ihr. Sie drehte sich um, raffte ihre Röcke und rannte die Gasse entlang, an all den Menschen vorbei, die zurückwichen, als sie kam und ihr schweigend nachstarrten.
    »Das ist Mary Askew«, hörte sie jemanden flüstern, »wo die jetzt wieder herkommt? Um die

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