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Die stillen Wasser des Todes - Roman

Die stillen Wasser des Todes - Roman

Titel: Die stillen Wasser des Todes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Wagen weg, oder Ihr Job ist nicht mehr das Papier wert, auf dem Ihr Dienstausweis gedruckt ist.«
    »Das funktioniert bei mir nicht«, sagte Gemma mit betont ruhiger Stimme. »Sie sind Polizistin, Mrs. Abbott. Was immer Sie getan haben, Sie wissen, dass Ihnen jetzt nur noch eines helfen kann: Sie müssen mit uns reden.«
    »Getan?«, schrie Abbott sie an. »Ich habe nichts getan. Sie wissen nicht, wovon Sie reden. Und wenn Sie mich jetzt nicht weglassen, dann schwöre ich, dass Sie diejenige sind, die das noch bereuen wird. Ich werde die Verantwortung nicht übernehmen.«
    »Die Verantwortung wofür, Mrs. Abbott?«
    »Verstärkung ist unterwegs«, flüsterte Melody, während sie die Hand, in der sie das Handy verborgen hielt, an ihre Seite sinken ließ.
    »Ich weiß es nicht.« Chris’ Zorn schien sich zu legen, während ihre Stimme einen verzweifelten Ton annahm. »Aber meine Pistole ist verschwunden.«
    »Ihre Pistole?« Nun wallte auch in Gemma Panik auf, als sie an Duncan dachte. Wo war er jetzt? Warum zum Teufel hatte sie ihn nicht angerufen und ihm von ihrem Verdacht erzählt?
    »Schauen Sie nicht so überrascht. Herrgott noch mal, ich bin schließlich bei der Sitte. Da kennt man Leute, die wissen, wo man bestimmte Dinge besorgen kann. Nach der Sache mit diesem Schwein von Craig habe ich mir gesagt, so etwas passiert mir nicht noch einmal. Sie hätten es genauso gemacht.«
    Gemma nickte. »Ja, das hätte ich. Besonders, wenn ich mir gedacht hätte, dass ich meine Kinder schützen müsste.« Sie sah, wie etwas von der Anspannung aus Abbotts Körper wich, als sie das Mitgefühl in Gemmas Stimme hörte. Es spielte keine Rolle, dass Abbott diese Technik vielleicht selbst schon hundert Mal angewendet hatte – ihr Körper hatte auf Gemmas Ton reagiert, als ob er seinen eigenen Willen hätte.
    »Wo ist Ihre Pistole, Mrs. Abbott?«, fragte Gemma so sanft, als redete sie mit einer alten Freundin. »Denken Sie an Ihre Kinder. Die Jungen brauchen Sie, und das bedeutet, dass Sie jetzt das Richtige tun müssen.«
    Der Fahrer hinter Abbott ließ die Scheinwerfer aufblitzen und drückte dann auf die Hupe. Gemma verfluchte ihn halblaut. Das Letzte, was sie jetzt gebrauchen konnte, war eine Konfrontation.
    Ein bärtiger Mann lehnte sich aus dem Fenster. »Zieht eure verdammte Show woanders ab, Ladys! Wir sind hier nicht im Theater.«
    In der Ferne heulte eine Sirene. Abbott blickte sich erneut um und drehte den Kopf ruckartig wieder nach vorne. Es gab keinen Ausweg.
    Und dann sackte sie plötzlich zusammen, ließ verzweifelt die Schultern sinken, während die Angst tiefe Furchen in ihr hageres Gesicht grub.
    »Ich bewahre sie auf dem obersten Regal des Schlafzimmerschranks auf, wo die Kinder nicht hinkommen«, sagte sie. »Sie ist weg. Meine Pistole ist weg. Ross muss sie haben.«
    »Ich habe keine Ahnung, wohin Ross gegangen ist«, erklärte Freddie. »Wie ich schon sagte, er hat sich einfach aus dem Staub gemacht.«
    »Wohnt er in Henley?«, fragte Kincaid mit mühsam beherrschter Stimme. Von der nervösen Anspannung waren seine Handflächen schon schweißnass. Er wusste, dass er Freddie irgendwie beruhigen musste – wenn er irgendetwas Hilfreiches von ihm erfahren wollte, dann musste er ihn davon abhalten, darüber nachzudenken, was Craig Becca angetan hatte. Freddie Attertons geräumige Wohnung wirkte mit einem Mal erstickend schwül. Offenbar nahm die Luftfeuchtigkeit zu.
    »Nein, er wohnt in Barnes.« Freddie klang verwirrt. »Aber er rudert beim Henley Rowing Club. Warum wollen Sie das wissen?«
    »Warum rudert er nicht beim Leander?«, fragte Doug. »Immerhin war er doch ein Oxford Blue.«
    Freddie wand sich ein wenig und wich zum ersten Mal vor ihnen zurück, indem er zum anderen Ende des Esstischs ging. Dort zog er einen Stuhl heraus, setzte sich aber nicht. »Um ehrlich zu sein, einige der Mitglieder können ihn nicht leiden. Ross ist ein ziemlicher Angeber, und er macht ein bisschen zu viel Wind um seine Beziehungen und seinen Besitz. Da ist er weiß Gott nicht der Einzige, aber Sie wissen, wovon ich rede. Und wenn man ihn so erzählen hört«, fügte er mit einem bitteren Lachen hinzu, während sein Blick zu den Oxford-Rudern ging, »könnte man meinen, er hätte das Boat Race gewonnen. Na, wie dem auch sei, es gab jedenfalls … Widerstände gegen seine Mitgliedschaft.«
    Kincaid zog eine Braue hoch. »Aber Sie sind trotzdem noch befreundet?«
    »Wir halten den Kontakt. Oder vielmehr, er tut es. Allerdings

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