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Die stillen Wasser des Todes - Roman

Die stillen Wasser des Todes - Roman

Titel: Die stillen Wasser des Todes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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gegenüber geleugnet.
    »Mistkerl«, sagte sie noch einmal, doch sie wusste, dass es ebenso sehr ihre Schuld war wie seine. Sie hatte geglaubt, er sei auf alles vorbereitet, womit ein Suchteam konfrontiert werden konnte. In ihrer Eitelkeit und Selbstüberschätzung hatte sie geglaubt, indem sie Kieran ausgebildet und ihn ins Team geholt hatte, hätte sie seinem Leben einen Sinn gegeben – ein Allheilmittel gegen sämtliche Dämonen, die ihn verfolgten. Und was das Schlimmste war: Sie hatte geglaubt, ihn zu kennen. Und ihm vertrauen zu können.
    Aber jetzt wurde ihr klar, dass er sie schon zu Beginn des Einsatzes belogen hatte, oder zumindest von dem Moment an, als er bei der Einsatzbesprechung vor dem Leander-Club den Namen der Vermissten erfahren hatte.
    Als sie noch einmal im Zimmer auf und ab ging, fiel ihr Blick auf die Papiere auf ihrem kleinen Esstisch, die sie ein ums andere Mal sortiert und sorgfältig gestapelt hatte. Sie hatte die Abschlussbesprechung mit dem Team abgehalten und das Protokoll abgefasst. Mehr konnte sie heute Abend nicht tun, und am nächsten Tag hatte sie Frühdienst. Sie sollte sich die Portion Gemüsecurry warm machen, die sie im Laden nahe der Polizeiwache gekauft hatte, und zeitig zu Bett gehen.
    Sie hatte allen Grund, zu Hause zu bleiben. Es wurde allmählich kalt, und das Wohnzimmer ihres kunterbunt zusammengewürfelten Hauses in der Nähe der Feuerwache hatte sie so einladend gestaltet, wie es ihr mit ihren bescheidenen Mitteln möglich war. Sie hatte das kleine Reihenhaus nach der Scheidung gekauft. Im Vergleich mit dem bürgerlichen Leben, das sie mit Beatty geführt hatte, mochte es ein Abstieg gewesen sein, doch mehr hatte sie sich nicht leisten können, und es war zugleich ein Neuanfang gewesen. Und als sie dann dem Rettungswagen-Team der Feuerwache Henley zugewiesen wurde – was bedeutete, dass sie nur die Straße überqueren musste, um zur Arbeit zu gehen –, hatte sie das Gefühl, dass dieses Haus ein Glücksbringer war und dass sich auch alles andere in ihrem Leben wie von selbst ergeben und zum Guten entwickeln würde.
    Während sie sich in dem gemütlichen Zimmer umblickte, mit seinen handbemalten Möbeln und Stickteppichen, den fröhlichen rot-weißen Vorhängen und ihren Erinnerungsstücken, die sie sorgfältig auf dem Kaminsims und der Bilderleiste platziert hatte, dachte sie an die Frau, deren Haus sie heute durchsucht hatte. Eine Frau, die wie sie selbst tagtäglich mit traumatisierten Menschen zu tun gehabt hatte. Aber Rebecca Meredith hatte offenbar nicht das Bedürfnis verspürt, sich von ihrem stressigen Job abzuschotten, indem sie ihr Heim zu einem Zufluchtsort machte.
    Rebecca Meredith musste diese Zuflucht, wenn überhaupt, auf dem Fluss gefunden haben. Oder in etwas anderem, überlegte Tavie. Nicht Essen, auch nicht Alkohol, wenn es ihr mit dem Rudern ernst gewesen war. Dann vielleicht Sex?
    Aber bei diesem Gedanken begannen Tavies Wangen zu glühen. Der einzige Punkt, den sie in ihrem Bericht ausgelassen hatte, war die Reaktion der Hunde auf die Unterhose, die sie als Geruchsartikel ausgewählt hatte. Und Kieran hatte ihr keine Gelegenheit gegeben, ihn darauf anzusprechen.
    Es war schon vollständig dunkel gewesen, als sie nach der Untersuchung von Rebecca Meredith ’ Boot zu ihren Autos zurückgekehrt waren. Während Tavie mit dem Detective von Scotland Yard sprach, hatte Kieran Scott gebeten, ihn mitzunehmen, und war verschwunden. Tavie war daher gezwungen, sich von Sarah zu ihrem eigenen Auto zurückbringen zu lassen, das sie unterhalb von Remenham geparkt hatte. Als sie dort ankam, war Kierans alter Land Rover verschwunden, und zur Abschlussbesprechung auf dem Parkplatz des Leander war er auch nicht erschienen.
    Obwohl Tavie es vermeiden wollte, neugierige Fragen von Clubmitgliedern oder dem Exmann des Opfers beantworten zu müssen, der sich vielleicht noch in der Nähe aufhielt, hatte sie die Besprechung möglichst lange ausgedehnt, in der Hoffnung, dass Kieran doch noch auftauchte. Während die anderen Teammitglieder miteinander gescherzt und geplaudert, ihre Ausrüstung verstaut und mit den Hunden gespielt hatten, hatte sie gewartet und gewartet, bis sie schließlich ganz allein auf dem Parkplatz gestanden hatte und sich wie eine Idiotin vorgekommen war.
    Sie hatte ihn von dort angerufen und dann noch einmal von zu Hause. Nach dem dritten Versuch hatte sie keine Nachrichten mehr hinterlassen.
    »Der Teufel soll ihn holen«, sagte sie jetzt, doch

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