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Die Stimme des Blutes

Titel: Die Stimme des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Regen, dauernd Regen.«
    Roland wartete mit stoßbereitem Dolch.
    Myrddin blieb stehen, witterte und stieß dann einen schreckenerregenden Wutschrei aus, der Roland auffahren ließ.
    »Schweinehund! Hurensohn!« Myrddin stürzte sich auf ihn und schwang den schweren Bogen in Richtung auf Rolands Kopf. Der Mann war ein gewaltiger Hüne und stärker als Roland, wenn auch weniger geschickt im Umgang mit Waffen. In diesem Augenblick glitt Roland aus, fiel schwer zu Boden und rollte sich schnell zur Seite. Mit dumpfem Aufschlag prallte der Bogen auf einen Felsstein in seiner nächsten Nähe. Auch Myrddin rutschte aus, fiel aber nicht hin. Er stützte sich seitlich an einer Eiche ab und schob sich daran in die Höhe. Diesmal hielt er ein Messer in der rechten Hand.
    Ich hätte mit Daria das Weite suchen sollen, nachdem ich dem Kleinen die Kehle durchgeschnitten hatte, dachte Roland verzweifelt. Er war sich seiner zu sicher gewesen.
    Der Mann drängte ihn gegen die vor Nässe glänzenden Felsblöcke. Dabei wechselte er grinsend das Messer von der rechten in die linke Hand und wieder zurück.
    Roland achtete nur auf seine Augen. In dem Moment, da er sah, daß der Hüne das Messer auf ihn schleudern wollte, warf er sich zur Seite. Er hörte ein Zischen und dann den dumpfen Aufschlag. Das Messer war durch den Regen geflogen, hatte ihn verfehlt und einen Felsen getroffen, von dem es klirrend abprallte. Mit einem Wutschrei sprang Myrddin ihn an.
    Schon legte er die Hände um Rolands Hals und drückte zu. Panik erfaßte den Ritter. Doch dann zwang er sich zur Ruhe. Schon spürte er die Blutleere im Gehirn. Langsam brachte er den Dolch hoch. Doch es war zu spät... er wußte es ... zu spät... O Gott, er wollte noch nicht sterben ...
    Plötzlich sah er durch den Regenschleier, wie Daria hinter Myrddin auftauchte. Er glaubte seinen Augen nicht zu trauen. Sie schlug dem Hünen einen schweren Stein über den Schädel. Myrddin torkelte zurück, sah sich nach ihr um, stieß einen Seufzer aus und fiel zur Seite in eine Wasserlache.
    Daria kniete neben Roland nieder. »Seid Ihr verletzt, Roland? Oh, Euer Hals! Könnt Ihr sprechen?«
    »Mir ist nichts passiert«, sagte er mit rauh krächzender Stimme. »Ich bin unverletzt.« Vorsichtig rieb er sich die Kehle. Das war knapp, dachte er, viel zu knapp. Eine Frau hatte ihm das Leben gerettet. Eine Frau, die er wie ein Pferd oder einen Haushaltsgegenstand abzuliefern gedachte. »Ich danke Euch«, sagte er. »Und jetzt wollen wir diesen Ort verlassen.«
    Im Herzen der Schwarzen Berge ritten sie in das Tal von Afon Honddu ein.
    »Wie einsam es hier ist!« sagte Daria.
    Roland war so erschöpft, daß er kaum denken konnte. »Wartet erstmal ab, bis ihr die Llanthony-Abtei seht! Vor über 150 Jahren hat sie der Lord von Hereford gegründet. Aber selbst die Mönche hielten es in dieser völligen Einsamkeit nicht lange aus. Sie wanderten weiter nach Gloucester. Nur einige besonders starke Naturen harrten hier aus und trotzen bis heute der düsteren Wildnis. Sie werden uns aufnehmen. Bei ihnen finden wir ein warmes, trockenes Nachtquartier.«
    Das klang in Darias Ohren wie Musik.
    Der Prior empfing sie vor der kleinen Kirche. Als er hörte, daß der Ritter und sein jüngerer Bruder Unterkunft suchten, bot er ihnen eine winzige Zelle an. Das Abteigebäude war kalt und ohne jeden Schmuck. Daria schauderte, als sie dem Prior und Roland in den kleinen Gemeinschaftsraum folgte, wo normalerweise die 22 Mönche ihre Mahlzeiten einnahmen. Jetzt war niemand drin, denn es war schon spät, und die Mönche hatten sich zum Gebet zurückgezogen. Roland war das sehr recht. Denn leicht hätte einer erkennen können, daß Daria ein Weib war, und das hätte unerwünschte Fragen zur Folge gehabt.
    Ein kleinwüchsiger Mönch mit Kapuze brachte ihnen eine dünne Suppe mit etwas Schwarzbrot und ließ sie dann wieder allein. Das sei Bruder Marcus, sagte der Prior und verabschiedete sich ebenfalls. Das einfache Essen schmeckte Daria wie Götterspeise. Sie aß alles auf, was da war. Dann schaute sie zu Roland auf. Er wollte gerade die Hand zum Munde führen. Mitten in der Bewegung hielt er inne.
    »Was ist?« fragte sie leise auf englisch. »Habe ich Euch irgendwie beleidigt?«
    Roland schüttelte den Kopf und aß weiter.
    »Ein Bett«, sagte sie, »ein richtiges Bett!«
    Wirklich bekamen sie ein schmales Bett mit zwei Decken. Bruder Marcus hatte ihnen eine Kerze mitgegeben. Roland schloß erleichtert die Tür der kleinen

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