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Die Stimme des Blutes

Titel: Die Stimme des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Zelle hinter ihm. Dann prüfte er das Bett mit der Faust. »Ein Strohlager. Sieht ziemlich unbequem aus. Aber wenigstens haben wir Decken und brauchen nicht zu frieren.«
    »Wir?«
    »Ja«, sagte er zerstreut und zog sich die Stiefel aus. »Ach so, stört es Euch, daß Ihr mit mir in einem Bett schlafen müßt? Das begreife ich nicht. Ihr habt doch in den letzten beiden Nächten auch neben mir geschlafen.«
    Sie gab nicht gleich eine Antwort. In Wirklichkeit fand sie es wunderbar, neben ihm in einem Bett zu schlafen. Das war viel besser als das Nächtigen im Wald oder in der Höhle. »Mir macht es nichts aus, Roland. Wirklich nicht.«
    »Ist auch nicht nötig, Daria. Ich bin so müde, daß es auch nichts ändern würde, wenn Ihr die schönste Frau von ganz Wales wärt und ich der geilste aller Männer. Los, kommt unter die Decken! Wir reiten morgen in aller Frühe weiter.«
    Nur im Hemd, das glücklicherweise trocken geblieben war, schlüpfte sie unter die Decken. Er legte sich neben sie und pustete die Kerze aus. Sie lag regungslos auf der äußersten Kante.
    Das Stroh piekte sie an vielen Stellen, und sie versuchte, es sich bequemer zu machen. Nach einigen Minuten sagte Roland: »Legt Euch ganz nahe an mich, Daria! Mir ist sehr kalt. Ihr könnt mich wärmen.«
    Sie legte den Kopf an seine Schulter und die Hand auf seine Brust.
    Daran könnte ich mich sofort gewöhnen, dachte sie, und kuschelte sich noch enger an ihn.
    Mit gerunzelter Stirn schaute Roland in die Dunkelheit. Ihr Vertrauen ehrte sie, aber sie brauchte es nicht so offen zu zeigen. »So, das reicht nun aber«, sagte er. »Ihr seid nicht mein kleiner Bruder.«
    »Das stimmt«, sagte sie und schmiegte sich noch mehr an ihn.
    »Verdammt noch mal, hört damit auf! Ich bin schließlich nicht aus Stein.«
    »Aber mir ist so kalt, Roland.«
    Er schlief vor ihr ein, wachte aber bald wieder auf, als sie im Schlaf um sich schlug. Zuerst strich er ihr sanft über den Rücken.
    Als das nicht half, gab er ihr zwei leichte Backenstreiche. »Wacht auf! Ihr habt einen Alptraum!«
    Mit einem Ruck wurde sie wach und setzte sich auf. »Oh!«
    »Es ist alles in Ordnung. Seid jetzt ruhig!«
    »Ich hatte einen schrecklichen Traum. Von diesen beiden Männern. Vor allem der Große, Myrddin. Er faßte mich an und ...« Sie konnte nicht weitersprechen.
    »Hier seid Ihr in Sicherheit. Niemand kann Euch etwas tun.« Mit der Rechten strich er ihr gleichmäßig über den Rücken. »Ich beschütze Euch.«
    Im Dunkel der Nacht machte sie ihrem bitteren Zorn Luft. »Ihr sprecht mit mir wie mit einem Kind, Roland. Aber ich bin nicht Euer Kind. Es ist klar, daß Ihr mich beschützt. Ihr müßt mich ja lebend abliefern, nicht wahr? Weil mein Onkel Euch sonst kein Geld gäbe.«
    »So ist es.«
    »Ich bin eine reiche Erbin. Ich werde Euch dafür bezahlen, wenn Ihr mich nicht abliefert.«
    »Das ist doch Unsinn, Daria. Ihr kommt ja nicht an Eure Erbschaft heran. Da hält Euer Onkel den Daumen drauf. Ihr müßt Euch mit den Gegebenheiten abfinden. So soll es nun mal sein. Ihr müßt Euch so verhalten, wie es einer Frau zukommt - Euch nach den Wünschen Eures Vormunds richten. Ich bringe Euch lebend und als unberührte Jungfrau zurück.« Kaum war es heraus, hätte er sich am liebsten auf die Zunge gebissen.
    Sie reagierte so blitzschnell wie eine zustoßende Schlange. »Was wollt ihr damit sagen - als Jungfrau? Was hat das mit alldem zu tun?«
    »Nichts. Ich habe mich versprochen. Schlaft jetzt!« »Was habt ihr damit gemeint, Roland? Daß mein Onkel Wert auf meine Unberührtheit legt? So wie der Graf von Clare?«
    »Ihr sollt jetzt schlafen!«
    Ihre Faust landete auf seinem Bauch. Er stöhnte. Ihr Gesicht konnte er im Dunkeln nicht sehen, aber er spürte ihren warmen Atem an der Wange. »Ich habe gesagt, Ihr sollt schlafen, Daria. Ich will nicht, daß Ihr mir noch weitere Fragen stellt.«
    »Aber Ihr müßt mir sagen ...«
    »Ihr gehorcht wohl nicht gern, wie?«
    Ihre Nase stieß an seine. »Sagt es mir jetzt!« forderte sie ihn auf. Er schwieg.
    Mit Bedacht fuhr sie fort: »Wollt Ihr damit sagen, mein Onkel hat es zur Bedingung gemacht, daß ich ihm als Jungfrau zurückgegeben werde und daß er mich sonst nicht mehr haben will?«
    »Ja, ja, es stimmt. Er will Euch als Jungfrau zurückhaben. Seid Ihr jetzt zufrieden? Daria, Ihr könnt Euch darauf verlassen, daß ich Euch bei ihm so abliefern werde, wie Ihr aus dem Mutterleib gekrochen seid.« Sie gab keine Antwort. Sie ließ die Worte in

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