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Die Stimme des Feuers

Titel: Die Stimme des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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die Heimat von Graelam de Moreton, ihrem Gatten ... und jetzt auch ihre Heimat. Plötzlich überfiel sie so schreckliche Angst, daß sie im Sattel schwankte. Sie war in einem fremden Land und ritt zu einem Mann, den sie noch nie gesehen hatte. Es war Wahnsinn, nackter Wahnsinn. Der Mut hatte sie verlassen. Am liebsten hätte sie jetzt die Flucht ergriffen.
    »Mylady!«
    »Nein, nein«, brachte sie heraus. Sie riß sich zusammen. »Mir geht es gut, Stephen«, sagte sie lächelnd. Stephen war einer der ältesten und zuverlässigsten Gefolgsleute ihres Vaters. »Ich bin nur müde, das ist alles. Es war ja auch eine lange Reise.«
    Stephen sah sie besorgt an. Wie würde man sie empfangen? Er reckte entschlossen das Kinn. Niemand sollte seine junge Herrin beleidigen, niemand!
    Wie konnte ihr Lord Maurice diese lange Reise gestatten, ohne daß er selber sie begleitete? Nun ja, Stephen kannte natürlich den Grund. Dieser Hurensohn Geoffrey!
    »Ruht Euch eine Weile aus, Mylady!« sagte er zu Kassia. »Ich mustere inzwischen die Männer. Sie sollen einen guten Eindruck auf Lord Graelam machen.«
    Kassia nickte nur. Jedes Wort fiel ihr schwer. Sie sah, wie Stephen unter die Schar ihrer Männer ritt, mehr als zwanzig an der Zahl. Zweifellos würde er einige ausschelten, andere loben. Zum Glück war ihre Reise ohne besondere Vorkommnisse verlaufen. Räuber hätten es auch nicht gewagt, einen so starken Trupp anzugreifen. Aber sie war so müde ... Sie wollte nur aus dem Sattel und schlafen. Aber das durfte sie nicht. Sie durfte ihrem Vater und seinen Männern keine Schande machen. Kassia zwang sich, wieder aufrecht im Sattel zu sitzen.
    Geduldig wartete sie darauf, daß sich Stephen wieder neben ihr an die Spitze ihres Trupps setzte. Dann fiel ihre Stute in einen leichten Galopp.
    Sie ritten jetzt durch das kleine Fischerdorf St. Agnes. Von dort aus zog sich die zerfurchte Straße nach Osten und wand sich eine Anhöhe hinauf in Richtung auf Wolffeton. Je näher sie den dicken, starken Außenmauern der Burg kamen, um so beeindruckter und stiller wurde Kassia. Niemand kann diese Burg erstürmen, dachte sie. Sie war ordentlich stolz darauf und mußte gleich darauf über sich selber lachen. Diese großartige Burg gehörte ihr ja nicht. Ihr Blut stockte bei dem Gedanken, daß Graelam de Moreton vielleicht schon vermählt war.
    Mit erhobenem Arm gebot Stephen den Männern Halt. Kassia sah, wie er auf den Mann zuritt, der sich aus einem der hohen Türme herauslehnte. Dann verschwand der Türmer, und Stephen kam zurück.
    »Der Bursche hält mich für verrückt«, sagte Stephen grinsend. »Ich habe ihm gesagt, daß die Braut seines Herrn gekommen sei.«
    Kassia lächelte ihn freudlos an. »Es ist wirklich verrückt«, sagte sie. Dann hörte sie, wie die Zugbrücke aus dicken Eichenbohlen heruntergelassen wurde, und drehte sich um. Sie ließ Bluebell anreiten. Doch Stephen fiel ihr in die Zügel.
    »Nein, Mylady, noch nicht.«
    Schweigend beobachteten sie, wie das eiserne Fallgitter hochgezogen wurde.
    Stephen musterte sie eine Weile. »Streift die Kapuze vom Kopf, Mylady! Niemand wird uns angreifen, wenn man sieht, daß wir eine Dame unter uns haben.«
    Gehorsam schob Kassia die mit Kaninchenfell gefütterte Kapuze von den staubigen Locken.
    Stephen nickte kurz und bedeutete ihr, hinter ihm zu bleiben. Dann ritten sie über die Zugbrücke. Ohrenbetäubend dröhnten die Hufschläge auf den dicken Holzbohlen. Durch ein zweites, engeres Tor kamen sie in den inneren Burghof. Dort warteten mindestens fünfzig Männer, Frauen und Kinder, die sie schweigend anstarrten. Hähne stolzierten umher und krähten, Kühe muhten. Ein Hund verbellte laut einen schwarzen Kater. Es gab mehrere alte Nebengebäude: Küchenhaus, Wäscherei, Vorratslager. Neben einem niedrigen, strohgedeckten Stall erhob sich ein neues Unterkunftshaus. Dann erblickte sie die Krieger, die in steifer Haltung herumstanden.
    Mehr Gelegenheit, sich umzuschauen, hatte Kassia nicht. Ihr Blick fiel auf einen hochgewachsenen, recht gutaussehenden blonden Mann, der sie auf den unteren Stufen der Eingangstreppe erwartete. Ein müdes Lächeln erschien auf ihren Lippen. Ihr Vater hatte ihr gesagt, daß Lord Graelam gut aussehe. Er sah auch gut aus. Und zudem nett und freundlich.
    Sie hielten, und sie konnte ihn bewundern, wie er in eleganter Haltung die letzten Stufen herunterschritt. Er war jünger, als sie erwartet hatte. Er kam direkt auf sie zu und streckte die Arme aus, um ihr beim

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