Die Stimme des Herrn.
Elementarteilchen. Derartige Teilchen treffen aus allen Richtungen des Firmaments auf der Erde ein. Man unterscheidet zwischen Teilchen, die bei natürlichen Prozessen in den Sternen (also auch in der Sonne) entstehen, zum Beispiel beim BetaZerfall oder auch bei anderen natürlichen Reaktionen der Atomkerne, und zwischen Teilchen, die beim Zusammenstoß der Neutrinos mit den Kernen der Elemente in der Erdatmosphäre und in der Erdkruste erzeugt werden. Die Energie dieser Teilchen schwankt zwischen zehntausend und vielen Billionen Elektronenvolt. Dank der Arbeiten von Schigubow wurde die theoretische Möglichkeit entdeckt, einen sogenannten Neutrinolaser, oder auch ›Naser‹, zu bauen, der in der Lage ist, einen monochromatischen Korpuskularstrahl auszusenden. Es wäre denkbar, daß auch der Sender, der die auf der Erde empfangenen Signale sendet, nach diesem Prinzip arbeitet. Auf Grund der Arbeiten von Hughes, Lascaglia und Jeffreys wurde für die Aufzeichnung ausgewählter Energiefraktionen der Neutrinostrahlung eine Apparatur gebaut – Neutrinoinversor oder -umformer genannt –, die auf dem EinschoffPrinzip (dem sogenannten »Pseudoteilchenaustausch«) beruht und unter Ausnutzung des Sinizyn-Mößbauer-Effekts imstande ist, die Strahlenbündel mit einer Genauigkeit bis zu 30 000 eV zu filtern.
Im Verlaufe längerer Aufzeichnungen von niederenergetischen Bündeln wurde im Bereich von 57 Millionen eV einSignal künstlicher Herkunft festgestellt, das sich, in den Binär-Code umgerechnet, aus über zwei Billionen Einheiten zusammensetzt und kontinuierlich gesendet wird. Dieses Signal mit einem relativ ausgedehnten Radianten, der sich über das gesamte Alpha des Kleinen Hundes und dessen Umgebung im Radius von 1,5 Grad erstreckt, übermittelt eine Information unbekannten Inhalts und unbekannter Bestimmung. Da aller Wahrscheinlichkeit nach die Kapazität des Übertragungskanals nahezu vollständig ausgenutzt wird, erscheint das Signal als Rauschen. Daß dieses Rauschen ein Signal ist, beweist der Umstand, daß die gesamte modulierte Sequenz alle 416 Stunden, 11 Minuten und 23 Sekunden von Anfang an wiederholt wird, mit einer Genauigkeit, die mindestens der Trennschärfe der auf der Erde benutzten Apparatur gleichkommt.
Damit das Signal als künstlich erkannt und aufgezeichnet werden kann, müssen folgende Bedingungen erfüllt sein: Erstens muß die Apparatur für den Empfang der Neutrinokorpuskularstrahlung eine Trennschärfe von mindestens 30 000 eV haben und – mit einer zulässigen Abweichung von 1,5 Grad nach jeder Seite – auf den Radianten beim Procyon ausgerichtet sein. Zweitens ist aus der gesamten Neutrinostrahlung dieses Himmelssegments der Bereich zwischen 56,8 und 57,2 Millionen eV herauszufiltern. Drittens schließlich muß das Signal länger als 416 Stunden und 12 Minuten hintereinander empfangen und dann der Beginn einer Sendung mit dem Beginn der vorangegangenen Sendung verglichen werden. Falls dies nicht erfolgt, wird das empfangene Signal durch nichts verraten, daß es kein gewöhnliches (natürliches) Rauschen darstellt. Aus einer Reihe von Gründen ist das Sternbild des Kleinen Hundes für die Neutrinoastronomen eine interessante Gegend. Die erste Bedingung kann daher ziemlich umfassend dort erfüllt werden, wo sich Spezialisten befinden, die über die entsprechende Apparatur verfügen. Daß gerade dasFrequenzband der Sendung ausgewählt wird, ist schon weniger wahrscheinlich, weil die Strahlung in dieser Region 34 Maxima bei anderen Energiewerten besitzt (so viel wurden bis zum jetzigen Zeitpunkt festgestellt). Das Maximum des Bereichs von 57 Millionen eV im gesamten Strahlungsspektrum hat zwar die Form eines Zäckchens, das spitzer, das heißt energetisch besser konzentriert ist als die anderen, die bei natürlichen Prozessen entstehen, doch ist dies noch kein irgendwie wesentliches Merkmal, und in der Praxis läßt sich diese Besonderheit erst ex post feststellen, nämlich dann, wenn man schon weiß, daß das Signal im Bereich von 57 Millionen eV künstlich ist und man ihm deshalb besondere Aufmerksamkeit widmet.
Wenn wir annehmen, daß unter den vierzig Observatorien auf der Erde, die mit einer Lascaglia-Jeffreys-Apparatur ausgestattet sind, mindestens zehn den Radianten im Kleinen Hund ständig beobachten, dann beträgt die Chance, daß eines von ihnen das Signal herausfiltert, ⅓ (10:34) – caeteris paribus. Eine Aufzeichnungszeit von 416 Stunden wird jedoch eher als
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