Die Stimme des Herrn.
erwiderte, kühler als ich,die Dinge würden sich ohnehin sehr bald entscheiden, und bis dahin würde er Eeney nicht mehr über die Schwelle lassen.
Wenn ich mir das jetzt alles betrachte, sehe ich, wie unüberlegt, mehr noch, wie gedankenlos wir beide damals handelten. Ich weiß nach wie vor nicht, was wir hätten tun müssen, doch jene konspirative Tätigkeit, ich kann es nicht anders nennen, diente nur dazu, daß wir uns selbst weiter der trügerischen Vorstellung hingeben konnten, wir wüschen unsere Hände in Unschuld. Wir saßen mächtig in der Patsche. Die fortgeschrittenen Arbeiten würden sich nicht verheimlichen lassen, und wir selbst durften, auch wenn die Geheimhaltung sinnlos geworden war, sie nicht eines Tages plötzlich aufgeben. Das hätten wir entweder sofort nach der Entdeckung des »Trex« tun müssen oder nie. Beide Auswege waren, wenngleich logisch, für uns nicht gangbar. Das Bewußtsein, daß die Biophysiker sich im nächsten Quartal auf diesem »heißen« Terrain tummeln würden, trieb uns zur Eile an. Unsere Sorge um das Schicksal der Welt, um nichts Geringeres schließlich, hatte zur Folge, daß wir die Arbeiten wirklich instinktiv geheimhielten. Jetzt aus dem Versteck heraustreten, das hieß, sich den erstaunten Fragen aussetzen: »Na, schön, aber warum kommt ihr damit ausgerechnet jetzt? Habt ihr schon endgültige Ergebnisse? Warum seid ihr nicht mit den ersten gekommen?« Ich hätte nicht gewußt, was ich darauf antworten sollte.
Prothero hegte die vage Hoffnung, daß der Effekt im großen Rahmen etwas wie einen »ricochet« abgeben würde – denn darauf verwies die Ausgangstheorie. Aber erstens hatte sie sich bereits als untauglich entpuppt, und zweitens stieß sie jenes Türchen nur nach Annahme gewisser Voraussetzungen auf, aus denen sich in der Folge negative Wahrscheinlichkeiten ergaben.
Baloyne ging ich in dieser Zeit aus dem Wege, so gut ichkonnte, denn ich hatte ihm gegenüber kein reines Gewissen. Doch ihn plagten andere Sorgen. Außer Learney erwarteten wir bereits den zweiten Mann »von draußen«, beide sollten uns Ende des Monats in ihren Vorträgen aufklären, und daß Washington schon so offen zugab, »seine eigenen« Spezialisten für die »Stimme des Herrn« zu haben, die obendrein ohne jede Verbindung zu uns arbeiteten, brachte Baloyne vor allen Arbeitsgruppen in eine außergewöhnlich mißliche und schwierige Lage. Dill, Donald, Rappaport (und auch ich) waren jedoch der Meinung, er solle sein Kreuz – solche Bezeichnungen gebrauchte er bereits – bis zu Ende tragen. Im übrigen erwiesen sich die uns avisierten Männer, als sie dann kamen, beide als erstrangige Köpfe.
Jetzt war nicht mehr die Rede von irgendwelchen Budgetkürzungen beim Projekt. Es sah so aus, als sollte das Projekt, falls die ungebetenen Konsultanten mit ihren Konzeptionen die Forschungen nicht voranbrachten (was ich nicht für sehr wahrscheinlich hielt), durch die pure Ohnmacht weiterbestehen, weil angesichts der berüchtigten HSR-Klausel es niemand von oben wagen würde, irgend etwas daran zu verändern, von seinem Abbruch ganz zu schweigen.
Es entstanden persönliche Spannungen im Rat: zuerst zwischen Baloyne und Eeney, weil letzterer, davon waren wir überzeugt, von dem zweiten, dem Geisterprojekt »Ghost Voice«, gewußt haben mußte und bei aller Mitteilsamkeit nicht ein Sterbenswörtchen darüber verloren hatte – dabei hatte er Baloyne andauernd irgendwelche Artigkeiten erwiesen. Und weiter: zwischen unserer »konspirativen Zweiergruppe« und wiederum Baloyne, weil ihm ja etwas schwante; manchmal sah ich, wie sein Blick an mir hing, als erwarte er irgendwelche Erklärungen oder wenigstens Andeutungen. Doch ich lavierte nur, so gut ich konnte, sicher nicht sonderlich geschickt, denn solche Kämpfe auszutragen gehörte nie zu meinen starken Seiten. Rappaport verübelte es Rush, daß selbst er, als Erstentdecker, nicht über »Ghost Voice« unterrichtet worden war. Und so waren die Ratssitzungen durch diese Atmosphäre der Gereiztheit, des Argwohns und der Niedergeschlagenheit mehr als unangenehm. Ich quälte mich mit den Programmen für die Maschinen ab und vergeudete meine Zeit und Kraft, weil jeder x-beliebige Programmierer sie hätte ausarbeiten können, doch die Rücksicht auf »die Geheimhaltung« obsiegte.
Endlich hatte ich die Berechnungen, die Donald dringend brauchte, abgeschlossen, aber er war noch nicht fertig mit der Apparatur. Da ich nichts zu tun hatte, versuchte ich zum
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