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Die Stimmen des Flusses

Die Stimmen des Flusses

Titel: Die Stimmen des Flusses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaume Cabré
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konnte, daß alles ruhig war, nahm sie Tuca Negra in Angriff.
    »Ich zahle bar«, sagte sie.
    Das Problem für Ignasi von den Paraches war: Wenn Senyora Elisenda kaufte, ohne zu feilschen, witterte sie hinter dem Ganzen ein Geschäft, das er nicht erkennen konnte, und das brachte ihn in Harnisch. Schweren Herzens und mit mißtrauischer Miene verkaufte er ein gutes Stück von Tuca. Drei weitere Besitzer zogen das gleiche Gesicht, hielten aberebenfalls die Hand auf. Der fünfte war Rafel Agullana, der Cousin der Burés, den sie Burot nannten und der seit Jahren in Lleida lebte.
    »Nein.«
    »Ich bezahle dich gut.«
    »Was willst du damit anfangen? Ein Berg ist zu nichts nutze.«
    In Schwarz war diese Frau noch appetitlicher.
    »Ich kaufe ihn dir ab.«
    »Halbe-halbe bei dem Geschäft, das du planst, was auch immer für ein Geschäft das sein mag.«
    Kaum zu glauben, daß sie fast vierzig sein soll. Und so elegant.
    Burots Büro war vielleicht nicht so groß wie das des Gouverneurs, aber besser beleuchtet, und wies fünf Reihen nie benutzter Bücher auf. Elisenda strich mit dem Finger über den Tisch, wie um zu prüfen, ob er staubig war. Sie sah Burot in die Augen, und dieser hielt ihrem Blick stand. Man könnte sagen, sie machten halbe-halbe, wenn auch nicht so, wie er gesagt hatte. Was dann geschah, war genau geplant. Tu immer, was du tun mußt, wenn du glaubst, es tun zu müssen. Sie lächelte ihr Opfer an, stand auf und sah durch das Balkonfenster auf das gegenüberliegende Rathaus von Lleida. Sie nahm ihr Goldkettchen ab und tat es in ihre Tasche, während sie einen Schwarm Tauben beobachtete, dann drehte sie sich ohne Vorwarnung zu ihm um und knöpfte ihre schwarze Bluse auf. Ihre Unterwäsche war ebenfalls schwarz. Mit einer geschickten Handbewegung legte sie eine schneeweiße Brust frei, und die Brustwarze sah ihn an. Burot schluckte seinen Schrecken hinunter; er konnte seine weit aufgerissenen Augen nicht von der rosafarbenen Brustwarze wenden. Nach einer ganzen Weile sah er zur Tür, sah wieder auf die Brust, dann wieder zur Tür und zeigte auf sie, wie um zu sagen … Aber sie sagte leise: »Mach die Tür nicht zu, so macht es mehr Spaß«, und da hielt er es nicht mehr aus und begann, an ihrer Brustwarze zu saugen. Sie streichelte sachtüber Agullanas beginnende Glatze, weil sie wußte, daß jede ihrer Bewegungen ihr einen Hektar einbrachte.
    Während sie versuchte, die andere Brust ins Spiel zu bringen, klopfte es leise an die halb geöffnete Tür. Mit einer herrischen Geste, die bewies, daß sie ihn schon in der Tasche hatte, bedeutete sie Agullana, zu tun, was er tun mußte, und er rief: »Herein, Carme.« Sie warf sich die Jacke über und hielt sich das Dossier vor ihre ungeordnete Kleidung.
    Carme brachte ihm die Mappe mit den Ausgängen, und er verfluchte sich selbst dafür, daß er ihr gesagt hatte, sie solle hereinkommen,sobald die Post fertig sei.Kaum war die Sekretärin wieder hinausgegangen, legte Elisenda das Dossier auf den Tisch, ließ ihre gequetschte Brust sehen und wartete ab.
    »Ich verkaufe nicht«, sagte Agullana, und sie lachte auf, so selbstsicher, daß er erschrak.
    »Es gibt noch mehr zu erforschen.« Sie zeigte auf sich selbst.
    »Hier nicht. Ich bin zu abgelenkt.«
    Senyora Elisenda öffnete ihre Tasche und zog einen Schlüssel mit dem Namensschild eines Hotels und einer Zimmernummer hervor. Sie knöpfte ihre Bluse zu, stand auf und sagte im Hinausgehen, ohne sich umzudrehen: »In einer halben Stunde.«
    In dem gesegneten Hotelzimmer erlebte Rafel Agullana den feurigsten Nachmittag seines Lebens. Er erstürmte nicht etwa den Gipfel des Montsent oder den Altars, sondern den legendären und bis dahin unerreichbaren Körper von Senyora Elisenda Vilabrú von Casa Gravat in Torena, und das war den Verkauf des Walds von Pardiner und den Hügel von Grossa zu einem guten Preis wert. Und er hätte noch mehr verkauft, wenn er mehr gehabt hätte, denn Rafel Agullana war ein leidenschaftlicher Mann, und während er Elisendas Brüste drückte, fühlte er sich wie der Herr über die Welt, über die beiden Halbkugeln, über den Ruf, den diese einzigartige Frau sich verdiente, und das einzig Dumme daran war, daß seine Bekannten ihm nicht glauben würden.
    Als sie wieder in seinem Büro waren, um das Geschäft zu besiegeln, wollte Agullana einen Rückzieher machen. Er sagte, er könne nicht verkaufen, er müsse das zunächst mit seiner Frau bereden.
    »Nein. Du verkaufst, oder ich berede es mit

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