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Die Strafe - The Memory Collector

Titel: Die Strafe - The Memory Collector Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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eindeutig nach verbranntem Polyester. Selbst in der Abenddämmerung konnte sie einen schwarzen Fleck zwischen den Ohren erkennen. Beunruhigt wandte sie sich wieder dem Fenster im ersten Stock zu. Plötzlich blitzte in dem schwarzen Rahmen ein gelbes Licht auf.
    »O Mist.«
    Das Licht verschwand. Dann blühte es erneut auf, flackerte und erlosch.
    »Er hat ein Feuerzeug.«

    Jo stürzte in die Küche, Tina dicht hinter ihr. Sie öffnete eine Schranktür und griff nach einem Schlüsselbund, der dort hing.
    »Ferd arbeitet im Compurama in der Geary Street. Ruf ihn an, er soll sofort kommen.«
    Der kürzeste Weg zu Ferds Haus war direkt über den Zaun. Jo stürmte durch den Garten, packte den Querbalken und kletterte hinüber. Mit einem Plumps landete sie auf Ferds Rasen und rannte zur Hintertür. Während sie die Stufen hinaufpreschte und schon nach dem richtigen Schlüssel suchte, schoss oben eine weitere Spielzeugrakete aus dem Fenster. Ein Vogel in bunten Farben. Entweder hatte er ein äußerst lebendiges Funkeln im Auge, oder er brannte.
    Verdammt. Ein Molotowkakadu.
    Hastig schloss sie auf und sprintete durch Ferds unbeleuchtete Küche zur Treppe. Sie nahm immer zwei Stufen gleichzeitig.
    Oben war es dunkel. Am Ende der Treppe stoppte sie und tastete nach einem Lichtschalter an der Wand. Weiter vorn führte eine halb geöffnete Tür zur Abschussrampe für Plüschtiere.
    Aus leidvoller Erfahrung wusste sie, dass es bei einem Gegner mit erbsengroßem Gehirn und opponierbaren Daumen vor allem darauf ankam, seine Bewegungsfreiheit einzuschränken. Das hieß, er musste in ein Zimmer gesperrt werden, dessen Tür und Fenster verriegelt waren.
    Aber sie durfte nicht einfach die Tür am Ende des Gangs zuschlagen. Wenn sie das tat, konnte Mr. Peebles trotzdem das Haus abfackeln. Sie musste hineingehen und ihm das
Feuerzeug abknöpfen, bevor er durchs Fenster flüchtete, um den Nachbarn brennende Stofftiere in den Briefkastenschlitz zu stecken.
    Vielleicht hatte Ferd doch Recht. Vielleicht gab es wirklich ein Affenvirus.
    Eines, das sie in den Wahnsinn trieb.
    Auf leisen Sohlen näherte sie sich der Tür. In der Dunkelheit dahinter hörte sie gurrende Laute und das Klicken eines Feuerzeugs. Im Türschloss steckte eine Haarklammer. Der kleine Soziopath hatte herausgefunden, wie man ein Schloss knackte.
    Sie schlüpfte ins Zimmer und machte hinter sich zu.
    Mr. Peebles hockte auf dem Schreibtisch vor dem offenen Fenster. Seine winzigen Finger drehten am Rad des Feuerzeugs. Wehrlos vor ihm ausgebreitet lag sein nächstes Opfer, ein Plüschhund. Als die Tür zuklappte, erstarrten die emsigen Hände, und sein Kopf fuhr herum. In seinen Augen glomm der Schimmer ferner Straßenlaternen.
    Reglos wie ein Ölgötze saß er da. Ein kleiner, haariger, durchgedrehter Götze, der nur vielleicht gegen Tollwut geimpft war. Jo schlich sich näher.
    Mit einem Schrei schleuderte er das Feuerzeug zum Fenster hinaus - wie ein ertappter Dealer, der sich seiner Ware entledigt. Dann packte er den Plüschhund und sprang auf eine Stehlampe. Sofort durchquerte Jo das Zimmer und knallte das Fenster zu. Mit dem Stofftier an der Brust hüpfte Mr. Peebles auf ein Bücherregal.
    In der Ecke stand ein umgeworfener Plastikkorb. Der Deckel war heruntergerissen, und Dutzende von Beanie
Babys hatten sich auf den Boden ergossen. Einige von ihnen waren in Stücke zerfetzt. Andere …
    »Du kleines Scheusal.«
    Sie waren … zu Tode geliebt worden. Eine widerliche Erinnerung stieg in ihr hoch. Barry White mit »Can’t Get Enough of Your Love, Babe«.
    Auf einem Lehnstuhl ruhte ein weiterer völlig derangierter Liebling. Aber falls Tickle Me Elmo seinen Abend in Mr. Peebles’ Gesellschaft mit einer Zigarette begehen wollte, hatte er kein Glück. Das Feuerzeug war fort.
    »Kannst du nicht einfach in die Schuhe pinkeln wie ein normales Haustier?«
    Entweder hatte Ferd Tomaten auf den Augen, oder er wollte nicht wahrhaben, dass die Probleme seines Seelenhelfers nichts mit Viren, sondern mit Hormonen zu tun hatten. Sie schaute sich um. Keine World-of-Warcraft-Aufkleber, kein klingonisches Wörterbuch. Im Bücherregal standen Bildbände über Italien. Dieses Büro gehörte nicht Ferd, sondern den Hauseigentümern. Und die Sammlerstücke wahrscheinlich ebenso.
    Mr. Peebles schnaubte und starrte sie an. Als sie nach ihm haschte, flog er ihr beinah in die Arme. Er schmiegte sich um ihre Schulter, klammerte sich mit drei Gliedmaßen an ihren Pullover und mit der vierten an

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