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Die strahlenden Hände

Die strahlenden Hände

Titel: Die strahlenden Hände Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Dann hat sie mich gestreichelt und gerufen: Ha, da ist etwas hart! – Jungs, das müßt ihr auch erleben!‹ – Genauso wird es Roemer von sich geben, um nach außen hin seine Stärke zu demonstrieren. Aber von allen Seiten werden sie dann angefahren kommen. Die Katastrophe ist nicht mehr aufzuhalten.«
    »Corinna wird keinen empfangen. Dafür werde ich sorgen.«
    »Sie werden das Haus belagern wie einst die Türken die Tore von Wien. Allein das genügt. Wie lange bist du jetzt in Hellenbrand? Über ein Viertel Jahrhundert! Und du kennst deine Mitmenschen noch immer nicht? Eine Gesundstreichlerin in unserem Ort? Eine Gesundbeterin? Eine Wunderheilerin? Eine moderne Hexe? Ich wette mit dir: Hier wird das Mittelalter wieder auferstehen. Die Zeit wird sich zurückdrehen um Jahrhunderte. Nur verbrennen wird man Corinna nicht. Aber man wird sie wegtreiben und euch alle wie Pestkranke meiden. Ja, auch den beliebten Lehrer Doerinck … er ist doch der Vater der Hexe! Und seine Ljudmila … die hat man ja schon immer etwas scheel angesehen. Eine Russin in Hellenbrand! Neunundvierzig Männer von Hellenbrand sind in Rußland gefallen, und da bringt uns dieser Doerinck eine Russin in den Ort! Und das ist auch noch der Lehrer unserer Kinder! Ja, wo leben wir denn?« Dr. Hambach holte tief Luft. »Stefan, ich habe es dir bisher verschwiegen: Als du mit Ljudmila nach Hellenbrand kamst, um deine Lehrerstelle anzutreten und es bekannt wurde, daß die Lehrersfrau Russin ist – da ist eine Abordnung der Eltern nach Münster zum Schulrat gefahren und hat sich beschwert.«
    »Das … das ist doch nicht möglich«, sagte Doerinck stockend. »Ich habe nie etwas davon erfahren, es nie gemerkt. Immer waren alle freundlich zu mir. Ja, herzlich waren sie. Ich bin der beliebteste Lehrer, das haben sie immer wieder gesagt.«
    »Was man einem ins Gesicht sagt und was man wirklich über ihn denkt, sind zwei völlig verschiedene Stiefel. Damals hat der Schulrat die Elternabordnung kurz abgefertigt, und es ging über fünfundzwanzig Jahre lang gut. Aber wenn jetzt die Tochter des Lehrers mit der russischen Frau auch noch eine Wunderheilerin ist, dann laufen alle Fässer über. Darum habe ich Angst, Stefan.«
    »Soll ich Roemer nachfahren und noch einmal mit ihm reden?«
    »Was willst du ihm sagen? Vergessen Sie, daß Sie nur noch ein Jahr zu leben haben? Nehmen Sie es nicht so ernst? – Das ist doch absurd! Wie würdest du denn darauf reagieren?«
    »Ich würde von Arzt zu Arzt laufen und Diagnosen sammeln.«
    »Und alle werden lauten: So ziemlich hoffnungslos. – Was kommt dann?«
    Doerinck schwieg. Was dann geschehen würde, war ihm völlig klar, und deshalb nickte Hambach auch in sein Schweigen hinein.
    »Genau das, Stefan, was du jetzt denkst. Roemer kommt zu Corinna zurück und sagt: Versuchen Sie es mit mir. Sie sind meine letzte Rettung!«
    »Bei ihm kann auch Corinna nicht mehr helfen. Da nicht!«
    »Angenommen: Sie kann helfen! Wie, weiß ich nicht, ist auch völlig ausgeschlossen, vom Medizinischen her – aber nehmen wir an: Corinna kann es. Was dann?«
    »Nicht auszudenken«, sagte Doerinck leise. »O mein Gott, das kann keiner mehr überblicken, daraus wird eine Lawine.«
    »Vielleicht gibt es einen Winkel im Urwald am Rio Xingu, wo sich Corinna noch verstecken kann. Da wird man sie zur Göttin machen. Aber in der Zivilisation wird sie keine Ruhe mehr bekommen.«
    »Warum ist euch die Ruhe so viel wert?«
    Hambach und Doerinck fuhren herum. Hinter ihnen, in der Küchentür, stand Corinna und hielt in beiden Händen einen großen Glasteller. Der in Streifen geschnittene Birnenkuchen duftete verführerisch nach Zimt. »Mamuschka ist beleidigt, wenn wir ihren Kuchen liegenlassen. Kommt ihr essen?«
    »Du hast alles gehört, Cora?« Doerinck sah seine Tochter etwas verlegen an.
    »Fast alles. Seit fünf Minuten alles.«
    »Du mußt mir recht geben, Cora, wenn ich behaupte …« Dr. Hambach schwieg sofort, als Corinna den Kopf schüttelte. Ihre schwarzen Haare wehten dabei über ihr Gesicht.
    »Nein, Onkel Ewald. Es tut mir leid. Nein! Was habe ich denn getan? Ich habe Mama gerettet, ist das ein Verbrechen? Ich habe dich von deiner Prostatitis befreit, war das nicht gut? Wovor soll ich mich verstecken?«
    »Vor den Menschen, Kind!«
    »Weil ich sie heilen kann?«
    »Seit wann weißt du eigentlich, daß du diese … diese Strahlungen hast? Bio-Plasma oder Telekinese oder Bio-Energie oder wie man das sonst nennt.«
    »Ich weiß, Papa«,

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