Die Strandhochzeit
einfach, das Ganze ist für mich noch nicht erle digt." Durchdringend sah er sie an. „Trotzdem werde ich gehen, wenn Sie es wollen."
Holly spürte, dass sie gezwungen war, ihm eine Antwort zu geben. „Nein. Bitte bleiben Sie", bat sie ihn widerstrebend.
„Holly!" rief Gilbert ungeduldig.
„Gehen Sie ruhig." Jack machte es sich auf seinem Stuhl bequem und lächelte zufrieden, als hätte sie ihn angefleht zu bleiben - und als hätte er sich gnädig dazu bereit erklärt.
Am liebsten hätte sie vor Wut geschrien. Als sie Gilbert ein weiteres Mal energisch rufen hörte, warf sie Jack noch einen resignierten Blick zu und lief schnell zwischen den Tischen hindurch.
„Tobacco wird sich verspäten, und Jerry ist gleich fertig", sagte Gilbert. „Hol deine Flöte."
Ramon atmete tief durch. „Einen Moment lang dachte ich, sie würde dich wegschicken."
Jack lächelte. „Ich wusste ja, dass sie sehr eigensinnig ist", bemerkte er zufrieden.
Sie aßen eine Pastete und bestellten dann einen marokkanischen Schmortopf. Eine Musikerin betrat die kleine Bühne. Ihr goldbraunes Haar war zu einem langen Zopf geflochten, und sie hatte eine silbern glänzende Querflöte in der Hand.
Ramon verschluckte sich fast an seinem Wein, als er sie sah. Jack dagegen blieb ungerührt. Doch als sie das Instrument an die Lippen setzte und ein Blues-Riff zu spielen begann, das an ein Saxofon erinnerte, kniff er die Augen zusammen.
„Sie scheint sehr vielseitig begabt zu sein", stellte Jack nachdenklich fest.
Anschließend lauschte er schweigend der Musik. Als Holly ihr Solo beendet hatte, stimmte ein anderer Musiker auf einem Keyboard mit ein. Ihre heißen Salsarhythmen brachten einige Gäste dazu, aufzustehen und zu tanzen. Jack drehte seinen Stuhl ein wenig, so dass er weiterhin die Musiker betrachten, gleichzeitig aber auch ein Auge auf den Eingang haben konnte.
Der Kellerraum füllte sich. Die Kellner zwängten sich zwischen den Tischen hindurch.
Auf ihren übervollen Tabletts transportierten sie Teller mit Essen, Flaschen und kurze Weingläser. Der Raum war erfüllt von Stimmengewirr und Gelächter, und die Musik wurde lauter.
„Hier ist es gar nicht schlecht", rief Ramon und wischte die letzten Tropfen Soße mit einem Stück des knusprigen Baguettes auf.
Und tatsächlich schien die ausgelassene Stimmung alle Gäste anzustecken, bis auf Jack. Holly bewegte sich leichtfüßig im Takt und spielte so konzentriert, dass sie nichts außer der Musik wahr zunehmen schien. Und als ein stämmiger Mann den Raum betrat und sich vom Treppenabsatz aus im Raum umblickte, bemerkte ihn niemand - außer Jack.
Er war bereits aufgesprungen, bevor Ramon bemerkt hatte, was vor sich ging.
„Besorg uns ein Taxi", rief Jack ihm über die Schulter zu und rannte zur Bühne.
„Warte hinter dem Gebäude auf uns. Und beeil dich!"
Holly standen Schweißperlen auf der Stirn, und so war sie erleichtert, als der Keyboardspieler ihr mit einem Handzeichen ankündigte, dass er nun ein Solo spielen würde. Sie nahm die Flöte von den Lippen. Als die Zuschauer laut Beifall klatschten, verbeugte sie sich lachend.
Doch plötzlich spürte sie eine große Hand auf ihrem Arm.
„Es ist Zeit, zu gehen."
Erschrocken wandte sie sich um. Es war allerdings nicht Brendan, sondern Jack. Er hielt sie fest, als würde sie ihm gehören.
„Ihr überaus sympathischer Schwager ist soeben hereingekommen", erklärte er.
„Wollen Sie hier bleiben und ihn zum Zweikampf herausfordern, oder wollen Sie lieber weglaufen?"
Holly war wie versteinert, und plötzlich begann sie, am ganzen Körper zu zittern, erfüllt von jener unsagbaren Angst, die sie so lange nicht mehr verspürt hatte. Sie strich sich die zerzausten Locken aus der Stirn und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen.
„Ich .... ich weiß nicht", erwiderte sie verwirrt.
„Dann sollten Sie sich schnell entscheiden, bevor Ihr Schwager Sie findet."
Holly sah zu Brendan hinüber, der nach und nach alle Kellner betrachtete. Den Musikern hatte er bisher noch keine Aufmerksamkeit geschenkt. Er hat meine Musik nie ernst genommen, dachte sie, erfüllt von schmerzlichen Erinnerungen. Keiner von ihnen hatte das getan.
In diesem Moment entdeckte Brendan sie. Er rannte die Stufen hinunter und zwängte sich zwischen Tischen und Kellnern hindurch. Jack stieß einen ungeduldigen Laut aus und zog sie mit sich durch die Schwingtüren in die Küche. „Keine Angst", sagte er leise,
„ich bringe Sie hier raus."
Gilbert
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