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Die Strasse ohne Ende

Die Strasse ohne Ende

Titel: Die Strasse ohne Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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die Unterredung. Ich mußte lächeln. Um uns die flimmernde Wüste, hinter mir ein versandeter Brunnen, über uns eine flammende Sonne – und da stehen wir nun, wir kleinen Menschen, wir armseligen Wichte, in dieser Landschaft und beginnen, eine nach gesellschaftlichen Regeln aufgebaute Konversation zu treiben! Auch Dr. Djaballah schien das zu spüren: Er lächelte zurück und setzte sich zu mir auf den Brunnenrand, während Amar Ben Belkacem vor uns stehen blieb und seine Arme über der Brust verschränkte.
    »Ihre Pläne sind gut«, meinte Dr. Djaballah.
    »Ich weiß.«
    »Sie sind hervorragend. Das Beste, was ich bisher über das Bewässerungsproblem der Sahara gesehen habe! Alle Theorien, wie Senkung des Mittelmeerspiegels und Umpumpen des Wassers in das Becken der Wüste, die Anlage von artesischen Brunnen als Station von Wassergräben, Elektropumpen, die aus dreihundert Meter Tiefe das Grundwasser emporsaugen – das ist alles sinnlos und viel zu kostspielig, um realisiert zu werden. Es gibt für die Sahara nur eine Möglichkeit, und die haben Sie gefunden, Dr. Sievert.«
    »Ihre Ansicht ehrt mich, Dr. Djaballah«, antwortete ich höflich. »Leider merke ich nichts von Anerkennung in bezug auf meine persönliche Freiheit.«
    »Das ist die Tragik des Entdeckers. Ihre Gefangenschaft ist eine persönliche Anordnung Babaâdour Mohammed Ben Ramdans.«
    »Das weiß ich. Auch die Gründe habe ich in diesen zwei Jahren hundertmal gehört.«
    Dr. Djaballah nickte. »Ich zweifle nicht, daß Ihre überraschende Intelligenz sie voll anerkennt.«
    »Erwarten Sie darauf wirklich eine Antwort?« fragte ich.
    Dr. Djaballah schüttelte den runden dicken Kopf. Er ließ seine kurze fette Hand klatschend auf seinen Schenkel fallen und nickte zu Amar Ben Belkacem hin, der bis jetzt stumm unserer Unterhaltung gefolgt war.
    »Warum ich aus El Hamel zu Ihnen komme, hat einen besonderen Grund, Dr. Sievert. Amar ließ mir sagen, daß Babaâdour die Geduld verloren hat und für eine schnelle Beseitigung Ihrer Person eintritt. Doch das ist gegen den Willen des Marabuts. Auch ich halte dies für verfrüht.«
    »Verfrüht – das haben Sie nett gesagt«, bemerkte ich mit einem zitternden Sarkasmus. »Hier in der Wüste spricht man über Leben und Tod wie über die Dattelernte, und mehr ist es ja auch nicht. Was gilt schon ein Leben in der Sahara?«
    Dr. Djaballah ging auf meine Bemerkung nicht ein. »Wir haben uns sogar entschlossen, Sie von jetzt an zu beschäftigen. Sie sollen ins Hoggar gebracht werden, um dort nach Wasseradern zu suchen. Finden Sie welche, so werden Ihnen alle Mittel zur Verfügung stehen, diese Gebiete zu bewässern.«
    »Ins Hoggar?« staunte ich ehrlich. »Dieses Mondgebirge in der Wüste?«
    »Ganz recht. Dort brauchen wir eine Basis, verstehen Sie? Frankreich hat unsere Küste genommen, wir werden das Innere der Sahara nehmen! Was wir brauchen, ist nur Wasser. Können wir – oder besser Sie, Dr. Sievert – im Hoggar eine große Oase schaffen, die für hunderttausend Krieger eine Aufmarschbasis bildet, so haben wir Afrikaner den Kampf um unser Land gewonnen! Wir bieten Ihnen dann die völlige Freiheit und eine Anerkennung für alle erlittenen Strapazen in Höhe von zweihundertfünfzigtausend Dollar! Ein glattes Geschäft, Herr Doktor. Die Befreiung des Schwarzen Erdteils!«
    »Ermöglicht durch einen Weißen … Das ist ein Witz, Dr. Djaballah.«
    »Nein, das ist höchstens eine Tragik unserer Unzulänglichkeit! Aber wir werden lernen, lernen, lernen, wie wir es schon seit Jahrzehnten tun. Wir werden unsere besten Köpfe nach Europa schicken und ihnen nicht zwei, sondern hundert Augen und hundert Gehirne mitgeben! Und wir werden siegen, wenn nicht in diesem, dann im nächsten Jahrhundert! Was sind fünfzig oder hundert Jahre für die Sahara? Für Europa aber bedeuten sie Umschichtungen und neue Kriege, durch die wir nur gewinnen können.« Dr. Djaballah sah mich groß an. »Sie sind einverstanden?«
    Ich hob die Schultern. Was sollte ich anderes tun? »Ich bin in Ihrer Hand«, sagte ich langsam. »Ich habe nur zu wählen zwischen ja – das ist das Leben – und nein – das wäre der Tod!«
    »Sie haben Ihre Lage gut durchschaut«, nickte Dr. Djaballah. »Was darf ich dem Marabut melden, Dr. Sievert?«
    »Ich ziehe zum Hoggar. Aber ich brauche Material, Forschungsgeräte, Assistenten.«
    »Man wird Ihnen alles geben. Ihre eigenen Geräte sind bei uns aufgehoben. Sie erhalten sie wieder. Assistenten werden in

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