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Die Strasse ohne Ende

Die Strasse ohne Ende

Titel: Die Strasse ohne Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Einleitung.
    »Ja. Er zwang mich die Treppe hinauf!«
    »Auf meinen Wunsch! Sie dürfen das Hotel nicht allein verlassen.«
    Hilde sprang vom Bett und baute sich vor Omar auf. Sie blickte in seine runden Augen, sah die dicken Lippen und das feiste Kinn, und Ekel übermannte sie. »Ich bin keine Gefangene!« schrie sie. »Ich bin als freie Tänzerin engagiert worden!«
    »In Berlin, Mademoiselle.«
    »Für Afrika!«
    Omar winkte ab. »Ich weiß, ich weiß – das sagen alle, die ankommen! Man hat Ihnen die näheren Bedingungen nicht genannt. Ich habe Sie über eine Agentur engagiert, zu meiner freien Verfügung.«
    Langsam wich Hilde vor Omar zurück. Plötzlich begann sie zu verstehen, und ein heilloses Grauen überwältigte sie. »Dann sind wir alle … in Ihrer Hand?«
    »Ja. Es ist nützlich für alle Teile, wenn man sich darüber vollkommen im klaren ist. Selbstverständlich werden Sie tanzen, aber nicht in Algier. Auch in den Oasen der Sahara gibt es Männer, die eine weiße Frau begehren.«
    »Das ist Mädchenhandel!« schrie Hilde entsetzt auf.
    »Die Europäer gebrauchen immer solche harten Worte.« Omar schüttelte den Kopf. »Ich habe Sie nicht nur engagiert. Nach den Gesetzen des Landes sind Sie meine Sklavin. Ich habe Sie gekauft!«
    »Eben sagten Sie: engagiert!«
    »Das war ein Sprachfehler. Ich habe Sie gekauft.«
    »Von Baron von Pertussi?«
    »Ganz recht. Er hat gut daran verdient.«
    Hilde schwankte leicht und mußte sich an der bröckelnden Wand einen Halt suchen. »Ihr Bestien!« stammelte sie.
    »Der eine verdient sein Vermögen mit Tomaten oder Bananen, ich das meine mit schönen Mädchen! Wo ist da ein großer Unterschied? Handel ist Handel. Mohammed verbot ihn nicht. Er allein ist für uns maßgebend, nicht Ihre einengenden europäischen Gesetze. Jeder Handel hat Berechtigung auf der Erde; womit man handelt, das ist völlig gleichgültig! Wenn man Kamele und Schafe verkauft, warum nicht auch Menschen?« Omar blinzelte ihr zu, in seinem Gesicht stand Gemeinheit. »Ist er nicht auch ein Herdentier, der Mensch?« fragte er höhnisch.
    »Was geschieht mit mir?« Hilde starrte den dicken Araber mit vor Angst geweiteten Augen an. »Werden Sie mich weiterverkaufen?«
    »Aber nein. Das wäre kein Geschäft. Sie werden zunächst tanzen. Wo, das erfahren Sie noch. Auf keinen Fall aber in Algier. Das ist mir zu gefährlich. – Wer ist eigentlich der Mann, der mich am Hafen belästigte?« Omars Gesicht war voll lauernder Spannung. »Ihr Verlobter?«
    »Ja.«
    »Und was macht er in Algier?«
    Hilde spürte die Gefahr, die für Dr. Handrick in der Beantwortung dieser Frage lag. Sie warf den Kopf zurück und sah Omar stolz an. »Darauf erwarten Sie doch keine Antwort, Sie Scheusal?«
    »Wie Sie wünschen. Wir werden auch ohne Sie erfahren, wer er ist! Meine Agenten sind schon unterwegs, um ihn aufzuspüren.«
    »Und wenn … wenn Sie ihn gefunden haben?«
    Omar erhob sich. Er ging bis zur Tür, ehe er antwortete. »Ich glaube, wir werden ihn nach dem Gesetz der Wüste behandeln. Er ist ein Weißer, und wir hassen jeden Weißen wie den Tod.« Er verließ das Zimmer und warf die Tür hinter sich zu.
    Verzweifelt warf sich Hilde auf das Bett und verkrampfte die Finger in die Decken. Im Hof, vor den Fenstern, heulte der große Bluthund, der das Haus während der Nacht bewachte.
    Soll das mein Leben sein? dachte sie. Freiwild für Araber und Berber, von Oase zu Oase geschleppt, tanzen und mißhandelt werden, eine Sklavin dieser erbarmungslosen Menschen, ohne Hoffnung, jemals die Freiheit wiederzusehen?
    Ein wahnsinniger Gedanke kam ihr. Sie sprang auf und trat ans Fenster. Der Bluthund jaulte und stellte sich mit tropfenden Lefzen auf. Seine Augen funkelten in der Dunkelheit wie glühende Punkte. Als sie sich etwas vorbeugte, legte er die Vorderpfoten an die Hauswand. Er war jetzt still, lauschte, beobachtete die Frau am Fenster. Sein Atem hechelte.
    Wenn ich mich jetzt fallen lasse, mitten in dieses Maul hineinfallen lasse, ist alles vorbei. Ein paar Sekunden Schmerz, dann bin ich zerrissen, und alles Leid hat aufgehört, bevor es noch angefangen hat. Sie sah in den Rachen des Hundes; der Schein ihrer Öllampe fiel auf seine Schnauze und ließ die langen, spitzen Zähne blinken. Dick hing die Zunge zwischen ihnen; es war, als sei der Gaumen rot, gefärbt mit dem Blut schon Zerfleischter.
    Doch ihr fehlte der Mut. Sie wandte sich ab und schloß das Fenster mit den zersprungenen Scheiben. Müde und hoffnungslos

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