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Die Stripperinnen vom Burbank und 16 andere Stories

Die Stripperinnen vom Burbank und 16 andere Stories

Titel: Die Stripperinnen vom Burbank und 16 andere Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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Burkhart.
»90 Stapel«, sagte ich.
»76 Stapel«, sagte Burkhart.
»90 Stapel«, sagte ich.
»80 Stapel«, sagte Burkhart.
»Is gebongt«, sagte ich.
Burkhart holte Papier und Bleistift heraus und berechnete uns Wein und Essen, Fahrt und Unterkunft. Pops und ich kamen jeder mit 18 Dollar für fünf Tage Arbeit raus. Wir nahmen sie. Und kriegten auch noch eine Freifahrt zurück in die Stadt. Freifahrt? Burkhart hatte uns reingelegt nach sämtlichen Regeln der Kunst. Aber wir konnten vom Gesetz keine Hilfe erwarten, denn wenn man kein Geld hatte, dann funktionierte das Gesetz nicht.
    »Weiß Gott«, sagte der Alte, »jetzt sauf ich mir einen an. Jetzt sauf ich mir aber so richtig einen an. Du auch, Kid?« »Ich glaube nicht.«
    Wir gingen in die einzige Bar der Stadt und setzten uns hin. Pops bestellte sich einen Wein, ich ein Bier. Der Alte fing wieder von seiner Ehemaligen an, und ich setzte mich ans andere Ende der Bar ab. Eine Mexikanerin kam die Treppe herunter und setzte sich neben mich. Warum kamen sie eigentlich immer so die Treppe herunter, wie im Film? Ich kam mir richtig vor wie in einem Film. Ich bestellte ihr ein Bier. Sie sagte »Ich heiße Sherri«, und ich sagte »Das ist kein mexikanischer Name«, und sie sagte »Muß es ja nicht sein«, und ich sagte »Da hast du auch wieder recht«.
    Mit ihr nach oben zu gehen kostete fünf Dollar, und sie wusch mir nicht nur vorher den Schwanz sondern auch hinterher. Sie benutzte dazu eine kleine weiße Schüssel mit aufgemalten Küken, die sich rings um die Schüssel jagten. Um das zu verdienen, was sie in zehn Minuten anschaffte, mußte ich einen ganzen Tag arbeiten und noch einige Überstunden dranhängen. Finanziell gesehen war man mit einer Möse eindeutig besser dran als mit einem Schwanz.
    Als ich die Treppe herunterkam, war dem Alten schon längst der Kopf auf die Bar gesunken. Es hatte ihn erwischt. Wir hatten den ganzen Tag noch nichts gegessen, und er
    keine Widerstandskraft. Ein Dollar und ein paar Münzen lagen neben seinem Kopf. Einen Augenblick lang dachte ich daran, den Alten mitzunehmen, aber ich konnte ja nicht einmal für mich selbst sorgen. Ich ging hinaus. Es war kühl draußen. Ich ging nach Norden.
    Es tat mir leid, daß ich Pops da zurückließ, als leichtes Opfer für die Aasgeier dieser Kleinstadt. Dann fragte ich mich, ob seine Frau jemals an ihn dachte. Ich sagte mir, daß sie es nicht tat; und wenn, dann wohl kaum in der Art, wie er an sie dachte. Die ganze Erde war voll von traurigen malträtierten Menschen wie er. Ich brauchte einen Platz zum schlafen. Das Bett der Mexikanerin war seit drei Wochen das erste Bett, in dem ich gelegen hatte.
    Einige Nächte später war ich um die Erkenntnis reicher, daß die Splitter in meiner Hand zu schmerzen begannen, es kalt wurde. Ich konnte jeden einzelnen genau
    spüren. Und es wurde weiß Gott kalt. Ich kann nicht sagen, daß ich einen Haß auf die ganze Menschheit hatte, aber ich verspürte einen gewissen Ekel, der mich von den Kunsthandwerkern und Händlern und Lügnern und Liebhabern trennte; und heute, Jahrzehnte später, verspüre ich noch den gleichen Ekel. Natürlich, das hier ist nur die Geschichte eines Einzelnen und seiner Einstellung zu den Realitäten des Lebens. Wenn Sie weiterlesen, werden Sie vielleicht die nächste Story lustiger finden. Ich hoffe es.
MAJA THURUP
    Über die Sache war in Presse und Fernsehen ausführlich berichtet worden, und nun sollte die Lady ein Buch darüber schreiben. Die Lady hieß Hester Adams, zweimal geschieden, zwei Kinder. Sie war 35, und man konnte vermuten, daß dies ihr letzter Versuch war. Es zeigten sich die ersten Falten, der Busen war schon seit einiger Zeit am Abschlaffen, die Waden wurden dick, man sah den Ansatz zu einem Bauch. Ganz Amerika war beigebracht worden, daß Schönheit allein in der Jugend beheimatet war, besonders beim weiblichen Geschlecht. Doch Hester hatte die dunkle Schönheit der Enttäuschung und der nahenden Resignation; das kroch überall auf ihr herum, die nahende Resignation, und gab ihr ein gewisses sexuelles Etwas, wie man es
    einer verzweifelten und langsam verblühenden Frau antrifft, die allein in einer Bar voll Männer sitzt. Hester hatte sich umgesehen, beim amerikanischen Mann wenig Anzeichen von Entgegenkommen festgestellt und einen Flug nach Südamerika gebucht. Sie war in den Dschungel gegangen mit ihrer Kamera, ihrer Reiseschreibmaschine, ihren dicker werdenden Waden und ihrer weißen Haut und
    sich einen

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